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„Nikotinpflasterjunkies sind ausgesprochen selten“

Eine exklusive Fragestunde beim Vape Professor

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Wir haben schon mehrfach über Professor Doktor Bernd Mayer berichtet. Er leitet nicht nur den Bereich Pharmakologie und Toxikologie am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften in Graz. Sondern er ist auch Vaper und einer der prominentesten Verfechter des Dampfens in der derzeit stattfindenden Debatte. Vor zwei Wochen erst sprach er vor dem Ausschuss des deutschen Bundestages.
Er hat sich die Zeit genommen uns ein einige Fragen zu beantworten.

vapers.guru: Du warst ja wirklich von quasi der ersten Stunde an dabei. Wie bist Du selber zum Dampfen gekommen?

Prof. Dr. Mayer: Im Frühjahr 2006 hat mich ein gewisser Renatus (René) Derler in meinem Büro aufgesucht und mir ein Zigarren-ähnliches Gerät der chinesischen Firma Ruyan [Firma des Erfinders der heutigen E-Zigarette, Anm. d. Red.] vorgeführt, mit dem man in Kartuschen eingebrachte nikotinhaltige Lösungen verdampfen und damit das Rauchen simulieren konnte. Damals waren E-Zigaretten außerhalb Chinas unbekannt und es gab selbstverständlich keinerlei Studien dazu. Aber beim Vergleich der Inhaltsstoffe von Liquids und Tabakrauch reicht der Hausverstand, um die massiv reduzierte Schädlichkeit des Dampfens zu erkennen. Entsprechend positiv ist mein damaliges Gutachten über das Gerät von Ruyan ausgefallen.

Allerdings waren Verfügbarkeit und Performance der Geräte zu der Zeit noch wenig ausgereift, und ich habe daher nur gelegentlich nebenher gedampft. Voll umgestiegen bin ich im Februar 2012, zunächst mit einer Cigalike der Firma Snoke, und später mit so ziemlich allem, was auf den Markt kam.

vapers.guru: Du bist selber nicht nur Toxikologe, sondern Du bildest u.a. sogar angehende Mediziner in dem Bereich aus. Und Du hast Nikotin beforscht und Dir mal angeschaut woher dieses Schreckgespenst des hochgefährlichen Nikotins kommt. Kommen wir also direkt zu den knallharten, journalistischen Fragen: Wieviel Milligramm dampfst du selber?

Prof. Dr. Mayer: Ich bilde vorwiegend Studierende der Pharmazie aus, also angehende Apothekerinnen und Apotheker. Mein täglicher Liquidverbrauch beträgt etwa 5 – 7 ml 9er, also etwa 50 – 60 mg Nikotin. Genau kann ich das nicht sagen, weil ich immer zumindest 4 Geräte parallel betreibe.

Selbstverständlich ist Nikotin giftig, aber…

vapers.guru: Es gibt immer wieder Raucher die umsteigen möchten, aber das Schreckgespenst des gefährlichen Nikotins im Hinterkopf haben. Nicht nur dass die dann mit Gummihandschuhen, Schutzbrille und Helm ihre Liquids mischen, sondern sie versuchen auch möglichst schnell die Nikotinmenge zu reduzieren. Was aus Sicht der Psychologie und der Suchtentwöhnung aber mindestens suboptimal ist. Kannst du mal für Laien veranschaulichen wie gefährlich das Nikotin in den Liquids aus Deiner Sicht ist? Du hast da mal schöne Beispiele mit einer Badewanne genannt oder wenn man seine Hand mit Liquid einschmiert.

Prof. Dr. Mayer: Selbstverständlich ist Nikotin giftig, aber wie schon Paracelsus erkannt hat, macht die Dosis das Gift (2.- Euro kommen ins Phrasenschwein). Der entscheidende Punkt ist, dass Nikotin nachdem es vom Körper aufgenommen wurde rasch zu inaktiven Metaboliten verstoffwechselt wird und sich außerdem extrem schnell aus dem Blut in andere Gewebe verteilt. Daher erreicht man bei regelmäßiger Zufuhr relativ niedriger Mengen, wie das beim Rauchen oder Dampfen der Fall ist, niemals hohe Plasmakonzentrationen, die ernsthaft gefährlich werden könnten. Das wäre nur durch intravenöse Verabreichung oder allenfalls durch Verschlucken eines ausreichenden Volumens nikotinhaltiger Flüssigkeit möglich. Beim Rauchen oder Dampfen verspürt man im schlimmsten Fall Schwindel und Kopfschmerzen und reduziert dann umgehend die Zufuhr.

Die Sorge vor Vergiftung durch Hautkontakt mit Liquid ist vollkommen unberechtigt. Nikotin wird über die Haut extrem langsam aufgenommen. Aufgrund von publizierten Messungen habe ich ausgerechnet, dass beim Aufbringen einer 20 %-igen (!) Nikotinlösung (200 mg/ml) auf 10 cm2 Haut innerhalb von einer Stunde weniger als 1 mg Nikotin aufgenommen wird. Somit besteht auch bei der Handhabung konzentrierter „Bunkerbasis“ keine Gesundheitsgefahr. Wenn etwas Lösung unabsichtlich auf die Hände gerät, wird man diese vermutlich instinktiv abwaschen und nicht stundenlang warten, ob man vielleicht doch tot umfällt.

vapers.guru: Und in welchem Verhältnis steht das zum Rest der Schadstoffe die man sich mit dem Verbrennen von Tabak rein zieht? Also den Schadstoffen und Risikofaktoren die man bei der E-Zigarette ja weglässt.

Prof. Dr. Mayer: Es gehört mittlerweile wohl zum Allgemeinwissen, dass bei der Verbrennung von pflanzlichem Material Rauch entsteht, der unzählige gesundheitsschädigende, teilweise krebserregende Stoffe enthält. Nachdem E-Zigaretten – von kokelnden Verdampfern abgesehen – das Liquid nicht verbrennen sondern verdampfen, entfällt die Bildung dieser schädlichen Stoffe. Die zellulären und molekularen Ursachen für die Entstehung von Krebs, COPD und Herz-Kreislaufschäden durch Rauch sind gut bekannt und entfallen beim Dampfen (v.a. polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, reaktive Sauerstoffspezies und CO). Das Argument, man könne nicht ausschließen, dass die Inhaltsstoffe verdampfter Liquids ähnlich schädlich seien wie Tabakrauch ist daher unhaltbar. Für die Schlussfolgerung, dass Dampfen weniger schädlich ist als Rauchen bedarf es keiner Studien sondern nur einer sachlichen Abwägung der Fakten. Wobei es aber mittlerweile auch genügend Studien und publizierte Umfragen gibt, die die gesundheitlichen Vorteile des Umstiegs eindrucksvoll belegen.

Nikotinpflasterjunkies sind ausgesprochen selten

vapers.guru: Eine Sucht hat immer verschiedene Komponenten. Das ritualisierte Verhalten, der Throat Hit, usw. Das ist vielen nicht klar, nicht einmal den Süchtigen selber. Wie hoch ist das Suchtpotential von Nikotin für sich alleine?

Ärgernis: Offene Drogenszene für Nikotinpflaster

Prof. Dr. Mayer: Dazu kann ich nur sagen, dass es keinen Hinweis darauf gibt, dass Nikotin in Abwesenheit von Tabak Sucht erzeugt. In Tiermodellen hatte „reines“ Nikotin im Unterschied zu Tabakrauch gar kein oder nur minimales Suchtpotential. Sucht, Abhängigkeit und Gewöhnung sind allerdings komplexe, schwierig voneinander abgrenzbare Phänomene mit großen individuellen Unterschieden, zu denen neben substanzspezifischen Effekten eben auch Verhaltensaspekte und sensorische Reize beitragen. Daher ist es unmöglich, die Frage nach der „Nikotinsucht“ mit einem klaren Ja oder Nein zu beantworten. Man sollte aber bedenken, dass Nikotinpflasterjunkies und Nikotindealer ausgesprochen selten sind. Das Suchtpotential von Nikotin mit jenem von Heroin zu vergleichen, ist jedenfalls hanebüchener Unsinn. Wie auch immer, der moderne Mensch ist mit vielerlei Abhängigkeiten behaftet. Solange damit niemand geschädigt wird, sollte man diese nicht gesetzlich reglementieren sondern der Selbstbestimmung der BürgerInnen überlassen.

vapers.guru: Du wirst die Frage nicht mögen. Aber es geistern so viele Thesen durch die Community zur Haltbarkeit. Nicht nur weil einige ja panisch hingehen und sich ganze Industrietanks in den Keller stellen oder mit eingefrorenen Basen experimentieren.
Nicht dass wir Panik oder Bunkern unterstützen. Also bevor vapers.guru einen Shitstorm abbekommt sei’s drum: Wie lange sind Basen und Aromen haltbar?

Prof. Dr. Mayer: Es geht nicht darum, ob ich die Frage mag oder nicht, sondern darum, ob ich sie beantworten kann. Und das kann ich genauso wenig wie sonst jemand auf der Welt. Propylenglykol und Glycerin sollten „ewig“ haltbar sein, die stehen aber auch nicht zur Debatte. Die kritische Komponente, deren Verfügbarkeit eingeschränkt wird, ist das Nikotin. Nikotin wird durch Licht und Sauerstoff oxidiert, deshalb ist es sinnvoll, nikotinhaltige Basis dunkel und kühl zu lagern. Die Oxidation erkennt man mit freiem Auge an gelb-bräunlicher Verfärbung. Das ist aber kein Grund zur Sorge, da offenbar bereits Spuren an Abbauprodukten sichtbare Verfärbung verursachen. Ich selbst habe kürzlich eine zu etwa 1/3 gefüllte Plastikflasche mit 38er Basis entdeckt, die fast vier Jahre lang in einem Schrank vergammelt ist. Die Lösung ist tiefbraun, lässt sich aber ohne ersichtliche Nachteile dampfen.

Warum sollte der Aufruf zum Bunkern einen Shitstorm auslösen? Wer jetzt nicht ausreichend Nikotin bunkert, dem ist nicht zu helfen. Ich selbst habe für mindestens 50 Jahre vorgesorgt. Dann werde ich über 100 Jahre alt sein und vermutlich andere Sorgen haben.

Bisher ist kein einziger schädlicher Aromastoff bekannt

vapers.guru: Gerade die von Dir hoch verehrte Fr. Dr. Pötschke-Langer -wie auch alle anderen Gegner- arbeitet ja nicht nur mit Konjunktiven, sondern auch mit Bedrohungsszenarien. Beispielsweise wird ja tief und immer tiefer inhaliert. Erst waren es die Fremdstoffe wie Formaldehyd und Diacetyl. Nachdem das nicht gefruchtet hat sind es jetzt der Gateway Effekt und die Aromen. Die Bundesregierung möchte im nächsten Gesetzesvorhaben diese Aromen regulieren. Die wahrscheinlich noch tiefer inhaliert werden.
Kannst du das erläutern? Was ist so gefährlich an inhaliertem PG, VG und Lebensmittelaroma? Ist das überhaupt möglich?

Prof. Dr. Mayer: PG und VG sind ungiftig und deren Inhalation unbedenklich. Bezüglich PG habe ich das kürzlich in einem Beitrag auf FB erläutert, den ich hier nicht wiederholen möchte.

Die Effekte von Lebensmittelaromen kann man nicht pauschaliert beurteilen, weil es davon hunderte gibt. Selbstverständlich sollte der Zusatz von nachweislich schädlichen Aromastoffen zu Liquids verboten werden. Nur ist bisher kein einziger nachweislich schädlicher Aromastoff bekannt. Diese Aussage halte ich übrigens auch für das berühmt-berüchtigte Diacetyl aufrecht. Mir ist kein Fall bekannt, wo jemand durch Inhalation von Diacetyl-haltigem Liquid geschädigt worden wäre. Außerdem sollte man doch stets den Vergleich mit Tabakrauch im Auge behalten und das Dampfen nicht mit dem Einatmen von Alpenluft vergleichen.

Musikinstrumente sind als Gefahr nicht auszuschließen

Selbstverständlich lässt sich nicht ausschließen, dass die Inhalation eines bestimmten Lebensmittelaromas schädliche Wirkung hat. Es lässt sich aber auch gesundheitsfördernde Wirkung nicht ausschließen. Weil sich gar nichts „ausschließen“ lässt. Es ist unzulässig, etwas an den Haaren herbei Gezogenes zu behaupten und dann die Gesellschaft aufzufordern, zu beweisen, dass das nicht zutrifft. Wenn ich behaupte Coca Cola könne Haarausfall bewirken, wird der Coca Cola-Konzern wohl kaum umgehend eine Studie über seinen Softdrink und Haarausfall finanzieren. Die Anzahl an „möglichen schädlichen Wirkungen“ eines Lebens- oder Genussmittels geht gegen Unendlich. Verantwortungsvolle Gesundheitspolitik sollte sich um realistische, gut belegte Risiken kümmern (in dem Fall das Tabakrauchen) anstatt sich mit diversen hypothetischen Minimal-Risiken zu verzetteln.

vapers.guru: Der Kampf gegen die E-Zigarette wird ja doch sehr idealisiert geführt. Das konservative Weltbild der Gegner prallt hier auf diese völlig neue Situation. Du hast es mal mit den Diskussionen um die Kondome verglichen. Eine vergleichbare Auseinandersetzung findet auch um die Legalisierung von Marihuana statt. Auch hier werden Statistiken verdreht, wissenschaftliche Erkenntnisse verfremdet oder selektiv dargestellt. Und wo es nur geht wird irgendeine Variation des Gateway Effektes aus dem Hut gezaubert, obwohl es dafür keinen eindeutigen wissenschaftlichen Nachweis gibt. Das riecht doch stark danach, dass hier auch ganz persönliche Motivationen oder Weltbilder eine Rolle spielen. Wie schätzt Du das ein?

Prof. Dr. Mayer: Die persönlichen Motive und Weltbilder der Gegner kenne ich nicht.

Es bedarf halt geistiger Flexibilität

vapers.guru: Im konservativen Weltbild gibt es das Rauchen und das Nichtrauchen. Jetzt haben die Menschen mit dem Dampfen das erste Mal eine Möglichkeit, sich Nikotin rein zu pfeifen ohne zu rauchen. Also streng genommen eigentlich einen dritten Weg. An kleinen Nebensätzen und Versprechern der Politiker merkt man, dass das offenbar überhaupt nicht verstanden wird. Da wird Dampfen immer noch intuitiv mit Rauchen gleich gesetzt. Kannst Du dazu etwas sagen? Wie kann man es diesen Menschen begreiflich machen?

Geistig flexibel: Marlene „3000 Menschen sterben durch Nichtrauchen“ Mortler

Prof. Dr. Mayer: Die Gleichsetzung von Nikotin und Tabakrauchen ist in unseren Gehirnen seit Jahrhunderten tief verwurzelt. Wenn man jahrzehntelang gegen „Nikotin“ (im Tabak) gekämpft hat, bedarf es halt geistiger Flexibilität, um mit der nunmehr veränderten Situation zurecht zu kommen. Diese Flexibilität fehlt vielen der derzeit weltweit aktiven „Tabakkontroll-Organe“, von denen die meisten offenbar dem ideologischen „Anti-Wolken-Korsett“ nicht entkommen. Häufig ist dieses Korsett mit grundsätzlicher Genussfeindlichkeit und ähnlichen Ideologien gekoppelt.

vapers.guru: Dampfer bekommen die negative Presse mit, erleben das Schauspiel dass uns vor allem das DKFZ und die WHO bieten, und wittern direkt eine Verschwörung. Als Feind wird da auch schnell die Tabakindustrie oder die Politik (Stichwort Steuereinnahmen) ausgemacht. Natürlich sind das nicht alles Gebetsschwestern. Aber viele verkennen vielleicht doch dabei, welchen institutionelle oder systemische Motivation die Nicht-Raucher-Lobby haben könnte gegen das Dampfen vorzugehen. Kannst Du aus dem Nähkästchen plaudern?

Prof. Dr. Mayer: Für die „Tabakkontroll-Organe“ ist die Tabakindustrie ein erklärter Feind. Das geht soweit, dass international angesehene, hochrangige medizinische Fachzeitschriften von der Tabakindustrie finanzierte Studien prinzipiell nicht veröffentlichen. Dabei wird übersehen, dass die Tabakkonzerne exzellente Wissenschaftler rekrutieren, die dann entsprechend exzellente Studien durchführen und wohl kaum durch betrügerische Studien ihre Reputation gefährden werden. Im Unterschied zu zahlreichen Arbeiten aus dem Umfeld von WHO, FDA [Food and Drug Administration, Anm. d. Red.] und Pharmaindustrie übrigens, deren Schwächen in den vergangenen Monaten ausführlich öffentlich diskutiert wurden. Als Paradebeispiel möge die Bildung von Formaldehyd aus kokelnden Verdampfern dienen, die in einer medizinischen Topzeitschrift, dem New England Journal of Medicine, veröffentlicht wurde und meines Erachtens als wissenschaftliches Fehlverhalten (scientific misconduct) zu werten ist. [Anm. d. Red.: Lest dazu auch hier und hier.]

„Wenn man ‚online‘ zulässt und entsprechende Bezahlkommandos losschickt, […] ist das überhaupt kein Problem, so etwas zu verfälschen.“

Mit dem Argument der Befangenheit kann man ohne sachliche Auseinandersetzung mit der Methodik und den Resultaten jedes unerwünschte Ergebnis vom Tisch fegen. Interessanterweise wird die Finanzierung von Studien durch die Pharmaindustrie wesentlich wohlwollender betrachtet und weitgehend ignoriert. Meines Erachtens sollten wissenschaftliche Arbeiten unabhängig vom Geldgeber sachlich auf deren Qualität geprüft werden. Es sollte der Ball und nicht der Mann gespielt werden, um ein Bild aus dem Fußball zu verwenden.

Ich finde es übrigens erstaunlich, dass die Involvierung der Tabakindustrie als Argument gegen E-Zigaretten angeführt wird, obwohl diese erst sehr spät auf einen Zug aufgesprungen ist, den sie jahrelang verschlafen hatte.

vapers.guru: Die Politik ist -unabhängig von irgendwelcher Lobby- natürlich bestrebt auf die Volksgesundheit zu achten und schädliche Genussmittel und Drogen zu regulieren. Aber bei den E-Zigaretten und dem Snus (in Österreich auch Snüs) versucht sie tatsächlich zum ersten Mal seit Marihuana etwas zu regulieren, dessen Schädlichkeit nicht eindeutig nachgewiesen ist. Geschweige denn irgendwelche Auswirkungen auch die Volksgesundheit gehabt hätte. Also mehr als präventiv vorzugehen. Wie schätzt Du das persönlich ein? Geht der Staat damit nicht grundlegend über seine Kompetenz hinaus?

Prof. Dr. Mayer: Selbstverständlich tut das der Staat. Es bleibt nur zu hoffen, dass derartig willkürliche Gesetzgebung durch unabhängige Gerichte revidiert wird.

vapers.guru: Denkst Du wirklich die E-Zigarette kann einen nachhaltigen Beitrag zur Tabakbekämpfung leisten? Sind wir in einer Vaping Revolution? Was würdest du tun, wenn Du die Entscheidungskompetenz als König für einen Tag hättest?

Prof. Dr. Mayer: Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass das Dampfen langfristig das Tabakrauchen ablösen wird. Wenn man gute Hardware mit wohlschmeckenden Liquids kombiniert, gibt es schlichtweg keine Veranlassung weiterhin stinkenden Qualm zu inhalieren. Als Kaiser von Europa (König ist bald wer) würde ich die Bevölkerung sachlich über die Gesundheitsvorteile informieren und die Entwicklung bzw. den Handel einer breiten Vielfalt von Produkten staatlich fördern. Damit wäre die Sache innerhalb von 10 Jahren erledigt.

Wenn jeder Dampfer 5-10 Raucher motivieren könnte

vapers.guru: Nun ist ja nicht jeder gerade zufällig Professor der Toxikologie. Oder schreibt wenigstens eine Internet-Zeitung. Es sind auch nicht alle Dampfer Enthusiasten. Die meisten kaufen sich ein Gerät zum Umstieg, vielleicht dann einmal ein höherwertiges wenn sie dabei bleiben, und dann befassen sie sich nicht mehr mit dem Thema. Was kann der Alltagsdampfer tun um den Kampf zu unterstützen?

Prof. Dr. Mayer: Petitionen sowie Mails und Briefe an Politiker sind zwar gut gemeint und besser als nichts, werden aber nicht zum Ziel führen, solange DKFZ und BfR [Bundesinstitut für Risikobewertung, Anm. d. Red.] als sakrosankte Institutionen betrachtet werden und finanzielle Aspekte Priorität über die Gesundheit der Bevölkerung haben. Wie man das ändern könnte, weiß ich nicht.

Wenn aber jeder Dampfer in seinem Umfeld 5-10 Raucher zum Umstieg motivieren könnte, würde die kritische Masse der Vaper-Community innerhalb kürzester Zeit so massiv anwachsen, dass den politischen Entscheidungsträgern tatsächlich der von Peter Hajek angekündigte Tsunami mit Brachialgewalt um die Ohren wehen würde.

vapers.guru: Vielen Dank für das Interview und Deine Zeit.

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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