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Die Prohibition der E-Zigarette

Was geht das Gejammer auf den Sack

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Man, was sind wir schon angefeindet worden. Wir würden alles zu locker sehen. Und zu positiv.
Wir sehen die TPD zu harmlos, wir nehmen die Politiker in Schutz, wir finden die Verbote toll. Den Vogel abgeschossen hat ein Forenmitglied, das meinte vapers.guru sei sicher ein vom DKFZ in die Community eingeschleustes U-Boot. Vielleicht sollten wir so langsam mal in Heidelberg nachfragen wo unser Scheck bleibt.
Tatsache ist, dass wir bis jetzt -zwei Tage vor Inkrafttreten des Gesetzes- noch nichts zurück nehmen mussten. Sowohl redaktionelle Recherchen wie Einschätzungen stimmten alle.

Vielleicht sieht man die ganze Regulierungsgeschichte auch einfach etwas lockerer, wenn man sich selber nicht so ernst nimmt. Und vielleicht hilft da tatsächlich ja einfach mal ein Blick in die Geschichtsbücher. Wie funktioniert das denn so mit Verboten von Dingen, die ganz viele Menschen haben wollen?
Das Paradebeispiel sind ja eigentlich die Amerikaner mit der Alkohol Prohibition. Und den gleichen Fehler begehen sie gerade mit den Regulierungen der FDA wieder. Sie versuchen einen Markt zu unterdrücken, den man eigentlich kaum kontrollieren kann. Und öffnen damit einem Schwarzmarkt Tür und Tor. Das verwundert aber eigentlich nicht weiter. Denn die Amis lernen ja nicht aus Fehlern.
Sie finden wieder und wieder Strategien die eigentlich schlicht dämlich sind, weil Interessenvertreter Druck auf die Regierung ausüben. Üblicherweise konservative, genussfeindliche, religiöse Reihenendhausbesitzer. Die gleichen Leute die jetzt Donald Trump zujubeln, so die Sparte Mensch die hier montags in Dresden spazieren geht. Dann geht das in die Hose, sie schütteln sich den Dreck ab, und einige Jahrzehnte später bauen sie den gleichen Scheiß noch einmal. Kuba, Korea, Vietnam, Afghanistan, Irak… wann haben die eigentlich das letzte Mal einen Krieg tatsächlich gewonnen?

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Husten- und Schlafmittel, auch zur Geburtseinleitung und für Kinder geeignet

Zwischen den Weltkriegen gab es eine Weltwirtschaftskrise. Sowohl in Europa wie auch in den USA waren bis zu 50% der erwachsenen Männer arbeitslos. Und der Rest hat gerne seine Lohntüte versoffen. Wenn eh schon alles scheiße ist, dann kann man sich ja auch abschießen.
Das hatte auch hier in Deutschland Auswirkungen. In Berlin gab es zeitweise so viele Opiumhöhlen in denen die Leute sich tagelang weggebeamt haben, dass die Kneipen immer leerer wurden.
Wer aber meint die Gefängnisse seien voll gewesen, der hat keine Ahnung von Geschichte. Denn es gab keine Regulierung der Drogen. Zeitweise hatten die Engländer sogar das Monopol auf den Opium Handel. Heroin wurde von Bayer in Wuppertal Elberfeld hergestellt, es war es als Hustenmittel frei in jeder Apotheke zu haben.
Und dann kam die Regierung auf die Idee, Drogen zu regulieren. Die Grundidee war gar nicht schlecht. Denn es hatte soweit überhandgenommen, dass die Fabriken montags teilweise zur Hälfte leer waren. Weil die Mitarbeiter noch irgendwo stoned im Rinnstein lagen. Es traf tatsächlich die eh schon geschwächte Wirtschaft.

Das gab den Regulierungswütigen dann Auftrieb. Es wurde immer mehr verboten. Es wurde Hanf verboten, weil man es ja rauchen konnte. Im Rheinland gab es eine blühende Hanfwirtschaft, auf jedem zweiten Acker stand Hanf. Das war nie ein Problem, aber es wurde mit reguliert. Damit war es dann in Europa aber auch gut. Die Wirtschaft erholte sich, die Leute konnten sich trotzdem ihren Feierabendkorn trinken und alles war prima.

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Man kann nicht alles haben im Leben

In den USA lief es etwas anders. Und früher. Schon seit der Mitte des vorangegangenen Jahrhunderts gab es Bestrebungen Alkohol zu verbieten. Denn die amerikanischen Damen hatten keine Lust mehr darauf zu Hause die Farm zu hüten, und wenn der Gemahl aus dem Saloon kam erstmal verwemst zu werden. Das wurde natürlich religiös argumentiert. Denn der versoffene Mann konnte der Ollen natürlich verbieten zu einem Treffen für Frauenrecht zu gehen. Aber niemand hätte es gewagt der Frau den Kirchenbesuch zu verweigern. Und so verband sich die Anti-Alkohol Bewegung schon früh mit der Kirche.
Nach dem ersten Weltkrieg hatten die Frauen in den meisten Demokratien Europas bereits Wahlrecht. In den USA nicht. Und so kam ein weiterer Faktor hinzu, die Frauenrechtlerinnen. Dadurch verband sich die Forderung nach Religiosität und Frauenwahlrecht mit der Forderung nach einem Alkohol Verbot. 1919 kam es dann zur zur Prohibition.
Im Nachhinein betrachtet war das ein riesiges Sozialexperiment und eine Lachnummer. Und wenn man sich das einmal genauer anschaut, dann kann man viele Regulierungen des Staates einfach nicht mehr ganz ernst nehmen.

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Alkoholverbot in der Praxis

Jeder hat schon mal einen Mafia Film gesehen. Al Capone, Thompson Guns, Valetines Day Massacer, Beton an den Füßen. Das war aber nicht die Realität des normalen Menschen. Die sah völlig anders aus.
In New York gab es nicht nur die so genannten Speak Easys (Flüsterkneipen) an jeder Ecke. Es war so schlimm, dass Privatwohnungen im Parterre ein Schild in die Türe hängten „Hier keine Kneipe“, weil ständig nachts Besoffene klingelten.
Tatsächlich ging der Alkoholkonsum nach offiziellen Angaben zurück. Komischerweise explodierten im gleichen Zeitraum aber die Ausfuhren von Spirituosen aus Kanada, Irland und England. Und das Land in dem es offiziell keinen Alkohol gab wurde zum weltweit größten Importeur für Cocktail Shaker. Was ebenfalls stieg sind die Verbrechen, alleine in New York um 20%. Aber nicht nur weil es ständig Schießereien gab. Auf einmal machte jeder in Schmuggel.
Sogar Politiker ließen sich mit einem Glas in der Hand fotografieren. Denn der Konsum war nicht illegal. Noch heute gibt es in New York eine ehemalige Flüsterkneipe in einem Keller, die direkt mit dem damaligen Finanzministerium durch einen Geheimgang verbunden war. Ein nobler Club in New York hatte legal genug Alkohol gebunkert um seine Gäste 14 Jahre lang versorgen zu können.
Al Capone, der halb Chicago bestochen hatte, wurde nicht für Schmuggel oder Mord verhaftet, sondern er kam für Steuerhinterziehung in den Knast.
Alkohol konnte von Ärzten verschrieben werden. Es gab Praxen die nichts anderes mehr taten als Rezepte auszustellen. Bis zum Ende der Prohibition waren über sechs Millionen Rezepte ausgestellt worden, eine Epidemie. Und plötzlich gab es zehn mal so viele Juden. Denn wer jüdischen Glaubens war konnte koscheren Wein kaufen. Und wer das durfte, darüber entschied lediglich der örtliche Rabbi. Plötzlich gab es auch Rabbies mit Namen wie Kelly oder O’Shannassy.
Roy Olmstead, ein ehemaliger Polizist, hatte ganz Seattle in der Tasche. Sein Imperium war größer als das von Al Capone. Und es gab nicht eine Schießerei. Seine Mitarbeiter trugen nicht einmal Waffen. Und nicht nur die Polizei war seine Kundschaft, der Staatsanwalt weigerte sich gegen Anordnungen gegen ihn zu ermitteln.

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Wer trinkt sündigt nicht

In Washington wurde der Whiskey per Boten in das Kapitol geliefert. Es gab Hefeextrakte in jedem Supermarkt, mit dem jeder zu Hause in einem Topf Bier herstellen konnte. Auf der Packung stand sogar drauf „Nicht mit Wasser mischen und dunkel lagern, könnte Alkohol produzieren“.
Bis Ende der 1920er wurden 700.000 Schwarzbrennereien geschlossen. Man ging aber davon aus, dass mindestens weitere 500.000 weiterhin in Betrieb waren. Schätzungen zufolge gab es alleine in New York bis zu 32.000 Flüsterkneipen.
Der Cotton Club wurde wegen seiner hervorragenden Musiker legendär, unter ihnen Namen wie Duke Ellington und Cab Calloway (Blues Brothers, Minnie the Moocher). Die angesagteste Kolumne war die von Louis Long im The New Yorker, die erklärte in welche Clubs man zu gehen und welche Cocktails man zu trinken hat um hip zu sein. [Für die Röhrenjeansträger: Ein YouTube Kanal bevor es Internet gab] Wer bei dem Namen an Supermans Freundin denkt liegt nicht so verkehrt.

Was hat die Prohibition -außer gute Musik- also gebracht?
Korruption. Tausende Tote bei Razzien und Gangsterkriegen. Weniger Steuereinnahmen. Volle Gefängnisse, weil gesetzestreue Bürger anfingen Schnaps zu brennen. Und mehr Alkoholkonsum, weil jeder es irgendwie sexy fand so ein bisschen konspirativ zu sein.
Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin? Nein, stell Dir vor es gibt ein Gesetz und keiner hält sich daran.
Selbsternannte Sittenwächter drücken etwas durch und die Mehrheit macht einen großen Haufen drauf. Wer da jetzt noch keine Parallelen zur E-Zigarette sieht, dem kann geholfen werden.

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„Und was ist mit den Kindern? Würde bitte endlich mal jemand an die Kinder denken?“

Aus Hanf kann fast alles gemacht werden. Jeans, Tragebeutel, kompostierbares Plastik, Dämmstoffe, Kosmetika, Öl, Brotaufstrich, Papier und vieles mehr. Hanf muss nicht gedüngt werden, wächst viel schneller als Holz und ist ergiebiger als Baumwolle. Trotzdem verzichten wir darauf.
Inzwischen ist wissenschaftlich nachgewiesen dass THC, der Wirkstoff beim Kiffen, nicht besonders abhängig macht. Risiken gibt es vor allem bei Heranwachsenden und durch einen Gewöhnungseffekt, den es aber bei Kaffee, Spielautomaten und Bier genauso gibt. Man kann es zur Schmerzlinderung und als Medikament einsetzen. Trotzdem pochen genussfeindliche Politiker immer wieder auf das Verbot. Und auch wenn alle Wissenschaftler etwas anderes sagen, es wird vor allem mit dem Jugendschutz argumentiert. In einer Umfrage gaben 2014 über 80% der Befragten zwischen 14 und 18 Jahren an, dass sie wüssten wo sie etwas zum Kiffen her bekämen. Das ist das, wovor Politiker unsere Jugend beschützen. Vielen Dank auch, klappt ja super.
Und das alles nur, weil Politiker aus einer ganz anderen Situation heraus einmal recht sinnvoll beschlossen haben es zu regulieren. Und seit dem konservative Weltverbesserer allen einreden, Kiffen wäre des Teufels.
Wie Mark Twain einmal sagte bedarf nichts so dringend der Verbesserung wie die Angewohnheiten anderer Menschen.

In der Psychologie kennt man den Effekt, dass Menschen sich Zuspruch durch andere durch Gejammer erhoffen. Beim Münchhausen-Syndrom fügen Menschen sich selber einen körperlichen Schaden zu, um die Aufmerksamkeit anderer zu bekommen. Beim Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom schädigen sogar Mütter ihre Kinder, um die Aufmerksamkeit zu erhalten die sie gerne hätten.
Mit dem gleichen Mechanismus muss es zu erklären sein, dass immer noch Menschen durch das Internet toben und verkünden es wird ja alles immer schlimmer. Das Dampfen wird untergehen.
Das eigentlich Schlimme daran ist, dass viele diesen Untergangs Propheten auch noch die Aufmerksamkeit schenken, die sie haben wollen. Und sie nehmen das Negative selektiv wahr und bewerten es nicht mehr realistisch. Sie nehmen es ernst und werden blind für die größeren Zusammenhänge.
Diese ganzen YouTuber und Hobby Blogger, die sich darüber ausgelassen haben wie schlimm alles werden wird, nur um sich damit selber interessant zu machen und aufzuspielen. Die andere angesteckt haben mit der Panikmache. Völlig die Relationen verloren. Purer Egoismus, Angst um die eigene Wohlfühlzone. Diese Leute rufen auch nach einem Selbstmordanschlag in Kabul beim Zimmerservice ihres Hotels an und fragen nach einem Schweinebraten. Wobei der Vergleich natürlich hinkt, denn in Kabul gibt es sehr wenig Schweinebraten und durch das Rauchen sterben weit mehr Menschen als durch terroristische Anschläge.

Klar will die amerikanische FDA jetzt regulieren. Aber da sind bereits die ersten Klagen eingereicht, das Affentheater geht erst los. Und die nächsten zwei Jahre wird man davon wohl eh wenig zu spüren bekommen.
Klar ist die TPD scheiße. Aber indem sie das Dampfen reguliert erlaubt sie es ja gleichzeitig auch dauerhaft. Es kann nicht mehr so kommen, dass der Dampfer sein Liquid nachts im Stadtpark neben dem Strich kaufen muss. Die Nummer ist endgültig durch, es gib kein Zurück. Wir haben durch die TPD Rechtssicherheit.
Klar wird irgendwann eine Besteuerung kommen. Aber wenn man als Raucher vorher 200,- € im Monat verblasen hat, was macht es denn dann bitte wenn man für ein Liquid dreißig Cent mehr bezahlt?
Klar wird es sicher lästig sein, wenn man 10ml Fläschchen zusammenschütten muss und der gelbe Sack immer voller wird. Aber wen hält das denn bitte vom Dampfen ab?
Natürlich ist es blöde wenn es kein Menthol in fertigen Liquids mehr geben sollte. Aber dann besorgt man sich eben neutrales Menthol Aroma und mischt selber. Das Zeug schmeckt eh meist besser.
Wenn die USA es mit einem bundesweiten Verbot nicht hinbekommen haben, wie sollte es dann das deutsche Landwirtschaftsministerium in Zeiten von Internet hinbekommen?
Diese Zusammenhänge sollte man sich doch erst einmal klar machen, bevor man ständig jammert. Das ist so typisch deutsch.

vgverbotepic6Der Film A Billion Lives hat eine Welle losgetreten, weltweit werden Menschen auf das Thema aufmerksam. Die Studie des Royal College of Physicians hat bahnbrechende Erkenntnisse gebracht, Ärzte in ganz Europa schließen sich an, auf einmal kommen positive Berichte in den Nachrichten. Das englische Oberhaus berät die E-Zigarette zu fördern. Und erst gestern erschien ein Artikel in der Süddeutschen, der die Machenschaften von Pötschke-Langer und anderen Vape-Gegnern aufdeckt.
All das sind Entwicklungen, mit denen wir vor wenigen Monaten nie gerechnet hätten. Oder frühestens in fünf Jahren.
Wo ist denn da die Wahrnehmung? Wo sind da die Untergangs Propheten, die mal hingehen und sagen „Sorry, hab mich vertan“? Die sitzen wahrscheinlich in Ihrem Wohnzimmer Eiche Rustikal und überlegen, wo sie sich als nächstes interessant machen können.

Und selbst wenn morgen Liquid verboten wird, dann treten wir halt zum mosaischen Glauben über und besorgen uns koscher Liquid. Oder gründen die Kirche des heiligen Dampfes. Irgendwas geht immer.
Aufstehen, Krone richten, weitergehen.
Wir müssen eh da durch, also warum dann nicht lächelnd mit ausgestreckten Mittelfinger? Vielen Dampfern fehlt eine gehörige Portion Zuversicht und Selbstbewusstsein.
Wir sind Millionen!

Entschuldigung, wir sind gekommen um zu bleiben.

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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