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Der Fall des Dunklen Brenners

Liter oder nicht Liter, dass ist hier die Frage.

In der vergangenen Woche veröffentlichte der Hersteller Dark Burner eine Erklärung auf seiner Internetseite, dass er auch nach dem kommenden Samstag und dem umfänglichen Inkrafttreten des Tabakerzeugnisgesetzes nicotinhaltige Basen in Abfüllungen über einem Liter verkaufen wird.
Danach brach auf Social Media die Hölle aus.
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Dazu möchte ich einige Dinge vorweg schicken. Was aber nicht der einzige Grund ist, warum dieser Artikel in der Rubrik „Blog“ veröffentlicht ist. Das wird aber klarer, wenn Ihr weiter lest.

Ich habe vapers.guru ins Leben gerufen, um ein seriöses Medium zu schaffen, dass sowohl Umsteiger informiert als auch über die politischen und wissenschaftlichen Hintergründe berichtet.

Der Übergang zwischen einem Blog und einem Magazin oder einer Zeitung ist fließend. Deshalb wurde inzwischen diese Rubrik „Blog“ ausgegliedert, um hier eine deutlichere Unterscheidung zu machen. Ein Blog ist üblicherweise sehr subjektiv, in der ersten Person geschrieben und er unterscheidet nicht zwischen eigener Wahrnehmung und Faktizität. Natürlich sind auch Journalisten immer auch tendenziös, aber das ist dann mit etwas Medienkompetenz zu erkennen.

Bericht ist Bericht, Reportage ist Reportage

Wenn ich aber über eine Veröffentlichung wie von Dark Burner berichte, dann berichte ich. [hier…] Und dann muss ich davon ausgehen, was Dark Burner veröffentlicht. Das nennt man Nachrichten.
Natürlich kann man als Journalist auch „investigativ“ sein und nachforschen. Aber das macht vielleicht 2% der journalistischen Arbeit aus. Wer das beispielsweise von einer Tageszeitung erwartet, der erwartet einfach zu viel. Punkt. War immer so, wird immer so sein.

Wenn mir dann also einer erzählt, ich hätte etwas falsch gemacht, dann beziehe ich das auf die Berichterstattung. Beispielsweise, wenn ich etwas berichtet hätte, was in unserem Fall Dark Burner nie gesagt hat. Das wäre ein Fehler. Würde ich sofort einräumen.
Berichte ich aber nur darüber was Dark Burner veröffentlicht, dann ist es nicht meine Aufgabe zu prüfen, ob Dark Burner juristisch einwandfrei handelt. Es ist auch nicht meine Aufgabe, das zu beurteilen. Sondern ich nehme die Informationen, bereite sie für den Leser auf, und das war es dann.

Toilette im Gehirn?

„Die halten Dich für einen Idioten.“

Wenn ich dann aber bis vier Uhr morgens in Chats sitze, weil ich mir anlesen muss der Bericht wäre falsch, dann denke ich mir auch irgendwann „Ach fickt Euch doch alle ins Knie.“
Habe ich nämlich nachgefragt, dann wurde nach mühseliger Arbeit klar, dass die Leute mit dem „Quatsch“ Dark Burner meinten, und nicht den Bericht darüber. Aber ich bin nicht Dark Burner.

Das ging so weit, dass ein offensichtlich nicht ganz nüchterner Geschäftsführer eines Herstellers in den PNs der Guru Facebook Seite mich ansprach, als wenn ich Dark Burner vertreten würde. Oder Geld von denen für die Berichterstattung bekomme. Oder was weiß ich, was in seinem Hirn vor sich gegangen ist.
Nagellack gesoffen? Toilette im Gehirn?
Ich kann auch ungehalten werden.

Ein riesiges Geschlechtsorgan

Warum ich nun aber trotzdem darüber schreibe, hat einen zweiten Grund. Denn wie nicht anders zu erwarten, hat die Ankündigung von Dark Burner sehr weite Kreise gezogen. Sowohl bei den Vapern, als auch im Business. Und sehr viele haben mich nach meiner Einschätzung gefragt.
Denn oftmals habe ich ja etwas mehr Informationen als der normale Enddampfer. Das liegt aber nicht daran, dass ich schöne Haare habe, übermäßig intelligent und eloquent und der sexuelle Mittelpunkt des Universums bin. Was natürlich den Tatsachen entspricht. Spätestens nach dem zehnten Bier.
Sondern einfach, weil es mein verdammter Job ist.

Anfragen unbeantwortet

Und die Antwort war…

Selbstverständlich habe ich bereits am Wochenende Dark Burner angeschrieben und um eine Stellungnahme gebeten. Mit sehr konkreten Fragen, die aber alle mit ja oder nein zu beantworten waren. Seit dem habe ich jedoch keine Antwort erhalten.
Ich wollte sehr gerne einen Artikel – also nicht dieses Blog Geschreibsel – über die Sache veröffentlichen. Dazu würde in dem Falle aber auch gehören, dass man die Quellen prüft. Verifizieren heißt der Fachbegriff. Leider musste ich auch von Kunden und YouTubern hören, dass Dark Burner sich aber scheinbar tot stellt. Auf meine Anfrage zur Umstellung zum 20. Mai haben sie ebenfalls nicht geantwortet. [Bericht hier…]

Also kann auch ich nur mutmaßen. Und deshalb erscheint das hier auch unter der Rubrik „Blog“. So kann ich auch mal ein „Ziegenscheiße“ einstreuen, wenn ich ein „Ziegenscheiße“ für nötig halte.
Ihr könnt selber entscheiden, wie wahrscheinlich oder zutreffend meine Einschätzung ist. Grundsätzlich denke ich aber, es ist ein riesen Haufen Ziegenscheiße. Irgendwas zwischen absichtlicher Verarsche und galaktisch dämlich.

Zwei klare Quellen

Mir liegen zwei Schriftstücke vor, die Dark Burner nicht verifiziert hat. Beide findet Ihr verlinkt unten, sie sind auf dem Guru Server hinterlegt.
Zum einen eine Kopie eines Email Verkehrs. Dieser ist nicht datiert und offensichtlich sind zuvor Telefonate erfolgt. Mir wurde aber inzwischen von drei Händlern bestätigt, dass dies das Schriftstück ist, das Dark Burner im Vorfeld an die Händler geschickt hat. Offensichtlich wurde damit argumentiert, warum Dark Burner weiterhin auch Literflaschen anbietet und somit warum die Einzelhändler das kaufen sollen.
Das zweite ist eine Prüfung auf Rechtskonformität. Hier wurde mir von zwei Händlern bestätigt, dass es von Dark Burner verschickt wurde.

Eigentlich nur Mutmaßungen

Sicher ist, dass beide Schriftstücke von Dark Burner stammen. Nicht sicher ist, ob das auch die Schriftstücke sind, mit der Dark Burner seine Entscheidung begründet. Denn, und das sei vorweg genommen, es kann ja immer sein, dass Dark Burner noch weitere Schriftstücke in der Schublade hat, die das Unternehmen zu dazu veranlasst haben, auch weiter Basen in Litern zu verkaufen.
Genau deshalb ist alles was darüber gesagt wurde und wird nur Mutmaßung. Auch dieser Artikel. Und alle Videos und Blogs sind hinfällig, wenn Dark Burner am Stichtag ein Gutachten aus der Tasche zieht und sagt „Fickt Euch“.
Nach allem was ich bis jetzt weiß, halte ich das jedoch für sehr unwahrscheinlich.

Das „Rechtsgutachten“

„Isch hab Gutachten. Mach Dir.“

Betrachten wir zunächst die Prüfung der Rechtskonformität.
Um zu wissen, was einem erzählt wird, muss man immer auch gucken, wer einem etwas erzählt. Medienkompetenz, Ihr erinnert Euch.
Diese vorliegende Prüfung ist absolut seriös. Da gibt es nix zu diskutieren.
Unterzeichnet ist sie von Prof. Dr. Clemens Allgaier. Der ist nach meinen Informationen seit 1998 Professor für Pharmakologie und Toxikologie am Rudolf-Böhm-Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Leipzig. Und weil Professoren so wenig verdienen ist er auch Geschäftsführer der ACA Pharma Concept GmbH in Leipzig. Und die hat diese Prüfung ausgestellt.

Die Einschätzung aus der Chemie

Das Problem daran ist aber, dass das sicher kein „Rechtsgutachten“ ist, so wie Dark Burner es angibt. Oder was man sich darunter vorstellen würde.
Der Begriff des „Rechtsgutachtens“ ist sehr schwammig. Eigentlich gibt es ihn nicht. Denn ein Gericht akzeptiert Gutachten von allen entsprechenden Fachleuten. Und ein Geschäftsführer eines Consultings mit Professoren Titel ist schon mal eine Hausnummer. Er ist aber kein Jurist.
Dummerweise steht in dem ganzen Gutachten auch überhaupt nichts zu dem für diesen Fall entscheidenden Tabakerzeugnisgesetz. Beziehungsweise zur eigenen Einschätzung. Oder um es mal allgemeinverständlich zu sagen, der Herr Professor hat sich gar nicht weiter mit dem Tabakerzeugnisgesetz auseinandergesetzt.
ACA hat geprüft, ob und wie weit nicotinhaltige Basen den Regulierungen für Chemikalien unterliegen. Und die galten auch vor der TPD schon.

Unter dem Punkt 2 findet man folgenden, bedeutungsschwangeren Satz:

Zunächst ist festzustellen, wie Basen zur Herstellung von E-Zigaretten rechtlich einzuordnen sind. Hierzu hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft festgestellt, dass es sich bei Basen nicht um Tabakprodukte im Sinne der Tabakrichtlinie 2014/40/EG handelt (Redetzky 2017).

Das ist ja erstmal supiendfett. Hoch die Hände, TPD Ende.
Aber würde mein Lebensunterhalt davon abhängen, würde ich das hinterfragen. Denn dieser Redetzky, der als Quelle genannt ist, wird uns sehr schnell wieder begegnen.

TPD, Gesetz, Verordnung oder was?

Der Bundesrat hat am 23. Mai das Tabakprodukthaftungsgesetz beschlossen.

An dieser Stelle sei auch darauf hingewiesen, dass genau in diesem Fall entscheidend ist, was ich seit letztem Jahr predige. Die TPD ist für uns  nicht entscheidend. Entscheidend ist das deutsche Tabakerzeugnisgesetz. Denn das deutsche Gesetz muss zwar die TPD erfüllen, steht aber über ihr.
Wenn der deutsche Gesetzgeber Bock darauf hat ab morgen Akkuträger mit Hello Kitty Aufdrucken zu verbieten, dann kann er das tun. Was ich persönlich sehr begrüßen würde. Das hat nix mit der TPD zu tun. Die fordert das nicht.

Ebenso das Missverständnis, dass der Zoll Verdampfer aus China aus dem Verkehr zieht. Das hat auch nicht zwangsläufig etwas mit der TPD zu tun. Nicht einmal mit dem Tabakerzeugnisgesetz. Und erst Recht nicht mit der Tabakerzeugnisverordnung. Sondern mit allen anderen Regulierungen, die für alle anderen Produkte auch gelten. Auch chinesische Bügeleisen können eingesackt werden, wenn sie beispielsweise kein CE Kennzeichen haben.

Deshalb ist es umso bemerkenswerter, wenn ein Professor und Begutachter hier die TPD als relevante Bezugsgröße einbringt.
Ich würde mich nie erkäcken, ohne genaue Nachforschung einem Professor die Fachkompetenz abzusprechen. Wahrscheinlicher ist, dass er keine wirklich exakte Fragestellung hatte. Sonst hätte er darauf geantwortet. Er hat es jedoch einfach nicht weiter geprüft, weil ein Redetzky das ja bereits festgestellt hat.

Ohne Quellen nix wert

Ich habe es im Internetz gesehen, also stimmt es auch!

Das zweite Schriftstück das mir vorliegt, ist der Mailverkehr. Und da wird es etwas wirr. Denn es ist einfach per Copy & Paste aus den Schriftverkehr übernommen. Deshalb ist es weder datiert, noch erkennt man Absender oder Adressat.

Ein Christian Funke hat hier, offensichtlich nach vorherigem Telefonat am 28.09.2016 und einer Antwort vom Bundesministerium für Landwirtschaft und Tralala, an einen Herrn Leester geschrieben und verschiedene Fragen gestellt.
Da dieses Schriftstück scheinbar durch Dark Burner an Geschäftskunden versendet wurde, muss ich davon ausgehen, dass diese Fragen durch Dark Burner gestellt wurden und somit diese ganze Anfrage im Auftrag von Dark Burner gestellt wurde.

Gar nicht nach 10ml gefragt

Lediglich in der ersten von vier Fragen wird rhetorisch untergeschoben, dass nicotinhaltige Basen auch an Endkunden, also uns Dampfer, verkauft werden sollen.

„[…] Diese Basen sind vom Verwendungszweck her nicht dafür gedacht sie direkt in Elektronischen Zigaretten zu verwenden. Man könnte sie auch als Zwischen- oder Halbfertigprodukt bezeichnen, mit dem Händler oder die so genannte Selbstmischer Szene eigene Liquids produziert. […]“

Hier wird aber nicht klar von Endkunden oder Verbrauchern gesprochen. Sondern von einer „Selbstmischer Szene“.
Überschrieben ist diese Fragestellung auch nicht damit, ob man nicotinhaltige Basen in größeren Gebinden abgeben darf. Sondern nach der Deklaration und Anmeldung. („Deklaration und Registrierung von sogenannten Basisliquids“)

Im ganzen weiteren Schriftstück geht es – wie in der Antwort auch – vor allem um das Chemikalienrecht und die Registrierung. Aber mit keinem weiteren Wort um die Abgabe von mehr als 10ml an Endkunden.

„Die Fa. Dark Burner ist Hersteller nikotinhaltige Flüssiggemische, so genannte Dampfbasen mit variablem Nikotingehalt als Vor-Produkte für gewerbliche Kunden, nicht für Endverbraucher.“
Prof. Dr. Clemens Allgaier, ACA Pharma Concept GmbH

Der Redetzky Marsch

Geantwortet hat dann offensichtlich nicht der angeschriebene Herr Leester. Mit dem wahrscheinlich vorher auch telefoniert wurde. Sondern im Auftrag des Bürgermeisters der Leiter des Fachbereich Öffentliche Ordnung der Landeshauptstadt Hannover Dr. Ralf Redetzky.
Und der bestätigt:

„Das bedeutet, dass Sie für die von Ihnen dargelegten Tätigkeiten derzeit nicht unter den Anwendungsbereich des Tabakerzeugnisgesetzes fallen und somit keinen Registrierungs-, Mitteilungs- und/oder Übermittlungspflichten unterliegen.“

Aber auch hier steht nichts von einem Verkauf an Endkunden oder einer Mengenangabe. Sondern von einer „Tätigkeit“. Auf gut Deutsch, es geht darum das Zeug abzufüllen und nicht zu registrieren.
Im Gegenteil, Dr. Redetzky setz noch einen drauf. In der weiteren, kurzen Antwort heißt es dazu:

„Sollten Sie zukünftig andere oder weitere als die bisherigen Tätigkeiten durchführen – in Frage kämen hier beispielsweise die direkte Abgabe von nikotinhaltigen Flüssigkeiten an den Endverbraucher über Ladengeschäfte und/oder im Wege des Onlinehandels – bitten wir Sie freundlich um Vorabmitteilung, da dann erneut von uns zu prüfen ist, ob die beabsichtigten Tätigkeiten unter den Anwendungsbereich des Tabakerzeugnisgesetzes fallen.“

Und das ist der Tusch am Ende des Redetzky Marsches.
Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein, dass dieser Radetzky genau die Quelle ist, die Prof. Dr. Clemens Allgaier in Leipzig als Quelle heranzieht.
Der hat damit aber keinen Fehler begangen. Denn er sagt ja wortwörtlich, dass die TPD das so sagen würde, weil Dr. Radetzky das so sagt. Er hat das überhaupt nicht weiter geprüft. Und ich bin sicher, weil er nicht klar danach gefragt wurde.
Es drängt sich der Eindruck auf, Dark Burner hat hier versucht das ganze möglichst rhetorisch geschickt zu verpacken um eine positive Antwort zu erhalten. Die wirklich entscheidende Antwort wurde einfach ignoriert.

Einfach mal weiter denken, als ein Pferd scheißt

Um diesen ganzen Vorgang zu beurteilen, muss ich nicht einmal die TPD oder das Gesetz in die Hand nehmen. Ich muss weder Paragraphen wälzen, noch muss ich Zuständigkeiten prüfen. Ich muss kein Bauer sein, um zu erkennen was Mist ist.
Ich muss noch nicht einmal prüfen, ob die angegebene Behörde in Hannover überhaupt dafür zuständig ist. Was sie nicht ist. [Siehe Simons Video unten oder hier…]
Sondern ich muss nur einmal genau darauf achten, wer mir da was erzählt. Und schlussfolgern, was wohl die Frage war.

Hannover spricht für Hannover

Hanover, Hauptstadt von alles.

An dieser Stelle sei auch der Hinweis erlaubt, dass Hannover hier gar nicht umfassend Auskunft geben kann. Selbst wenn Hannover zuständig wäre und das bei Dark Burner nicht verfolgen würde. Schickt Dark Burner jetzt aber Liquids in Liter Flaschen an einen kleinen Shop im bayrischen Hintertupfingen und der verkauft das, dann ist die Ordnungsbehörde Hintertupfingen zuständig. Nicht Hannover. Und Hintertupfingen ist ziemlich scheißegal, was ein Dr. Redetzky aus Hannover dazu gesagt hat. Oder ein Professor in Leipzig.
Das Ordnungsamt Hintertupfingen kann dem örtlichen Vape Shop je nach örtlicher Vorgehensweise und eigenem Ermessen dafür saftige Strafen aufbrummen oder die Bude dicht machen.
Ziegenscheiße deLuxe.

Inzwischen wurden von einigen Herstellern und YouTubern offen oder hinter vorgehaltener Hand geäußert, dass Dark Burner hier versucht hat, eine sehr preiswerte Werbekampagne abzuziehen. Das halte ich für unwahrscheinlich. Denn gerade ein Hersteller von Basen hat einen viel größeren Aufwand, wegen der neuen Regulierung neu zu kalkulieren und die Abfüllung umzustellen.
Die Frist für die Herstellung ist im November bereits abgelaufen. Was bedeutet, dass die Hersteller bereits vor sechs Monaten alles umgestellt haben. Um spätestens am Montag gesetzeskonforme Produkte anbieten zu können.
Wenn Dark Burner das also nicht getan hat, dann bekommen sie nicht nur höchstwahrscheinlich am Montag eine Flut von Abmahnungen. Da werden einige Hersteller am Sonntag sicher Sonderschichten einlegen. Sondern sie hinken mit der Umstellung auch sechs Monate hinterher.

Verarschen oder Naturdoof?

Jaichweiß!

Deshalb glaube ich ganz persönlich, dass es kein Werbegag ist.
Die Menschen erwarten immer zu viel. Die Dampfer erwarten zu viel von den Politikern, weil sie meinen, alle Politiker müssten sofort auf dem neusten Stand der Wissenschaft sein.
Wir meinen, der Mensch ist die Spitze der Evolution, aber unsere Intelligenz nutzen wir für RTL Nachmittag Fernsehen. Und 80% des Internet Verkehrs sind Pornos und keine Schulbücher.

Was mich aber wirklich ärgert ist der Dunning-Kruger-Effekt [hier…].
In den vergangenen Monaten musste ich nicht nur erleben, wie unbedarft einige Hersteller und Händler in Sachen Öffentlichkeitsarbeit sind. (Affiliate wäre hier so ein Stichwort.) Sondern dass sogar Hersteller und Händler keine Ahnung vom Gesetz haben. Dem Gesetz, das demnächst Ihren Lebensunterhalt bestimmt.

Natürlich kann sich nicht jeder einen Anwalt leisten. Und nicht jeder kann sofort alles wissen. Es ist ein junger Markt, die E-Zigarette ist etwas völlig neues, es ist learning by doing.
Wenn aber ein Hersteller eine europaweite Regulierung herausfordern will und in der Stellungnahme etwas von einem „Tabakproduktgesetz“ erzählt – das es nicht gibt – dann werde ich skeptisch. Und wenn der dann noch nicht einmal auf Anfragen antwortet und sich tot stellt, dann werde ich personally pissed.
Ich mag Menschen nicht, die zu glauben scheinen, alle anderen ziehen sich den Hut mit dem Hammer auf. Ziegenscheiße.

Eine Interpretation

Meine Interpretation ist eine andere.
Offensichtlich wollte Dark Burner ganz pfiffig sein und das Gesetz umgehen. Deshalb wurde eine Anfrage gestellt, wobei nicht einmal geguckt wurde, wer überhaupt wirklich zuständig ist.
Um das ganze möglichst positiv zu beeinflussen, wurden sehr diplomatisch Begriffe wie „Höchstmenge“ und „Endkunde“ umgangen. Was an sich schon scheiße ist, denn das Gesetz kennt keine Diplomatie.

Dummerweise hat Herr Redetzky in Hannover aber scheinbar weder Ahnung von der E-Zigarette, noch von einer „Selbstmischer Szene“. Deshalb ging er offenbar davon aus, dass es sich um die Abfüllung und den Vertrieb eines Zwischenproduktes an Geschäftskunden geht. Und obwohl er darauf hinweist, dass die Abgabe oder der Offline Handel für Endkunden davon nicht betroffen ist, wurde mit diesen selektiven Informationen ein „Gutachten“ eingeholt.
Prof. Dr. Clemens Allgaier in Leipzig beurteil das Ganze dann aufgrund seines Fachbereichs, und wischt in einem Nebensatz die TPD vom Tisch. Weil Dr. Radetzky in Hannover das ja angeblich geprüft hat. Das für diese Frage entscheidende Tabakerzeugnisgesetz wird überhaupt nicht angesprochen. Das Wort kommt nicht einmal darin vor.
Und bei Dark Burner sitzen jetzt ein paar Leute und reiben sich die Hände, weil sie meinen, sie seien schlauer als alle anderen. Sie implizieren, die Basen wären für den Konsumenten auch in größeren Abfüllungen erhältlich.

Allerdings wäre ich auch nicht überrascht, wenn Dark Burner jetzt kamikazemäßig die Lager leer macht, danach die Bude einfach dicht macht und allen den Mittelfinger zeigt. Denn dieses Implizieren deutet dann doch auf eine gewisse Absicht hin.

Antithese

Hätte Dark Burner ein Gutachten, aus dem eindeutig hervorgeht, dass die Abgabe von nicotinhaltigen Basen an Endkunden nicht unter das deutsche Tabakerzeugnisgesetz fällt, warum wurde das dann nicht spätestens mit dem Statement der vergangenen Woche veröffentlicht? Alleine schon um nicht dutzende Abmahnungen beantworten zu müssen.
Und wie wahrscheinlich ist es, dass ein kleiner Hersteller auf eine Gesetzeslücke stößt, auf die kein anderer Hersteller, Jurist oder professioneller Lobby Verband gekommen ist?

Ein Haufen Ziegenscheiße

Das ist ein riesen Haufen Ziegenscheiße. Hingeschissen von ein paar Leuten, die sich für schlauer als alle anderen halten.

Ich möchte noch einmal sehr klar darauf hinweisen, dass das der Stand ist, von dem ich ganz persönlich derzeit ausgehen muss. Ich kann sehr falsch liegen. Wenn am Montag die Abmahnungen bei Dark Burner einfliegen kann es immer noch sein, dass sie es auf einen Gerichtstermin ankommen lassen. Und dann kann es immer noch sein, dass sie ein Gutachten aus der Tasche ziehen, was ein Richter dann milde beurteilen würde. Ich bin aber recht sicher, dass ein Richter Dark Burner nicht nur ziemlich verbrummen würde. Sondern zurück auf die Schulbank schicken würde.

Nur dagegen sein reicht nicht

Wichtig: Einfach mal dagegen sein. Und Hass ist wichtig,

Und das hat auch nichts damit zu tun, ob ich Dark Burner leiden kann oder nicht. Auch ich bin Enddampfer. Würde ich Angebote annehmen, würde ich in Geräten und Liquids ersticken. Aber ich Idiot sitze ja selber auf drei Liter Bunkerbase.

Ich habe die IG-ED angegriffen, weil ich mit dem Vorstand und der Vereinsführung nicht klar kam. Nicht weil ich Dampfer nicht leiden kann. Im Gegenteil, ich habe mich auf der Messe wunderbar mit IG-ED Mitgliedern unterhalten und unterstrichen, dass Deutschland eine gute Konsumenten Lobby braucht.
Ich habe Blogger angegriffen, weil sie meiner Meinung nach hobbymäßig emotionale Ziegenscheiße erzählen, ohne mal das große Ganze zu sehen. Und planlos von Anarchie träumen, ohne mal das Ziel und die Realitäten abzugleichen. Weil sie selber ja nichts zu verlieren haben.
Ich habe Petitionen angegriffen, weil sie Hintergrund haben müssen. Einfach mal so seinen Unmut in eine Petition zu gießen und dann Unterschriften zu sammeln ist leicht. Man muss darauf vorbereitet sein, was danach kommt.
Man muss einfach Ziegenscheiße erkennen, bevor man rein tritt.

Die Brenner Situation

Wie es sich so darstellt, hat Dark Burner sich in eine Ecke manövriert. Ihnen bleibt nur die Wahl zu lernen, Rückgrat zu zeigen und öffentlich zu sagen „Ich hab Mist gebaut“.
Eine gerichtliche Auseinandersetzung wird Dark Burner nicht durchhalten, weil alle Einzelhändler die nicht gerade gelben Schnee lecken abspringen werden. Noch bevor irgendwelche Behörden überhaupt bei Dark Burner an die Tür klopfen, kann der Traum schon vorbei sein.

Mein Mitleid hät sich in Grenzen. Denn bekäme ich als Händler eine solche Mitteilung, wie Dark Burner sie offenbar verschickt hat – ohne Datum, ohne Bezug, ohne Zuständigkeit und nur mit einem „Kauft das, es geht schon klar.“ – käme ich mir verarscht vor. Einfach weil man mich offensichtlich für naiv hält.

Dark Burner hat eine Verantwortung. Wird auch nur ein Händler wegen Base von Dark Burner verknackt, wird der Shitstorm Dark Burner schneller schmelzen lassen als Schnee in der Sonne. Geschweige denn, wenn sich heraus stellt, dass Dark Burner absichtlich seine Liter Flaschen an unbedarfte Händler abgibt. Weil diese meinen, sie könnten sie an Endkunden weiter verkaufen. Das könnte dann sogar auf den Straftatbestand des Betruges hinauslaufen.

Schlauer als alle anderen? Dark Burner weiß offenbar nicht einmal, wie das Tabakerzeugnisgesetz heißt.
Ziegenscheiße.

Quellen

Erklärung von Dark Burner, gesichert über Wayback Machine:
https://web.archive.org/web/20170517190410/http://dark-burner.eu/erklaerung-zum-weiterverkauf-der-dark-burner-basen-in-gebinde-10ml/
Gesicherter Email Verkehr (Guru Server):
https://www.vapers.guru/wp-content/uploads/2017/05/Anfrage-an-die-Stadt-Hannover.pdf
Produktcharakterisierung und Prüfung auf Rechtskonformität, ACA Leipzig (Guru Server):
https://www.vapers.guru/wp-content/uploads/2017/05/Gutachten.pdf

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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