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Das Erwachen der hellen Seite der Macht

BfTG erreicht großen Erfolg

Gestern Morgen noch über das Verkaufsverbot gegen Posh berichtet, weil sie nix angemeldet haben. Jetzt platzt die nächste Bombe: Das BfTG kommt an die Anmeldedaten.
Es dürfte demnächst riskant werden für Händler, die eine schnelle Mark über Amazon und Ebay machen wollen.
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Die TPD der EU geht allen auf den Sack. Das kann man nicht anders formulieren.
Vor allem die Vorgabe, Produkte sechs Monate vor dem Verkaufsstart anmelden zu müssen.

Den Dampfern geht es natürlich auf den Sack, wenn die Chinesen Geräte anpreisen, die dann aber erst in einem halben Jahr in Deutschland zu haben sind.
Den Importeuren geht es auf den Sack, weil viele der angefixten Dampfer sich den heißen Scheiß dann schon über China bestellt haben und ihn hier nicht mehr kaufen wollen.
Den Shop Betreibern geht es auf den Sack, weil ständig irgendwelche Chabos und Pseudohipster im Laden stehen und nach Coils oder Ersatzteilen fragen, die es hier noch gar nicht zu kaufen gibt.
Den Messebetreibern geht es auf den Sack, weil es sich für Hersteller kaum noch lohnt, Geräte in Deutschland auszustellen.
Den Messebesuchern geht es auf den Sack, weil alle Messen inzwischen fast nur noch aus Liquids bestehen und es sich für kleine Händler nicht mehr lohnt.
Und inzwischen geht es auch der Politik auf den Sack. Weil ihr dadurch Steuern flöten gehen, da viele der China Importe schlicht illegal sind.

Die philosophische Frage ist aber, wie man nun damit umgehen soll. Und das führt zu einer immer tieferen Spaltung innerhalb der Dampfer Szene.

Ignorieren oder sich benehmen?

Die einen meinen, man solle einfach irgendwie darauf scheißen. Sie bestellen Ihr Zeug in China.
Was man dem einzelnen Dampfer aber auch nicht zum Vorwurf machen kann. Der Konsument geht dahin, wo das Angebot stimmt. War immer so, wird immer so sein. Das ist elementare Grundregel der Marktwirtschaft.
Die anderen meinen, man muss sich daran halten. Denn nur wenn sich alle daran halten, wird man es ändern können.

„Vapear o muerte“ Che Guevara, 1921

Offenbar herrscht bei vielen Dampfern eine kurzgedachte Illusion vor. Der Geruch von Revolution liegt in der Luft.
Wenn sich niemand daran hält, wird es sich ändern. So zumindest die scheinbare, kurzgedachte Vorstellung.
Betrachtet man das aber einmal realistisch, weiß man, dass dies so nicht passieren kann und wird.
Die dunkle Seite der Macht kommt nie weit.

Kann es anders funktionieren?

Zunächst ist die TPD ein europäisches Gesetz. Alle Mitgliedsstaaten müssen sich daran halten.
Das bedeutet, selbst wenn Deutschland diese Regulierung abschafft, greift automatisch das europäische Recht.

Hinzu kommt offenbar die Vorstellung, dass „die da oben“ irgendwann aufgeben. Dass die regulierenden Politiker und Behörden irgendwann sagen „Auch weißt Du was, es hält sich eh keiner dran, also scheiß drauf. Schnittchen?“.
Doch wie Wahrscheinlich ist das? Das ist so „Es ist Krieg und keiner geht hin.“

Naheliegendes Beispiel

Jeder vierte Deutsche hat in seinem Leben schon einmal gekifft. In einer Umfrage gaben 90% der 16 bis 18 Jährigen an, sie wüssten, wo sie Cannabis bekommen könnten. Hat die Politik deshalb irgendetwas geändert? Das Verbot zum Schutz der Bevölkerung und Jugend macht jedenfalls gar keinen Sinn.

Wir verzichten seit Jahrzehnten auf einen schnell nachwachsenden, effizienten und umweltschonenden Rohstoff. Heranwachsende müssen zu einem Dealer gehen, der wahrscheinlich auch Heroin, Koks und MDMA im Katalog hat. Dem Staat gehen Millionen an Steuereinnahmen flöten. Während die Gerichte mit Kleinscheiß überlastet sind.
Glaubt denn allen Ernstes irgendjemand, dass die Politik irgendwann hingeht und ein Gesetz wegen Nichtbeachtung abschafft?

Eine Deregulierung kann nur oben herum passieren. Indem Interessenvertreter in einen konstruktiven Diskurs mit der Politik eintreten. Indem man freundlich und auf Augenhöhe die Vor- und Nachteile benennt.
Petitionen, Mailaktionen und Hasskommentare auf Social Media helfen absolut gar nichts. Die IG-ED demonstriert es seit Jahren eindrücklich.

Selbstregulierung gibt gutes Zeichen

Doch dazu muss der Markt sich selber regulieren.
In dem Moment, in dem ein Vertreter des Dampfens mit einem Politiker spricht, und der Politiker ihm dann vorrechnet dass im vergangenen Jahr so und so viele illegale Verkäufe aufgebracht wurden, ist das Gespräch beendet. Da kann man noch so blumig reden und Honig ums Maul schmieren, es bringt nichts mehr.




Es wird vielen Wutdampfern und Freizeit Revoluzzern nicht gefallen, aber dadurch dass der Markt sich ändert, findet auch die Selbstregulierung im immer größeren Maße statt.
Größere Unternehmen, mit ausreichend Futter dahinter, vertreten ihre Interessen. Und diese Interessen unterscheiden sich nun einmal fundamental von denen eines Dampfers, der jetzt ganz dringend den heißen Scheiß aus Shenzhen haben will.

Hinzu kommt, dass auch die Händler sich so langsam organisieren. Und die haben natürlich langsam das entsprechende Geld dahinter.
Immer mehr kleine Händler werden Mitglied in den Verbänden und entwickeln eine gemeinsame Stimme.

Diese gemeinsame Stimme ist gestern deutlich lauter geworden. Und das könnte in der nächsten Zeit einiges in den deutschen Landen verändern.

Wartefrist kein Problem, wenn alle mitspielen

Die TPD schreibt die erwähnte Anmeldepflicht vor. Was prinzipiell erst einmal überhaupt kein Problem wäre.
Beispielsweise müssten die chinesischen Hersteller nur sechs Monate vor Inverkehrbringen eines Produktes die Daten an die europäischen Händler weiter geben und der Fisch wäre geputzt.

Deutsche Hersteller wie Lynden oder Smokerstore haben inzwischen mehrfach bewiesen dass es geht. Denn sie haben Produkte erst nach außen kommuniziert, nachdem die Wartefrist fast abgelaufen war und sie bald zu bekommen waren.

Solange die Chinesen aber ihr Zeug über die chinesischen Handelskonzerne wie Gearbest, Fasttech, Heavensgifts und andere loswerden, so lange sind sie gar nicht genötigt das zu machen und zu verstehen.
Eigentlich hilft also jeder China Besteller dabei mit, dass sich eben genau nichts ändert.

Alte Grafik, gleiche Logik

Die Frist wäre auch deshalb kein Problem, weil die Länder diese Anmeldedaten eigentlich öffentlich machen müssen.
Damit könnte jeder Händler sofort sehen, wer welches Gerät angemeldet hat. Sie würden sich gegenseitig regulieren. Denn die Händler, die dagegen verstoßen, würden sehr schnell abgemahnt oder den Behörden gemeldet werden. Es gäbe eine Art selbstregulierende Gerechtigkeit.

Zusätzlich könnte jeder Händler sehr schnell sehen, welche Geräte neu angemeldet sind. Er könnte sehr schnell und mit größerer Treffergenauigkeit entscheiden, welche E-Zigaretten oder Liquids er in sein Portfolio aufnehmen will.
Und eventuell würden die Chinesen dann auch etwas mehr Druck verspüren, diese Regulierungen bei neuen Produkten zu beachten. Die Regulierung der 2ml Tanks in Großbritannien haben sie sehr schnell umgesetzt, denn sonst hätten sie dort einfach nichts mehr verkaufen dürfen.

Das ist der ursprüngliche Sinn dieser Regulierung. Zumindest der Sinn die Daten zu veröffentlichen.
Die sechs Monate Wartefrist sind und bleiben sinnfreie Ziegenpisse.

Das findet derzeit einfach nicht statt, weil diese Daten ganz einfach nicht veröffentlicht werden.
Die Behörden tun dies nicht, weil sie schlicht und ergreifend überfordert sind. Sie sind zu träge und bewegen sich im Internet auf dem Stand von vor fünf Jahren. Freundlich geschätzt. Neuland.

Händler wehren sich

Das hat InnoCigs nun herausgefordert.
Bereits im vergangenen Jahr hat InnoCigs sich massiv für die eigentlich vorgeschriebene Veröffentlichung der Daten eingesetzt. Das ging tatsächlich so weit, dass bereits eine Klage gegen die Bundesregierung auf dem Weg zu den entsprechenden Stellen war.

Kurz bevor das beim Verwaltungsgericht gelandet wäre, zeigte sich das Bundesamt für Verbraucherschutz plötzlich sehr kooperativ. InnoCigs durfte die Daten haben. (Daten, die eigentlich eh öffentlich sein müssten, wohlgemerkt.)
Nun wollte InnoCigs diese Daten aber nicht für sich behalten, sondern hat sie solidarisch an das BfTG, dem Händlerverband Bündnis für Tabakfreien Genuss, weiter gegeben.
Das Bundesamt hat das abgeknickt. Wohl weil sie befürchtet haben, dass der ganze Mist nun mit dem BfTG von vorne losgeht.
Aber diese Freigabe passiert ausschließlich unter der eindeutigen Vorgabe, dass diese Daten nur innerhalb des BfTG veröffentlich werden dürfen.

Das bedeutet, dass nun alle Mitglieder des BfTG exklusiven Einblick in die Anmeldedaten erhalten. Zumindest so lange, bis die Bundesregierung endlich in der Lage ist, die Vorgaben umzusetzen.
Bessere Mitgliederwerbung kann es für den Verband nicht geben. Viele Mitglieder hatten genau das gefordert.

Wird einigen nicht gefallen

Das Veterinäramt Oer-Erkenschwick Süd bei einer normalen Kontrolle.

Das wird natürlich nun einigen Wutdampfer nicht gefallen. Und vor allem den Händlern nicht, die versuchen über Ebay und Amazon eine schnelle Mark zu machen.
Denn die Mitglieder des BfTG repräsentieren nach meiner Schätzung locker dreiviertel des deutschen Marktes. Und die können jetzt einzeln sehr einfach nachsehen, ob der Mitbewerber um die Ecke oder am Messestand nebenan sauber arbeitet.

Spätestens wenn diese Daten dann endlich einmal öffentlich zugänglich sind, ist es eh nur eine Frage der Zeit, bis eine Abmahnkanzlei darauf aufmerksam wird.

Dampfdarwinismus

Ich glaube an die Selbstregulierung. Ich glaube fest daran, dass es nur oben herum funktioniert.
Genauso fest glaube ich daran, dass wir in Deutschland einen vernünftigen und professionell arbeitenden Konsumentenverband benötigen. Hätte meinen vollen Support.

Doch genauso wenig wie ich es einem Dampfer verübeln kann, wenn er etwas in China bestellt, kann ich es einem Händler verübeln, wenn er einen anderen Händler in die Schranken weist, der sich unlauter einen Vorteil verschafft. Das widerspricht meinem tief sitzenden Verständnis von Gerechtigkeit und Chancengleichheit.
Das hat auch nichts mit „verpetzen“ zu tun. Verpetzen ist die anonyme Anzeige. Abmahnen bedeutet mit offenem Visier gegenüber zu treten und zu sagen: „Du schadest mir und du schadest uns allen. Lass das.“

Ich empfehle aus tiefster Überzeugung jedem Händler sich in einem Verband zu engagieren.

Verständnis aber wenig Mitleid

Ich war lange Unteroffizier. Wenn ich einem Rekruten die Sicherheitsvorschriften erklärt habe und er sich trotzdem einen Zeh abschießt (tatsächlich passiert), dann habe ich wenig Empathie.
Ich empfinde keine Schadenfreude. Selbstverständlich versorge ich ihn; es ist ja mein Mann, mein Team. Zur Not schleppe ich ihn auf den Schultern zum Sanitäter. Ich werde nicht einmal sagen „Näh nänä näh nähhh nä“.
Aber es lag in seiner eigenen, erwachsenen Verantwortung. Er ist ein Idiot, denn seine Doofheit gefährdet das Team. Sein Zeh hat halt Pech gehabt. Kolateralschaden.

Das gleiche Gefühl werde ich haben, wenn ich auf der nächsten Messe einen Stand mit halbleeren Regalen sehe.
Wie gerade in Frankfurt geschehen.


Kontrollen bei der Messe Frankfurt: https://www.focus.de/regional/darmstadt/darmstadt-gefahr-im-dampf-rp-kontrolliert-fluessigkeiten-fuer-e-zigaretten-e-liquids_id_8831636.html
Verkaufsverbot gegen Posh: https://www.vapers.guru/2018/04/30/verkaufsverbot-fuer-deutschen-grosshaendler/

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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