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Aromen verboten in San Francisco

Volksbefragung bestätigt Pläne der Stadtführung

Vor zwei Tagen ging die Volksbefragung zu Ende. Damit ist es amtlich. Eine große Mehrheit plädierte für das Verbot von Aromen in Tabakprodukten. Wozu auch E-Zigaretten und Liquids zählen.
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Bereits im vergangenen Jahr wollte die Stadtführung von San Francisco mit der so genannten Proposition E (Antrag E) den Verkauf von aromatisierten Tabakprodukten im Stadtgebiet verbieten.
Doch dann wurden ausreichend Unterschriften gesammelt, so dass es nun zu einer Volksbefragung kam.

Diese kam am Dienstag zu einem überwältigenden Ergebnis. 68% stimmten für das Verbot.

Das dürfte sicherlich mit der insgesamt tabakfeindlichen Stimmung in den USA zu begründen sein. Allerdings ging es bei der Eingabe auch ganz ausdrücklich um Liquids und E-Zigaretten.
Denn diese, so die Vertreter, würden Jugendliche an den Tabak und das Nikotin heranführen. „San Franciscos Jugend wird ständig mit Werbung für aromatisierten Tabak und E-Zigaretten bombardiert, immer wenn sie in den Supermarkt um die Ecke gehen.“ sagte die American Lung Association dazu in einem Statement. „Es ist offensichtlich, dass diese Aufmachungen wie Süßigkeiten und farbenfrohen Verpackungen auf Teenager abzielen.“

Das Werbeverbot und die gerade erst angehobene Altersgrenze für den Verkauf von Tabakprodukten auf 21 Jahre schienen den Verfechtern des Verbotes nicht ausreichend.
Nun ist also der Verkauf von allen Tabakprodukten, zu denen auch nikotinhaltige Liquids gezählt werden, in der Metropole verboten. Ebenso in den umliegenden Gemeinden wie Oakland, die entweder bereits ein solches Verbot verabschiedet haben, oder nun planen.

Ein Who is Who der moralischen Instanzen

Die Rollen schienen ungleich verteilt. Denn der Tabakriese R. J. Reynolds (Lucky Strike, Pall Mall, Winston, etc.) spendete insgesamt 11,6 Millionen für die Campagne.
Doch auch auf Seiten der Befürworter kam ein erklärliches Sümmchen zusammen. Viele Gesundheitsorganisationen und ähnliche kommunale Verbände spendeten sechsstellige Beträge, um das Verbot zu unterstützen.

Michael Ruben Bloomberg
Michael Ruben Bloomberg, reicher Kinderfreund aus New York

Angeführt wurden sie durch den ehemaligen Bürgermeister von New York Michael Ruben Bloomberg, Milliardär und Gründer des Medienunternehmens Bloomberg L. P.
Der ließ sich die Kampagne in der 4600 km entfernten Metropole alleine 2,3 Millionen Dollar kosten. Gefolgt von Illustren Personen wie Gayle Conway, Frau des frühen Google und PayPal Investors Ron Conway. Und Diane B. Wilsey, einer schwerreichen Philantropistin aus San Francisco, die ihr Lebensglück darin gefunden hat, mit ihrem geerbten Geld Gutes zu tun.

Natürlich dürfen in der Aufzählung auch solche Namen wie die American Heart Foundation nicht fehlen, die seit Jahren gegen die E-Zigarette arbeitet. Und die allseits umtriebigen Tobacco Free Kids, die dafür eigens eine Spendensammlung durchgeführt haben.
Zuvor war auch der bekannte Anti-Tabak-Aktivist Prof. Dr. Stanton Glantz von der University of California in San Francisco gehört worden.

Auch Vaping klares Ziel

„Big Tobacco sieht das Dampfen als Zukunft“ sagte der Anti-Tabak-Aktivist Patrick Reynolds vor der Abstimmung. Der wiederum der Enkel des Gründers des erwähnten Tabakriesen R. J. Reynolds ist. „Sie sind sehr beängstigt dass dies verabschiedet wird und die Wähler eine informierte Entscheidung treffen und sich der Gesundheits Community anschließen.“

„Das führt hoffentlich zu einer Welle von Städten, die das machen was San Francisco macht. Denn die FDA hat nichts getan. Wir werden anfangen den Trend gegen das Vaping zu richten.“
Patrick Reynolds, CNN, 2018

Die Aussichten dafür stehen gut. Chicago denkt offenbar über ein ähnliches Verbot nach. Und in New York befindet sich ein solches Verbot bereits in der Entscheidungsfindung der Stadtführung.

Die Lösung des Problems?

San Francisco Flavor Ban
Medienwirksame Demonstation vor dem Rathaus von San Francisco

Menthol Zigaretten sind in den USA weit beliebter als im deutschsprachigen Raum. Vor allem bei der afroamerikanischen Minderheit.
Doch mit diesem Verbot werden jegliche Aromen in allen Tabakprodukten verboten. Beispielsweise auch in Kautabak, Shisha Tabak und Zigarren.
Treffen wird das also vor allem die kleinen Geschäfte um die Ecke, die mit dem Verkauf solcher Produkte einen Teil ihres Umsatzes machen.

„Es ist enttäuschend, dass die Mehrheit der Wähler in San Francisco zu dem Schluss kam, dass der beste Weg einem wichtigen Problem zu begegnen, wie dem Rauchen unter Minderjährigen, eine Rückkehr zur Politik der Prohibition ist.“ sagte Carlos Solórzano, CEO der Hispanischen Handelskammer von San Francisco.

Ob es tatsächlich dazu führt, dass weniger Jugendliche anfangen zu rauchen oder zu dampfen, darf allerdings bezweifelt werden. Denn die weltweiten Zahlen zeigen sehr deutlich, dass die Anzahl der Jugendlichen, die zum Nikotin greifen, unabhängig ist vom Geschmack.
In Südamerika rauchen deutlich mehr Menschen. Dort sind aromatisierte Tabakprodukte kaum am Markt relevant. Ebenso in Asien.

„Es wäre Travestie wenn Anti-Dampf-Extremisten die Wähler von San Francisco in die Irre führen und es damit Erwachsenen schwerer machen [mit dem Rauchen] aufzuhören.“
Greg Conley, Präsident der Amercican Vaping Association

Kurzfristig harte Konsequenzen

Das Verbot könnte Vape Shops in der Bay Area kurzfristig hart treffen. Denn sie müssen ihr Sortiment entsprechend anpassen.
Ebenso könnte das Verbot dazu führen, dass tatsächlich weniger Konsumenten vom Tabak auf die sehr viel harmlosere Variante des Dampfens umsteigen. Denn die an Service und Benutzerfreundlichkeit gewöhnten amerikanischen Konsumenten könnten sich dadurch eingeschränkt fühlen. Einfache Pod Systeme machen in den USA einen weit größeren Marktanteil aus.




Dass der Dampf Markt dadurch jedoch nachhaltig eingeschränkt wird ist eher nicht zu erwarten.
Denn zum einen hat die Stadt San Francisco überhaupt keine Möglichkeiten, den Online Handel zu kontrollieren. Und zum anderen sind lediglich Aromen in Tabakprodukten verboten. Ein reines Aroma, wie die inzwischen auch in Europa beliebten Shake & Vape Produkte, sind keine Tabakprodukte. Und Base oder Nikotin Shots enthalten kein Aroma.

Im Gegenteil, für Jugendliche könnte gerade dieses Verbot und die erschwerte Beschaffung dazu führen, dass E-Zigaretten mit selbstgemischten Liquids noch attraktiver werden.
Der Markt wird darauf reagieren. Beispielsweise mit mehr nachfüllbaren Pod Systemen, einer Verstärkung des Online Handels oder der Umstellung auf Produkte zum Selbermischen.

Cannabis gedeiht prächtig

Seit 2016 ist Cannabis in Kalifornien legalisiert. In nicht einmal zwei Jahren hat sich eine Industrie mit einem Jahresumsatz von sieben Milliarden Dollar entwickelt. Was wiederum Steuereinnahmen von einer Milliarde Dollar für den finanziell klammen Staat erbringt.
Gleichzeitig ist die Kriminalität gesunken. Und damit die Kosten. Entgegen aller Befürchtungen kiffen jedoch nicht mehr Jugendliche, sondern weniger.
Darüber hinaus schätzt man den Umsatz von illegalen Cannabis Plantagen durch die mexikanischen Kartelle in Kalifornien, die dann vornehmlich in Staaten mit bestehendem Verbot exportieren, auf 53 Milliarden.

Das verdeutlicht, dass ein Verbot noch nie einen Erfolg gebracht hat.
Es ist nur fraglich wie lange es dauert, bis das Rathaus von San Francisco dies versteht. Trotz der Einflüsterungen und dem finanziellen Engagement von moralinsauren „Anti-Dampf-Extremisten“.


Bericht auf CNN: https://edition.cnn.com/2018/06/06/health/san-francisco-flavored-cigarettes-proposition-e/index.html

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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