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Disposables: Versuchte Schönrechnerei

Sogar das Dampfermagazin versucht es

Das Dampfermagazin ist seit jeher sehr industrie- und händlerfreundlich. Dafür ist es gemacht.
Am Samstag veröffentlichte das Dampfermagazin einen Artikel zur Messe Hall of Vape. Der erwartungsgemäß eher ein Bericht über Produkte und Hersteller ist.

In einem der letzten Absätze versucht der ungenannte Autor Disposables zu relativieren.
Eigentlich seien Pod Systeme ja auch Disposables, da auch die Pods entsorgt werden. (Das werden Coils auch, sind das deshalb auch Disposables?)
Und letzten Endes würde ja durch die TPD auch beim Selbermischen eine Menge Müll anfallen. Da pro „1 Literflasche Base noch 100 kleine Plastikflaschen“ durch die NikShots anfallen.

Der Rechenfehler ist offensichtlich:
100 Fläschchen NikShots ergeben einen Liter. Und zwar in der höchsten Konzentration von 20 mg/ml. Für einen Liter Base mit 3 mg/ml benötigt man 15 Fläschchen.

Aber schauen wir uns das Argument in aller Kürze genauer an. Ausgehend von NikShots vs. Disposables für einen Liter Liquid. Und unterstellen wir, dass die meist angegebenen 2ml Inhalt bei Disposables stimmen, was sie meist nicht tun.

Dann kommen wir bei Disposables auf jeweils 500 Akkus, Elektronikteile und Plastikhüllen.

Die Fläschchen der NikShots sind üblicherweise aus Polyethylenterephthalat, kurz PET. Diese werden auch im Hausmüll inzwischen so flächendeckend recycelt, dass sie eine erstaunlich gute Öko-Bilanz haben. Mehrweg-Getränkeflaschen können laut Naturschutzbund inzwischen durchaus mit Glasflaschen mithalten.

Akkus enthalten Stoffe wie Zink, Nickel, Eisen/ Stahl, Mangan, Aluminium, Lithium, Kobalt, Silber, Seltene Erden und können auch Schwermetalle wie Quecksilber, Cadmium oder Blei beinhalten.
Diese werden nicht zwangsläufig recycelt.
2012 erließ die EU eine Recyclingeffizienzverordnung. Deutschland hat die Ziele erfüllt. Dafür ist es ausreichend, dass aktuell 46% der Altbatterien – zu denen auch die in E-Zigaretten üblichen Akkus gehören – gesammelt werden.
Doch selbst wenn diese recycelt werden, sind laut Umweltbundesamt über 20% nicht wiederverwendbar. Und es ist fraglich, ob es überhaupt Maschinen dafür gibt, die verbauten Akkus aus der Hülle zu holen.

Das bedeutet, pro Liter Liquid landen entweder 100 Fläschchen im Recycling. Wo zumindest die Farblosen fast vollständig wiederverwendet werden können. Oder es landen die Rohstoffe von mindestens 300 Akkus endgültig im Müll.
Dabei ist noch nicht der Energieaufwand in der Herstellung mit einberechnet, der für die Ökobilanz einberechnet würde. Und es setzt voraus, dass ausnahmslos alle Disposables sachgerecht entsorgt werden. Was sicherlich illusorisch sein dürfte.

Ich erspare es mir, die anderen Argumente des Dampfermagazins durchzugehen. Denn ich empfinde eine solche Argumentation als hilflosen Versuch etwas im Sinne der Händler und Hersteller schönzureden. Womit man sich ganz offensichtlich geistig nie so wirklich auseinandergesetzt hat.

Umweltschutz ist ein Thema wie Sterbehilfe oder Pflegenotstand. Man schiebt es gerne von sich weg. Man erwartet, dass andere sich schon darum kümmern werden. Erst wenn alle solchen Produkte und womöglich Aromen gleich mit verboten worden sind, werden die meisten aufwachen.


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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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