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Tagesschau macht E-Dampfer zu Kiffern?

Neulich in der "Community"

Vor einigen Minuten hat der bekannte Vape Vlogger Philgood ein Video veröffentlicht, unter dem Titel „Tagesschau macht E-Dampfer zu Kiffern“.
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In dem 144 Sekundenfilmchen erregt er sich über einen Einspieler der Tagesschau, der größten deutschen Nachrichtensendung. (Zusehen hier…)
In dem geht es um die durch den Bundestag gerade beschlossene Freigabe von Cannabis als Medikament. Der Bericht ist übrigens schon drei Tage alt.
Zu sehen ist ein Mann, der nach eigenen Angaben seit 15 Jahren an Epilepsie und Darmkrämpfen leidet. Dieser hat seit etwa einem Jahr eine Ausnahmegenehmigung und darf auf Rezept Cannabis konsumieren.
Das tut er in dem Beitrag aus einer etwas veralteten E-Zigarette, die er für 14 Sekunden vor der Kamera nutzt.

Philgood konstruiert daraus nun empört „eine absolute Sauerei“, dass die ARD dies so bildlich umgesetzt hat. Denn, so unterstellt er, damit würden alle Dampfer zu Kiffern gemacht. (Zu sehen hier…) Obwohl es hier gar nicht um Kiffen geht. Und um E-Zigaretten auch nicht. Die wird nicht einmal angesprochen. Egal, da schnellt die Erregungskurve nach oben.

Die zu erwartende Empörung

Es wird ja alles immer schlimmer

Sowohl unter dem Video auf seinem YouTube Kanal, wie auch auf seiner Facebook Seite, sammeln sich nun die empörten Kommentare. Von Bildungsauftrag der öffentlich rechtlichen Sender, über den üblichen „Die da oben wir hier unten“ Schwachsinn, bis zu handfesten Propaganda-Verschwörungstheorien. Sonntagmorgen und der Aluhut glüht.
Das Problem an der ganzen Sache ist aber, dass der Beitrag vollkommen korrekt ist.

Mit der Dampfe wurde schon immer experimentiert

Liquids mit THC und CBD

Seit es die E-Zigarette gibt, wird versucht damit auch andere Stoffe zu konsumieren. Das fängt bei Japan Öl an und geht bis zu Heroin. Und auch vapers.guru hatte schon mehrere Anfragen, ob man mit den Geräten nicht schöner kiffen kann.
Das Problem dabei ist lediglich, dass der Wirkstoff THC (Tetrahydrocannabinol) in der Pflanze vereinfacht gesagt als Öl vorkommt. (Umso öliger, umso besser knallt es. Weiß jeder Kiffer.) Und dieses Öl schädigt den Coil und verglimmt, wodurch es nicht richtig breit macht.

Eine andere Möglichkeit ist das Cannabidiol, kurz CBD. Das wird aus der weiblichen Hanfpflanze gewonnen. Es wirkt entzündungshemmend und hilft gegen viele Symptome, u.a. Darmkrämpfe. Es finden auch Untersuchungen statt, inwieweit es gegen affektive Störungen (Depressionen, Borderline, etc.) hilft.
Das macht zwar nicht breit. Ist aber schon lange als so genanntes CBD Liquid käuflich zu erwerben.

Erst vor kurzem gab es einen Shitstorm, weil die Polizei in einem Posting auf Facebook vor so genannten Legal Highs warnte, und dabei idiotischerweise gleich vor der E-Zigarette warnte. Weil die damit konsumiert werden können.

Patienten bevorzugen häufig Inhalation

Viele Patienten – beispielsweise in England – konsumieren ihr verschriebenes THC am liebsten durch die E-Zigarette. Gerade bei Parkinsonpatienten ist es sehr beliebt. Da es bei oraler Aufnahme sehr lange dauert, bis das Zeug anschlägt. Und wenn ein Parkinson Patient merkt, dass die Zappelei wieder losgeht, stellt der sich sicher nicht in die Küche und backt erst noch Kekse. Oder macht sich einen Tee.
Man zieht zweimal an der E-Zigarette und gut ist. Inhalieren hat also Vorteile.

Darstellung völlig korrekt

Bitte demnächst verpixeln!

Die Darstellung der Tagesschau ist also nicht nur völlig korrekt. Sondern es ist davon auszugehen, dass die E-Zigarette bei der Verbreitung von Cannabis als Medikament in Deutschland sogar das bevorzugte Mittel zur Einnahme werden wird.
Sich nun über so etwas aufzuregen offenbart doch eigentlich zwei sehr grundsätzliche Ansichten. Ein sehr bestimmtes Mindsetting.
Vorrausgesetzt natürlich, man ist nicht tatsächlich auch noch so völlig uninformiert und setzt die Einnahme von THC als Medikament mit „kiffen“ gleich. Also eigentlich genauso dämlich, wie man es anderen unterstellt.

Zwei seltsame Einstellungen

Zum ersten zeugt es von einem völlig selbstwertdienlichen Selbstbild.
„Wir Dampfer sind etwas Besseres. Wir sind keine Junkies. Wir nehmen keine Drogen.“
Es ist bedauerlich, aber es ist die Wahrheit: Für einen Mediziner, Pharmazeuten oder Psychologen ist Nikotin nichts anderes als Coffein, THC, Cannabidiol oder jede psychotrope Substanz. Es sind alles „Drogen“. Selbst Schlaftabletten sind Drogen. Und alle die es nehmen sind Drogenkonsumenten. Also auch Dampfer.

Und zum zweiten zeugt die Aufregung doch davon, dass viele Dampfer völlig egozentrisch erwarten, dass alle Medien und Politiker das Dampfen grundsätzlich nur positiv darzustellen haben.
Somit hätte die Tagesschau selbstverständlich den Mann nicht beim Konsum zeigen sollen. Denn irgendein ungebildeter Idiot vorm Fernseher könnte ja jetzt meinen, dass E-Zigaretten mit Kiffen gleichzusetzen sind. Wahrscheinlich hätte die Tagesschau die E-Zigarette verpixeln sollen. Oder den Mann nur zeigen sollen, wie er einen Tee trinkt.

Die gleiche Argumentation wäre es, wenn Spediteure verlangen, dass die Bilder vom Terroranschlag in Berlin verboten werden. Weil LKW Fahrer sonst in der Öffentlichkeit als Terroristen wahrgenommen werden könnten.
Lügenpresse, Lügenpresse!

Opferrolle liegt so nahe

Das zeigt doch ein bedrohlich gemindertes Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl, wenn man erwartet, dass die Umwelt auf die eigenen Motivationen Rücksicht zu nehmen hätte. Mehr noch, nie etwas falsches oder ungünstiges argumentieren dürfte. Anstatt man da vielleicht einen Aufklärungsbedarf sieht und versucht konstruktiv in die Meinungsbildung einzugreifen, wird destruktiv auf andere geschimpft.
Anstatt mit geradem Rücken zu sagen „Toll, mit dem Gerät können auch Krebspatienten ohne Nebenwirkungen ihre Medizin nehmen“, wird von anderen erwartet, dass sie ja nichts auf uns Dampfer kommen lassen.

Aber das schein ja gerade ziemlich up to Date zu sein. Dagegen, dagegen. German Angst. Sagt man etwas dagegen, ist es gleich antidemokratisch und Zensur.
Man muss sich aber mal ehrlich die Frage stellen, wie eine solche Einstellung in der politischen Diskussion dem Dampfen wird helfen können.
Mit Opferrolle wird man nur bedingt weiterkommen.

Fast kann man erahnen, wie demnächst Händlerverbände und Hersteller versuchen, mit Medizinern ins Gespräch zu kommen, um zu schauen was man da machen kann. Während andere noch an ihrer Beschwerde an die Tagesschau feilen. Und sich dann wundern, was an ihnen vorbei läuft.

Nur mal so ein Vorschlag. Brainstorming. Plakatwerbung an Bushaltestellen.
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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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