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Die WHO im Griff der Lobbyisten

Spannende Doku deckt Vernetzungen auf

Die WHO gehört zu den größten Gegnern der E-Zigarette. Gestern Abend brachte der Kultursender arte eine 92 minütige Dokumentation mit dem Titel „Die WHO im Griff der Lobbyisten?“
Es ging zwar nicht um E-Zigaretten. Aber die hervorragend recherchierte Dokumentation lässt tief blicken.
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Der 92 minütige Film von Jutta Pinzler und Tatjana Mischke durchleuchtet sorgfältig und tiefgehend die Finanzierung der WHO, stellt Zusammenhänge her und hinterlässt damit mehr als nur ein Geschmäckle.
Und da die WHO der größte Gegner der E-Zigarette ist, sollen diese Vernetzungen hier einmal aus Dampfersicht zusammengefasst werden.

Die WHO

Die World Health Organisation, auf Deutsch die Weltgesundheitsorganisation, wird auch von Politikern und Medien als vertrauenswürdiger Ratgeber und seriöser Ansprechpartner gesehen. Was die WHO sagt hat Gewicht. Sie wird als unabhängig verstanden.

Und mit ihr dann natürlich auch die entsprechenden Partner. Unter ihnen die Speerspitze im Kampf gegen die E-Zigarette in Deutschland, die Stabsstelle für Krebsprävention und Kollaborationsstelle der WHO am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg.
Ihre ehemalige Leiterin Frau Dr. Martina Pötschke-Langer ist eng vernetzt mit der Drogenbeauftragten der Bundesregierung Marlene Mortler. Sie wurde auch vor dem Ausschuß gehört, der über die Regulierung der E-Zigarette befinden sollte und die zuständige Abgeordnete der CDU Kordula Kovac und Marlene Mortler bedankten sich sogar noch einmal explizit bei Dr. Pötschke-Langer für die Zusammenarbeit.

War mal gut und sinnvoll

Emblem an der WHO Zentrale in Genf.

Die WHO wurde 1948 als Tochterorganisation der UN gegründet. Ihre Aufgabe sollte die Gesundheit der gesamten Weltbevölkerung sein. Inzwischen sind 194 Staaten der Welt Mitglied, also alle international anerkannten Staaten plus einem. (Es gibt derzeit 13 andere und Vatikanstadt hat einen Sonderstatus.)

Dabei hat die WHO aber keine wirklichen Befugnisse. Ihre Aufgaben sind vor allem die Erarbeitung von Standards und Leitlinien, die in den Mitgliedsstaaten umgesetzt oder durch eigene Programme realisiert werden sollen.
Und damit war sie auch sehr erfolgreich. Durch ihr Eintreten für die Impfungen konnten 1980 die Pocken offiziell für ausgerottet erklärt werden. Das gleiche Ziel wird bei der Kinderlähmung angestrebt und es wird an Mitteln gegen Malaria gearbeitet.

Finanzierung schon lange kritisiert

Die Finanzierung sah vor, dass alle Mitgliedsstaaten einen Teil ihres Bruttoinlandsproduktes an die WHO abgeben sollten.
Somit war der größte Geldgeber seit einigen Jahren die USA. Auch durch zusätzliche, freiwillige Zahlungen. Und das führte bereits zu heftiger Kritik. Denn bei einigen Seuchen wurden auf einmal Medikamente amerikanischer Hersteller empfohlen, anstatt viel preiswertere Mittel mit gleichem Inhalt aus Europa.

Es wurden aber auch keine Sanktionen vereinbart, wenn ein Mitgliedsstaat einmal nicht zahlt. Die Zahlungen konnte von den Staaten nach Belieben ausgesetzt werden.
Vor etwa zwei Jahrzenten öffnete die WHO sich dann für private Spenden. Später wurde festgelegt, dass diese Spenden zweckgebunden zu verwenden sind. Ein Spender kann bestimmen, was mit seinem Geld zu geschehen hat.
Und hier setzt nun der Film ein.

Die Dokumentation

Screenshot der Doku

Unter anderem geht es zu Beginn auch um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat, das von der WHO als unbedenklich eingestuft wurde. Und hier begegnet uns auch das BfR wieder, das Bundesinstitut für Risikobewertung. Das hatte im Auftrag der WHO Glyphosat untersucht und kam 2014 ebenfalls zu dem Ergebnis, das es unbedenklich ist.
Nur ein Jahr später kam ein Fachgremium der WHO für Krebserkrankungen allerdings zu einem anderen Ergebnis, nachdem weltweit immer mehr Stimmen dagegen laut wurden. Das wurde dann aber durch ein anderes Gremium der WHO wieder revidiert.
Ein Blick auf die Untersuchung des BfR zeigte dann, dass es selber kaum untersucht hatte, sondern sich auf die Untersuchungsergebnisse der Hersteller verlassen hat.
Das BfR hat sich auch mehrfach negativ zur E-Zigarette geäußert.

WHO nicht mehr unabhängig

Die vier größten Geldgeber der WHO. (Screenshot)

Die Finanzierung der WHO ist inzwischen bei weitem nicht so unabhängig und transparent, wie die meisten Menschen es annehmen.
Der größte Spender der WHO war 2014 die Bill & Melinda Gates Foundation.

Nur um dabei einmal die Relationen klar zu machen:
Der größte einzelne Geldgeber waren 2014 die USA mit 600 Millionen Dollar. Direkt danach kam die Bill & Melinda Gates Foundation mit 420 Millionen Dollar. Auf Platz vier fand sich nach Großbritannien Gavi. Das ist eine Gesundheitsorganisation, in der auch Vertreter der Pharmaindustrie Mitglied sind. Dabei handelt es sich nicht um eine Lobby Arbeit, im Vorstand sitzen ganz offiziell auch Vertreter von zwei großen Pharma Unternehmen. Gavi wird ebenfalls mit mehreren hundert Millionen Dollar durch Bill Gates unterstützt. Damit ist die Bill & Melinda Gates Foundation indirekt der größte einzelne Geldgeber der WHO.
Seit Ende der 1990er hat die Foundation der WHO über 2 Milliarden Dollar gespendet.

Das Jahrzehnt der Impfungen

Bill (2. v. l.) und Melinda (vorne) kümmern sich.

Bill Gates rief 2010 das Jahrzehnt der Impfungen aus. Und da Spender bestimmen können, was mit ihrem Geld zu geschehen hat, kann man sehr schön beobachten wozu das führen kann.

Ein eindrückliches Beispiel ist Nigeria. In Nigeria leben zwei Drittel der Menschen in extremer Armut. Viele sind vom Hungertod bedroht. Über ein Drittel aller Menschen hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Was natürlich wiederum zu Krankheiten führt.
Doch das Polio Programm der Gates Foundation schlägt auch hier voll zu. Die Menschen verhungern, aber dafür sind alle gegen Kinderlähmung geschützt. Kostenlos in baufälligen Krankenhäusern geimpft.

An dieser Stelle sollte man noch einmal daran denken, dass die eigentliche Aufgabe der WHO ist, die Gesundheitssituation aller Menschen zu verbessern. Nicht eine einzelne Krankheit auszurotten, während der Rest des Gesundheitssystems nicht funktioniert. Hier verschieben sich die Prioritäten der WHO, weg von ihren eigentlichen Aufgaben. Zugunsten von den enorm größeren Geldströmen, die sie durch diese isolierten Programme auslösen kann.
Auch wenn man durch andere Maßnahmen weit mehr Leben retten könnte.

Woher die Foundation ihr Geld hat

Eingang des riesigen Gebäudekomplexes der Foundation in Seattle.

Eine Stiftung dieser Größenordnung bekommt ihr Geld natürlich nicht einfach durch die Einnahmen ihres Gründers Bill Gates. Sie ist ein eigener Wirtschaftsoperateur mit einem Kapital von fast 50 Milliarden Dollar. Die mit Abstand größte Private Stiftung der Welt.
Bei der Gates Foundation ist ein Trust für das Geld zuständig, eine juristisch eigenständige „Unterfrima“.

Dieser muss in der Steuererklärung auflisten, woher er sein Geld hat. Und hier wird es richtig makaber. Denn der Trust ist Anteilseigner unter anderem von BP, das für eine weite Ölverschmutzung und damit für den Wegfall der Existenzgrundlage vieler Menschen in Nigeria verantwortlich ist. Jene, die von der Foundation dann geimpft werden.
Das bedeutet also, dass die WHO ziemlich direkt Kapital aus den Firmen gewinnt, die eigentlich gegen ihre eigenen Grundsätze verstoßen. Die WHO sagte dazu, dass man damit bewusst „pragmatisch“ umgehe. So würde man nichts mit Tabak-, Alkohol oder Waffenherstellern „machen“. Also von diesen kein Geld annehmen.

Ein Blick in die Anteile des Gates Trust zeigt aber, dass dies schlicht und ergreifend falsch ist. Denn der ist auch Anteilseigner von Anheuser-Busch und Heineken, den größten Brauereikonzernen der Welt. Ebenso sind Waffenhersteller wie Airbus im Portfolio der Foundation zu finden. Airbus stellt unter anderem den Kampfjet F-15 her, der gerade für Saudi Arabien im Einsatz im Jemen völkerrechtswidrige Cluster Bomben wirft.

Der Kreis zur E-Zigarette schließt sich

An jedem Pflästerchen verdient auch die Foundation. Und damit die WHO.

Der Kreis zur E-Zigarette schließt sich hier auch ganz unvermittelt wieder. Denn neben anderen Firmen ist der Trust auch Anteilseigner bei Novartis. Und Novartis ist Hersteller der Nicotin Ersatz Produkte der Nicotinell Reihe.

Im letzten Jahr sorgte ein Artikel der Süddeutschen Zeitung für weites Aufsehen. Denn ihre Recherchen für einen Artikel über die E-Zigarette [Artikel hier…] ergaben, dass der Wissenschaftliche Aktionskreis Tabakentwöhnung e. V., kurz WAT, von Novartis gegründet wurde. Und das ist ein Verein, der sich im Namen der öffentlichen Gesundheit vor allem für die Rauchentwöhnung durch Nikotin Ersatz Therapien stark macht. Hier begegnet uns auch die oben erwähnte Frau Dr. Pötschke-Langer wieder, die Mitglied dieses Vereins ist.

Zusammenarbeit mit Pharmariesen

Hauptsitz von GlaxoSmithKline in London.

Eine kurze Recherche ergab aber noch weitere Verbindungen. Die Bill & Melinda Gates Foundation arbeitet seit Jahren mit GlaxoSmithKline zusammen. Der weltweit sechstgrößte Pharmariesen mit fast 100.000 Angestellten, Produktionsstätten in Asien und einem Jahresgewinn von über zehn Milliarden Dollar im Jahr 2015.
So rief die Foundation bereits 2013 eine Partnerschaft mit GlaxoSmithKline zur Erforschung der Stabilisierung von Impfstoffen aus, was ihnen im Frühstadium 1,8 Millionen wert sein sollte.
Im Oktober 2014 hat die Gates Foundation nach eigenen Angaben fast drei Millionen Dollar für die Erforschung von Impfstoffen gegen Ebola investiert.

Bereits 2010 hatte der Guardian aufgedeckt, dass Pharmaunternehmen gezielt Experten bezahlt haben, um die Schweinepest zu dramatisieren. Unter ihnen auch GlaxoSmithKline. Und auch damals gab es bereits enge Verflechtungen mit der Gates Foundation.
Die WHO hatte daraufhin die Schweinepest zu einer Pandemie erklärt, was zu weiten Maßnahmen vor allem in Ostasien und natürlich einem entsprechenden Umsatz von Impfstoffen geführt hat.
Auch die Foundation spielte damals eine unrühmliche Rolle, da sie sich Patente auf Impfstoffe gesichert hatte.

Johnson & Johnson dürfen nicht fehlen

Liste der direkten Zahlungen an die WHO. Markiert: Der Fund von Johnson & Johnson.

GlaxoSmithKline ist der Hersteller von Niquitin und innerhalb der USA des Marktanführers Nicorette. Außerhalb der USA wird Nicorette von dem Pharmariesen Johnson & Johnson vertrieben. Und auch hier gibt es Vernetzungen mit der Stiftung.

Ausgerechnet gestern fand ein Meet and Greet mit der Foundation im Hause Johnson & Johnson statt. Die Stiftung veröffentlichte heute eine Presseerklärung, in der Johnson & Johnson eine Bereitstellung von Tabletten gegen Darmwürmer zusagte. Sage und schreibe 200.000.000 pro Jahr, bis zum Jahr 2020. Auch GlaxoSmithKline war vertreten, mit der Zusage von genauso vielen Tabletten plus 600.000.000 Tabletten jährlich gegen Fadenwürmer.

Aber die Vernetzung läuft nicht über die Foundation selber. Johnson & Johnson haben Sachspenden in Höhe von 30.000.000 Dollar und über einen Fund nochmals 10.000.000 direkt an die WHO geleistet. Das wird auch in der Dokumentation angesprochen.

Von Unabhängigkeit kann keine Rede sein

Es geht hier nicht um die Frage, ob die Stiftung etwas Positives ist oder nicht. Oder ob das was sie tut Sinn ergibt. Darüber kann man lange streiten.
Es geht darum, sich bewusst zu machen, dass die WHO nicht unabhängig ist. Und dass sie durchaus Motive hat, nicht unbedingt das zu tun, was im Bereich der E-Zigarette das Beste für die öffentliche Gesundheit ist. Denn wenn der größte Geldgeber eng vernetzt mit Pharmaunternehmen ist, die wiederum Geld mit der direkten Konkurrenz der E-Zigarette verdienen, dass ist es angeraten, hier skeptisch zu werden.
Und es ist sehr deutlich zu sehen, dass die WHO direkt und indirekt von den Umsätzen der Nikotinersatzprodukte profitiert.

Wenn Bill Gates morgen sagen würde, er würde lieber Bildung unterstützen, oder ganz was anderes vielleicht, Umweltschutz betreiben, auch gute Sachen, dann würde die WHO in sich zusammenbrechen.
Diese Entscheidungskompetenz obliegt bei einem einzigen Menschen inzwischen. Und das ist Ausdruck von feudalen Strukturen. Das müssen wir uns als demokratisch gesinnte Gesellschaft klar machen, welche Prozesse wir inzwischen zugelassen haben.
Thomas Gebauer, medico international
Dokumentation „Die WHO im Griff der Lobbyisten?“, arte 2017

Und wenn Bill Gates so fixiert auf die Rettung der Menschheit durch Impfstoffe ist, dann ist er auf die Zusammenarbeit mit den Pharmaunternehmen angewiesen. Auch mit denen, die neben Impfstoffen auch Nikotinersatzprodukte herstellen und daher Gegner der viel erfolgreicheren E-Zigarette sind.
Und mit ihm dann die WHO, die ohne die Unterstützung zusammenbrechen würde.

Die Prioritäten

Um diese Vernetzung noch einmal deutlicher zu machen, einmal ein Organigramm (wie man es aus Kriminalfilmen kennt) um die Zusammenhänge zu zeigen.

Die Vernetzungen um die WHO (Volle Auflösung verlinkt)

Man kann also durchaus schlussfolgern, dass es vielen Mitarbeitern innerhalb dieser Gesundheitsvertretung wahrscheinlich nicht um die Gesundheit möglichst vieler Menschen geht. Sondern um die Gesundheit möglichst vieler Menschen nach den Spielregeln, die ihnen ihren Arbeitsplatz sichern. Auch wenn der Weg nicht der erfolgversprechenste ist.

Das Problem daran ist, dass diese vor allem auch von Politikern und Medien immernoch als unabhängig angesehen werden. Und das spiegelt sich in der Debatte um die E-Zigarette deutlich wieder. Denn sonst hätten die Politiker in der EU und im Bundestag viel genauer die Einflüsterungen gegen die E-Zigarette hinterfragt, die nicht nur wissenschaftlichen Erkenntnissen widersprechen, sondern diese sogar verfälschen und mit Manipulationen arbeiten.

Im Rest der arte Dokumentation geht es um das Verhältnis der WHO zu uranangereicherter Munition und Strahlenbelastungen, u.a. durch Tschernobyl.
Die Dokumentation wird noch bis zum 3. Juli 2017 hier in der Mediathek zu sehen sein:
http://www.arte.tv/guide/de/061650-000-A/die-who-im-griff-der-lobbyisten
Sollte sie bis dahin auf YouTube erscheinen, wird sie hier natürlich eingebettet werden.

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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