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Tee dampfen

Und was hast Du Montagabend gemacht?

Offenbar nur ein Synapsenfurz von wenigen. Aber durch die Online Community entsprechend gehyped. Und augenscheinlich verstehen einige gar nicht den Humor dahinter, wenn man darüber lacht.
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Ab gestern Nachmittag bekam ich über Facebook stundenlang Anfragen. Offensichtlich wurde in einigen Dampfergruppen darüber philosophiert, man könne doch auch Tee dampfen. Also so richtig, aus Teebeuteln.

Ich habe aus purer Verzweiflung dazu eine lustige Grafik gepostet. Da ging es dann erst richtig los.
Irgendwann hat sich dann auch Martin, aka. Dampfwolke vom Steam Team, da rein gehängt. Und sehr schnell ein lustiges Video dazu gemacht. Was übrigens der Grund ist, warum ich Social Media mag und an dem Affenzirkus überhaupt noch teilnehme. Kudos. Video unten.

Und was nun der Grund ist, warum ich dazu einen Blog Kommentar auf der vapers.guru Plattform veröffentliche. Denn das ist ja die Höchstform der Eskalation. Aber das Schlagwort ist Barrierefreiheit, nur so ist das teilbar.

Offenbar haben viele den Humor nicht verstanden.
Komma bei den Onkel, dat erklärt disch dat ma.

Wir hatten doch nix nach dem Krieg

Postinge auf Facebook

Es ist vollkommen richtig, in der Anfangszeit des Dampfens haben viele Leute selber herum experimentiert um Aromen dampfbar zu machen. Beispielsweise durch Filtration von Kaffee oder Lösen von Menthol Kristallen.
Und für einige ist das Dampfen auch sicher eine Art Hobby, bei dem sie solche Dinge ausprobieren. Es ersetzt die Märklin Bahn.
Das sei ihnen auch unbenommen. Ich besitze selber Mentholkristalle und Ethylmalthol.

Was dabei aber völlig ausgeblendet wird ist, dass sich das in der Dampfergeschichte sehr schnell erübrigt hat. Denn spätestens vom ersten Erdbeer Aroma an war in der Evolution des Dampfens klar, dass man dazu Aromastoffe braucht.

Aromastoffe sind nichts anderes als chemische Verbindungen. Genau wie Du und ich. Und einige schmecken halt nach Fruchtcocktail und andere nach getragenem Toupet.
Fährt mir morgens die Anschluss Bahn vor der Nase weg, dann weiß ich: Verdammt, schon wieder die chemische Verbindung verpasst.
Erdbeeraroma wird beispielsweise meist aus einem Pilz gewonnen. Und ein Suppenhersteller ist aktuell für den Goldenen Windbeutel nominiert, weil seine Ochsenschwanzsuppe keinerlei Ochsenschwanz enthält.

Vanderzarth hat eine Unterüberschrift

In den Kommentaren wurde ich nun angesprochen, warum ich diese Versuch denn kritisieren würde. Was denn nun wäre, wenn Vanderzarth das vorschlagen würde.
Den würde ich genauso nach dem Geiste fragen. Versprochen.

Für diejenigen, die ihn nicht kennen: Vanderzarth ist ein etwas kauziger, leicht untergewichtiger Rheinländer mit Sturmfrisur und getrimmten Bart, der über gewisse dampferische Zusammenhänge auf YouTube philosophiert und Tutorials macht.
Das Problem dabei ist, dass er das sicherlich so nie vorschlagen würde. Oder zumindest nicht empfehlen. Auch wenn er das sicher gesundheitlich genauso locker sieht wie ich. Läve un läve losse, wie man hier sagt.
Vanderzarth ist ein Chemiker, der Ahnung hat. Und eine allgemein angesehene Koniphäre, weshalb dann „Kauz“ sogar völlig cool ist.
Der Mann hat Messbecher und sicher auch Destillierkolben. Hallo? Kolben!

Liquid aus Mais? Echt jetz?

Einen Vergleich, den ich bereits in einem Facebook Kommentar bemüht habe:
Vanderzarth hat in einem Video erklärt, wie man mit 2-Acetylpyrazin und Wodka ein hochdosiertes Popcorn Aroma herstellt. Während ein Blogger einen Bericht darüber veröffentlicht, wie er aus Mais Popcorn herstellt, schreddert, durch einen Kaffeefilter haut und damit Liquid herstellt.
Wer da keinen Unterschied sieht, hat so viel nicht verstanden, dass er nicht verstanden hat, was er alles nicht verstanden hat. Dunning-Kruger-Effect.

Tee

Wie Tee entsteht (schematische Darstellung)

Tee ist eine getrocknete Pflanze. Die wird dann gehäckselt. Und dann werden ihr meist Aromastoffe zugefügt. Oder glaubt allen Ernstes jemand, dass ein „Wahre Liebe“ Tee aus Himbeeren und Sahne besteht?
Das ist verdammtes Heu, das mit Aromastoffen aufgepeppt wird. Nicht mal das gute Heu, das man den Milchkühen gibt. Das Schrott Heu, das die Kälber bekommen, die eh nächste Woche zum Schlachter gehen. (Ja ja, Kälber bekommen kein Heu. Aber ich habe von Kühen noch weniger Ahnung als von Chemie.)
Was denkt Ihr denn? Einhornkotze? Teeknospen aus dem chinesischen Hochland, gepflückt von Jungfrauen bei Vollmond und in Blattgold verpackt?

Und das hängen sich dann Dampfer in das Propylenglykol. In der Annahme, da etwas Bahnbrechendes draus extrahieren zu können.
Was ist genau das Ziel?

Versuchen wir es mal:
Ich extrahiere Tee zum dampfen, weil
1. …ich Teein dampfen will, weil Nicotin und Coffein zu Rock n’Roll ist.
2. …ich keine Ahnung von Aromastoffen habe.
3. …ich mir einbilde, mich damit unabhängig von der bösen Chemie zu machen.
4. …ich mir einbilde, mich damit unabhängig von der bösen Industrie zu machen.

Der Versuch selber ist ja nicht strafbar. Ich habe auch schon versucht drei Wochen nicht zu duschen. Aber ich diskutiere das Ergebnis doch nicht öffentlich aus.

Alle anderen ziehen den Hut mit dem Hammer auf

Wo wir so ganz unter uns sind, mal ganz ehrlich: Nicht ich bin arrogant. Diese Menschen, die meinen damit etwas zu erreichen, sind es. Weshalb mir auch die Motivation für einen solchen Versuch eigentlich gar nicht klar ist. Wird das Liquid knapp? Sind wir auf einmal wieder 2007? Fände ich trumpmäßig ok.

„…und dann erschaffen wir Liquid aus Teeeee!“

Was denken diese Dampfer eigentlich alle, was wir hier so machen? Und damit meine ich noch nicht einmal die bösen Hersteller, die Millionen damit scheffeln so etwas professionell zu betreiben. Sondern wir ernsthafte Blogger, YouTuber und Schreiberlinge. Die oftmals ihre Freizeit und gutes Geld dafür draufhauen Dinge auszuprobieren.
Tee extrahieren… Na Mensch, da bin ich ja Jaaaahre nicht drauf gekommen. Jetzt wo du es sagst. Ganz logisch. Ich habe hier hunderte Aromen und Liquids, aber drauf geschissen. Ich lasse mir jetzt Surströmming kommen und hau den durch einen Kaffeefilter.

Gesundheitliche Bedenken

Erst hinten an kommen dann eventuelle gesundheitliche und dampferische Bedenken. Was machen eigentlich die Salze und Öle in der Pflanze mit deiner Wicklung? Verglimmen da Partikel? Entstehen durch Oxidation andere Schadstoffe?
Ganz ehrlich, da tendiere ich auch eher zu „drauf geschissen“. Nicht nur weil ich selber ja genug ausprobiert habe. Sondern weil ich an Selbstverantwortung glaube. Von mir aus können diese Blitzgescheiten sich auch Autoreifen oder einen Kokastrauch reinziehen. Und wenn ihnen dann die Fußnägel explodieren, dann ist es ihr Problem.
Aber muss man deshalb andere zum Unfug anstiften?

Neugierig bleiben… 2017

Ein Kommentator auf der Facebook Seite schrieb, wir sollen doch alle bitte neugierig bleiben.
Ja, das unterschreibe ich gerne.
Aber doch bitte nicht gegenüber geschreddertem Popcorn in einem Kaffeefilter. Sondern gegenüber 2-Acetylpyrazin. Alles andere ist so aussagekräftig amateurhaft.
Es ist 2017. Es versucht auch niemand Aspirin und Gummibärchen zu filtrieren, um ein lustig schmeckendes Kopfschmerzmittel zu entwickeln.

Verdammte Ziegenpisse, würden einige Dampfer mal bitte erwachsen werden?

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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