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Drogenbeauftragte will Obergrenze für Nikotin prüfen

FAZ: „Vorsicht, neue Teenie-Droge!“

Die Propagandamaschine der Dampfgegner und Moralapostel hat wieder zugeschlagen. Und wieder gepaart mit den üblichen Verdrehungen und falschen Aussagen.
Wenn das dann jedoch in einer renommierten Zeitung wie der FAZ passiert und selbst Hersteller in den Unfug miteinstimmen, bekommt das eine neue Qualität.
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Bei der Präsentation der E-Zigarette Juul zum deutschen Verkaufsstart in Hamburg im Dezember waren auch zwei Vertreter von vapers.guru anwesend.
In der gedrängten Atmosphäre einer Hotelbar stellten die beiden Erfinder der Juul sich den Fragen der spärlich anwesenden Presse. Ein Vertreter der Frankfurter Allgemeinen Zeitung saß mit in der gleichen Ecke, man kam schnell ins Gespräch.

Unter anderem war dem Wirtschaftskorrespondenten gar nicht klar, dass eine Nikotindosierung wie in den USA in Europa gar nicht möglich ist. Sofort nach der Veranstaltung hastete er zu einem weiteren Termin.

Geschrieben hat den gestern erschienenen Artikel dann auch nicht der anwesende Kollege aus Hamburg, sondern seine Kollegin Bettina Weiguny, eine freie Autorin im Wirtschaftssektor.
Das mag gängige Praxis bei großen Medien sein, wirft jedoch zumindest die Frage auf, warum Mitarbeiter aus dem Wirtschaftssektor sich mit Themen der öffentlichen Gesundheit befassen.

Denn der Artikel ist der übliche, moralinsaure Abriss über die Gefahren der Juul und der E-Zigarette im Allgemeinen. Kritiker kamen zu Wort, offenbar wurde weder mit Befürwortern noch mit Wissenschaftlern gesprochen.
Und so eröffnet Weiguny das Machwerk auch mit den unheilverkündenden Worten, eine neue „Teenie-Droge“ sei auf dem Sprung nach Deutschland.

Eine Epidemie?

Zunächst wird dem unbedarften Leser erklärt, was die Juul ist und natürlich darf da nicht das Zitat des epidemischen Ausmaßes des Chefs der FDA, der Zulassungsbehörde der USA, Scott Gottlieb fehlen.

Juul
„Vorsicht, neue Teenie-Droge!“ FAZ, 20.01.2018 (Foto: Screenshot)

Doch auch das ist nicht dramatisch genug. Noch nie habe sich gemäß „einschlägiger wissenschaftlicher Studien“ „eine neue Substanz“ so schnell verbreitet.

Das wirft mehr Fragen auf als eine solche Aussage es eigentlich wert sein sollte.
Zunächst ist da die Frage nach den angeblichen einschlägigen Studien. Denn diese scheinen in Fachkreisen doch tatsächlich unbekannt zu sein.
Vielmehr legen die Zahlen der FDA selber den Schluss nahe, dass die Zahl der Schüler, die mit der E-Zigarette experimentieren, genau um den Anteil gestiegen ist, in dem sie bei der Nutzung von Tabak zurückgegangen ist.
Auf gut Deutsch: Es wird anstatt mit Zigaretten mit E-Zigaretten experimentiert.

Auch ist die Interpretation der „Verbreitung“ mindestens fragwürdig. Denn die Zahl der Schüler, die mit der E-Zigarette experimentieren, ist nicht gleich der Zahl der Schüler, die diese Dauerhaft nutzen.
Dazu bedarf es eben mehr als reiner Verkaufszahlen. Sondern man muss Umfragen durchführen und in denen auch danach aufschlüsseln, wie lange und häufig die Schüler die E-Zigarette nutzen.

Genau das hat Prof. Dr. Linda Bauld von der Universität Stirling bereits 2017 getan. (Link unten)
Sie hat eine Metastudie mit Daten von 60.000 Schülern über einen Zeitraum von über zwei Jahren ausgewertet. Und da zeigte sich dann, dass nur 4% bis 7% überhaupt einmal eine E-Zigarette ausprobiert hatten. Und nur 0,1% bis 0,5% der Schüler, die sie mindestens wöchentlich konsumierten, haben zuvor nicht geraucht.
Der so genannte Gateway Effect, bei dem dann Jugendliche über die E-Zigarette an traditionelle Tabak Zigaretten geraten, war indes so gering, dass er nicht zuverlässig abgebildet werden konnte. Es gab keinen Gateway Effect.

Abstinenz wichtiger als Menschenleben

Im Weiteren unterstellt die Autorin der FAZ dann den Investoren auch, die „ganze Welt zum Juulen verführen“ zu wollen.

Doch wenn dem doch so sei, muss die Frage erlaubt sein, was daran so verwerflich sein sollte. Denn da kaum Jugendliche, die zuvor nicht geraucht haben, dauerhaft die E-Zigarette konsumieren, scheint die Zielgruppe doch eingeschränkt zu sein. Nämlich auf die Gruppe Jugendlicher, die andernfalls Tabak rauchen würden.
Und da die E-Zigarette mindestens 95% weniger schädlich ist, was inzwischen kaum ein Wissenschaftler noch wagt anzuzweifeln, könnte das Millionen von Menschenleben jährlich retten.
Doch wie so häufig ist die Illusion der Abstinenz wichtiger als die Menschenleben.

Das geballte Fachwissen der Autorin zeigt sich dann in einer Bildunterschrift. Das Foto zeigt angeblich an einer Schule in Massachusetts konfiszierte (wörtl.) „Juul-Geräte“.
Dabei ist auf dem Bild nur eine einzige Juul zu sehen. Das andere sind offene Systeme der dritten Generation, beispielsweise der Hersteller Smok und Joyetech. Die zum Teil gar nicht mehr im Handel sind.
Dabei hatte der bereits zitierte Chef der FDA Gottlieb auch nach der Veröffentlichung der angeblich epidemischen Zahlen noch bekräftigt, dass diese Geräte auch seiner Meinung nach kein Problem darstellen.
Aber das sind sicherlich Feinheiten die demjenigen unbekannt sein dürften, der E-Zigaretten als „Juul-Geräte“ bezeichnet.
Dass die Zahlen von vielen Experten als wenig aussagekräftig zurückgewiesen wurden ist da nur noch Makulatur.



Auch dass die Hersteller von E-Zigaretten per se mit der Tabakindustrie in einen Topf geworfen werden überrascht wenig. Das Bild der bösen Konzerne ist eingängiger als das tatsächlich zutreffende Bild der vielen kleinen und mittelständigen Unternehmen, die den Konsumenten ein Produkt der Schadensminimierung anbieten wollen.

Natürlich findet sich auch wieder die reißerische aber unsinnige Gegenrechnung im Text, dass in einem Juul Pod in den USA so viel Nikotin enthalten sein, wie in einer ganzen Schachtel Zigaretten.
Ganz grundsätzlich darf alleine das schon angezweifelt werden. Denn bei E-Zigaretten wird das Nikotin in der Flüssigkeit gemessen, bei Tabak Zigaretten jedoch im Rauch.
Wenn aber ein solcher Pod angeblich für 200 Züge reicht und eine ganze Schachtel ersetzen soll, ist es sehr logisch, dass auch der Nikotingehalt einer Schachtel entsprechen sollte.

Dass es tatsächlich eher um die emotionale Ebene geht ist dann am Zitat vom Bundessprecher des Verbandes der Kinder- und Jugendärzte abzulesen. „Jetzt haben wir es nach Jahrzehnten endlich geschafft, dass Rauchen nicht mehr cool ist, da kommt das Nikotin zur Hintertür herein“ sagte Dr. Josef Kahl der FAZ.
Auch für den Kinderarzt schein dabei völlig egal zu sein, wie schädlich das Ganze dann tatsächlich ist.

Nikotin und die Suchtgefahr

Und wie erwartet kommt dann auch gleich die ultimative Waffe zum Einsatz, das Märchen von dem extrem abhängig machenden Stoff.
Aus dem Kontext ist jedoch nicht deutlich abzusehen, ob das nun ein Zitat von dem Jugendarzt Kahl ist, oder von der Germanistin Weiguny. Mit dem wissenschaftlichen Stand der Erkenntnis hat aber so oder so nichts zu tun.
Immer mehr Ärzte und Wissenschaftler vergleichen Nikotin eher mit Coffein. Ein Nachweis der Suchterzeugung bei zuvor nikotinnaiven Menschen ist bis heute in Abwesenheit von Tabak nicht gelungen. Nicht einmal bei Ratten.
Es ist weltweit kein einziger Fall einer Abhängigkeit nach Nikotin-Pflastern oder -Sprays dokumentiert.

Eindeutig Kahl zuzuordnen ist dann wieder die Forderung nach einer Besteuerung wie bei Tabakwaren, Werbeverboten (die es längst gibt) und niedrigen Grenzwerten.

Das ist natürlich ein Stichwort für die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Marlene Mortler.
Die gelernte Landwirtin wird zitiert: „Das Desaster von Amerika darf sich nicht wiederholen. Wir müssen uns genau anschauen, ob die aktuelle Obergrenze beim Nikotin so in Ordnung ist.“

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Mortler (CSU)

Ob dieses Zitat tatsächlich in einem aktuellen Gespräch mit der FAZ gefallen ist, ist nicht ersichtlich. Denn die angebliche Forderung Mortlers ist bei Weitem nicht neu.
Das spielt auch keine weitere Rolle, denn viele Medien greifen dies bereits auf und titeln mit der neuen alten Forderung Mortlers.

Gemäß der Rheinischen Post sagte Mortler „Dort wurde die Markteinführung von „Juul“ zum Desaster für die Gesundheit hunderttausender junger Menschen, die nie zuvor eine Zigarette in der Hand hatten.“
Dieses Zitat findet sich jedoch nicht im Artikel der FAZ, auf den die RP Bezug nimmt.
Es würde auch die Frage aufwerfen, was die Gesundheit der Jugendlichen so desaströs getroffen haben soll. Denn bis heute ist über zehn Jahre nach ihrer Erfindung kein gesundheitlicher Schaden durch die E-Zigarette wissenschaftlich belegt.
Was von der Aussage selber zu halten ist verdeutlichen die genannten Ergebnisse von Linda Bauld.

Auch Vice hat etwas aus dem Artikel der FAZ zusammengeschustert.
Und dass der Artikel im Stern doch eher dahingeschludert ist sieht man daran, dass im Einleitungstext tatsächlich ein halber Satz fehlt. So wird die Drogenbeauftragte von der CSU sicher auch nicht – wie der Titel suggeriert – die Juul prüfen. Sondern höchstens die Obergrenze allgemein.

Quit or Die

Natürlich wurden die Wissenschaftler und „Befürworter“ der E-Zigarette und der Harm Reduction nicht befragt.

Weder kamen Fachleute wie die Professoren Mayer, Hajek oder Polosa zu Wort, die etwas zu der tatsächlichen Suchtgefahr oder dem Gesundheitsrisiko hätten sagen können.
Noch ein Professor Stöver, der die Medien und die Bundesregierung für ihre sensationsheischende und tendenziöse Kommunikation kritisiert.

Der Stern mit halbem Subheading. (Foto: Screenshot)

Denn solche Artikel, wie jener der freien Wirtschaftsautorin Weiguny, sind nicht nur dazu geeignet bei Eltern eine unbegründete Panik auszulösen. Sondern Raucher davon abzuhalten auf eine um Längen risikoärmere Alternative umzusteigen.
Nach wie vor scheint sich die Parole der Quit-Or-Die-Mentalität in den Kreisen der Gesundheitsapostel weiter zu verbreiten. Raucher müssen ja nur aufhören. Auch wenn das bedeutet, dass sie daran sterben, Hauptsache das Bild der abstinenten Jugend wird gewahrt und die Kinder werden geschützt. Ob dieser Schutz überhaupt nötig ist, wagt niemand zu hinterfragen.

Umso erschreckender ist es dann, wenn der Sprecher von Juul Tobias Gerlach zitiert wird mit „Juul hat genau wie Zigaretten nichts in den Händen von Kindern und Jugendlichen zu suchen, weil beides Nikotin enthält, ein Stoff, der sehr stark abhängig macht.“

Sollte er das genauso gesagt haben, muss es einer firmeninternen Richtlinie zuzuschreiben sein. Einer politischen Agenda, sich nach dem Sturm in den USA möglichst klein zu machen.
Anders ist das kaum noch zu verstehen.

Es ist kaum zu verstehen, dass eine offenbar schlecht informierte Autorin aus einem eigentlich themenfremden Ressort einen solchen Artikel veröffentlichen kann. Einem Artikel, der nicht nur tendenziös ist, sondern der unwidersprochen Falschaussagen kolportiert.
Und dass dann noch andere Medien hingehen, und das mit wenig Eigenrecherche weiter verbreiten.

Zu verstehen ist allerdings, dass Leser immer öfter genau solche Artikel und Arbeitsweisen der Medien hinterfragen.
Wer will es dann noch verdenken, wenn das Urteil von einer Lügenpresse so nahe liegt?


Artikel der FAZ: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e-zigarette-juul-kommt-jetzt-auch-nach-deutschland-15997370.html
Artikel der RP: https://rp-online.de/leben/ratgeber/verbraucher/e-zigarette-juul-drogenbeauftragte-marlene-mortler-will-nikotin-obergrenzen-pruefen_aid-35761631

Studie widerlegt Gateway

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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