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Weltweit größte Analyse: Es gibt keinen Gateway!

Die Auswertung der Daten einer viertel Millionen Schüler ist eindeutig

Ein Zusammenschluss von Wissenschaftlern hat die Daten von knapp 250.000 Schülern aus den Jahren 1998 bis 2015 ausgewertet. Die umfangreichste Studie, die bisher weltweit zum Thema Tabak, E-Zigarette und Jugend durchgeführt wurde.
Das Ergebnis ist eindeutig: Es gibt keinen Gateway Effekt. Im Gegenteil, die Zahlen sinken weiter.
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In Großbritannien werden regelmäßig Erhebungen zum Verhalten von Schülern durchgeführt.
Schon im August 2017 hatte die schottische Soziologin Prof. Dr. Linda Bauld von der Universität Stirling diese Daten genommen und hinsichtlich des Konsumverhaltens von E-Zigaretten bei Schülern untersucht.

Sie konnte nachweisen, dass nur zwischen 0,1% und 0,5% der Jugendlichen die E-Zigarette zumindest wöchentlich nutzten, obwohl sie vorher nicht geraucht hatten. Nur 4% bis 7% hatten sie überhaupt ausprobiert, der überwiegende Teil dieser Minderheit hatte demnach also vorher bereits geraucht.

Obwohl die Studie immer wieder von Fachleuten und Organisationen zitiert wird, wird sie von großen Medien wie auch von Politikern ignoriert.
Viel eher scheint die Stimmungsmache um die Juul und die angebliche Epidemie Klicks zu versprechen. Und wie einige Reaktionen aus der Politik zeigen, auch dort unkritisch angenommen zu werden.

Offen und unabhängig

Linda Bauld war auch bei dieser Meta Studie dabei, für die sich zehn Wissenschaftler von fünf Universitäten in Großbritannien (Cardiff, Bristol, Edinburgh, Glasgow, Stirling) zusammengeschlossen haben.

Die Studie wurde durch niemanden in Auftrag gegeben oder unterstützt. Einzig erwähnte Linda Bauld gab einen möglichen „Interessenskonflikt“ an, weil sie zu dem Thema bereits mit anderen zusammengearbeitet hatte. Ausgerechnet Cancer Research UK, der größten gemeinnützigen Organisation für Krebsvorsorge in Großbritannien.
Man darf die Studie daher mit Fug und Recht als unabhängig bezeichnen.
Sie wurde offen im Fachmagazin Tobacco Control von BMJ Journals veröffentlicht und ist frei zugänglich. (Link unten)



Für die Studie wurden die Daten von sage und schreibe 248.324 Schülerinnen ausgewertet, hauptsächlich im Alter zwischen 13 und 15 Jahren. Also dem Alter, in dem die meisten zum ersten mal mit Tabak in Berührung kommen.
Der Erhebungszeitraum erstreckt sich von 1998 bis 2015, umfasst also nicht nur die Zeit der Booms der E-Zigarette, sondern auch die Zeit davor.

Die Hauptfrage, der die Forscher um Studienleiter Dr. Graham Moore von der Cardiff University nachgehen wollten war, ob es eine Renormalisierung des Rauchens durch die E-Zigarette gibt.
Diese eher schwammige Befürchtung wird immer wieder von Politikern ins Feld geführt, wenn es um die Regulierung geht.
Dem haben die Autoren in der Studie Rechnung getragen. Denn sie haben die Fragestellung genau so formuliert: „…um zu untersuchen, ob während der Periode der begrenzten Regulierung der E-Zigarette und dem rapiden Wachstum ihrer Nutzung das Rauchen zur Renormalisierung des Rauchens unter jungen Menschen führt.“

Die Antwort fällt eindeutig aus. Nein.

Zahlen gehen weiterhin zurück

Es wurde keine Veränderung bei den bereits vor der E-Zigarette existierenden Zahlen festgestellt, ob Jugendliche die Tabak Zigarette ausprobieren.
Es wurde sogar der gegenteiliger Trend dabei beobachtet, wie viele Jugendliche überhaupt regelmäßig rauchen. Sowohl der Konsum von Alkohol wie auch von Cannabis gingen ebenfalls weiterhin zurück.

Darüber hinaus wurde dieser Rückgang nach 2010 stärker. Also ab dem Zeitpunkt, als die E-Zigarette in Europa im größeren Umfang an den Markt kam.

Dazu die Zusammenfassung aus der Studie:

Was man bereits über das Thema weiß:
  • Mehr Jugendliche, die zuvor nicht geraucht haben, experimentieren mit der E-Zigarette. Das führt zu der Befürchtung, die E-Zigarette könnte das Rauchen renormalisieren.
  • Das Experimentieren mit der E-Zigarette führt nicht zu einem regelmäßigen Konsum. Die Zahlen der Raucher unter Jugendlichen sind weiter rückläufig.
  • Es wurde bisher nicht untersucht, ob die Zunahme der E-Zigaretten das Rauchen renormalisiert oder ersetzt hat.
Was diese Studie hinzufügt:
  • Während der Rückgang für das traditionelle Rauchen zwischen 2011 und 2015 geringfügig verlangsamt wurde, wurde dies auch beim Konsum von Alkohol und Cannabis festgestellt.
    Darüber hinaus wurde ein beschleunigter Rückgang in der Akzeptanz des Rauchens während der genannten Periode festgestellt.
  • Unsere Ergebnisse unterstützen die Annahme nicht, E-Zigaretten würden das Rauchen renormalisieren. Auch nicht während der Periode des starken Wachsttums und der fehlenden Regulierung in Großbritannien.

„Have e-cigarettes renormalised or displaced youth smoking?“, Dr. Graham Moore et. al., Cardiff University, März 2019

Dazu sollte man sich vergegenwärtigen, dass es genau zu der Zeit des rasanten Aufstieges der E-Zigarette zur beliebtesten Ausstiegshilfe gar keinen Jugendschutz gab. E-Zigaretten waren auch an Jugendliche frei verkäuflich.
Wie diese Zahlen für einen Zeitraum nach der Regulierung aussehen würden, kann man leicht erahnen.

Breites Interesse, nicht in den Medien

Auch diese Studie wird von den großen Medien weitestgehend ignoriert. Obwohl sie nicht nur unabhängig ist, sondern auch offen einsehbar.
In Fachpublikationen hingegen findet sie ein breites Echo.

Der Vorsitzende des Händlerverbandes VdeH Michal Dobrajc sagte dem Dampfermagazin dazu heute „Erneut weist eine neutrale Studie nach, dass die Befürchtung, E-Zigaretten würden Jugendliche als Einstieg zum Zigarettenkonsum verführen, nicht zutrifft. Es wird Zeit, dass dieses immer wieder vorgebrachte und nun mehrfach widerlegte Argument eingemottet wird […]“

„Die neue britische Studie ist ein weiterer wichtiger Beleg für die Schwäche der Gateway-Theorie. Jugendliche werden de facto nicht durch E-Zigarettenkonsum zum Rauchen verleitet. Damit sollte endlich auch die Diskussion darüber in Medien und Politik beendet werden. Wesentlicher Fokus der Gesundheitspolitik muss jetzt der niedrige Aufklärungsstand in der Bevölkerung hinsichtlich Harm Reduction durch die E-Zigarette sein.“
Philip Drögemüller, Pressesprecher BfTG, 04.04.2019

Eine der wenigen größeren Veröffentlichungen findet sich in der britischen Independent. In einem kurzen Artikel wird der Leiter der Studie zitiert, wobei er genannte Ergebnisse unterstreicht.
Der Direktor des britischen Händlerverbandes UKVIA äußerte die Hoffnung, dass „diese Studie die breite Öffentlichkeit über die Unterschiede von Rauchen und Dampfen informieren wird.“
Allerdings wird im gleichen Artikel bereits behauptet, der Händlerverband hätte die Studie in Auftrag gegeben („commissioned“). Was nicht den Tatsachen entspricht und bereits dabei helfen kann, sie zu diskreditieren.

Im deutschsprachigen Raum griffen bisher lediglich der Standard und die Yahoo Nachrichten die Studie auf.

Der Gateway Effekt

Der so genannte Gateway Effekt wird seit seiner Formulierung immer wieder als Schreckgespenst durch die Medien getrieben und von Politikern instrumentalisiert.
Eigentlich heißt der Gateway Effekt aber „Gateway Drug Theory“ und war, wie der Name bereits sagt, nur eine Theorie.

Seine „Erfinderin“ ist die hoch angesehene Psychologin Prof. Dr. Denise B. Kandel, die inzwischen einen Lehrstuhl an der Elite-Universität Columbia hat.
Und ähnlich wie Dr. Fagerström bei dem nach ihm benannten Test für Tabak Abhängigkeit hat auch sie sich bereits weitestgehend davon distanziert.
Nicht dass sie falsch wäre. Sondern die Theorie besagt nicht das, was ständig daraus gemacht wird.

Bereits 1975 hatte Kandel anhand von Längsschnittsudien zeigen können, dass Menschen die Drogen konsumieren, häufig zuvor andere Drogen konsumiert hatten. Vermeintlich harmlosere und zum Teil legale wie Alkohol oder Nikotin.
Der Rückschluss daraus, dass vermeintlich leichte Drogen zum Konsum von harten Drogen führen, ist jedoch falsch. Und wurde so auch nie von Kandel formuliert.

Denn für diesen Effekt kann es ganz verschiedene Gründe geben. Gemäß des wissenschaftlichen Grundsatzes, dass eine Korrelation nicht zwangsläufig eine Ursache wiederspiegelt.
Beispielsweise neigen Kinder, deren Eltern geraucht haben, im Erwachsenenalter deutlich häufiger dazu, selber zu rauchen. Aber nicht zwangsläufig Heroin zu nehmen.
Auch in Deutschland gibt die Mehrheit der Erwachsenen an, mindestens einmal Cannabis konsumiert zu haben. Würde die Fehlinterpretation der Gateway Theorie stimmen, müssten es inzwischen Millionen von erwachsenen Drogenabhängigen geben.
Auch die Kultur scheint einen großen Einfluss zu haben. Beispielsweise gibt es in Japan viele Abhängige von so genannten harten Drogen, jedoch sehr wenige Probleme mit Alkohol oder Cannabis.

Diese Studie ist nun der zweite umfangreiche, unabhängige und wissenschaftlich fundierte Nachweis, dass es keinen Gateway Effekt bei der E-Zigarette gibt.
Weder dampfen plötzlich mehr Jugendliche, noch werden sie dadurch zu Rauchern.
Das Problem ist eher, dass es niemand wissen will.


Die Studie im Original: https://tobaccocontrol.bmj.com/content/early/2019/03/08/tobaccocontrol-2018-054584
Der Gateway Effekt: https://www.vapers.guru/2016/05/05/gateway-effekt/
Die Sudie von Linda Bauld: https://www.vapers.guru/2017/09/01/studie-widerlegt-gateway/

Podiumsdiskussion zur Dampfe: Der Wind dreht sich

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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