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Spiegel deckt Machenschaften gegen die E-Zigarette auf

Aktionsbündnis Nichtrauchen Erfüllungsgehilfe der Pharmaindustrie

  • Der Spiegel deckt in seiner heute erscheinenden Ausgabe die Verknüpfungen von Pharmariesen und Gegnern der E-Zigarette auf
  • Pötschke-Langer und das Aktionsbündnis Nichtrauchen werden intensiv beleuchtet
  • Haltung gegen den wissenschaftlichen Stand nur durch Einflussnahme erklärlich

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Bei Dampfern hat der Name einen Klang: Dr. Martina Pötschke-Langer, kurz PöLa.

Nach einer eher kurzen Karriere als Ärztin ging sie bereits 1992 zum Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) nach Heidelberg. Zehn Jahre später übernahm sie die Stabsstelle Krebsprävention. Kurze Zeit später wurde unter ihrer Ägide daraus auch ein WHO-Kollaborationszentrum.
Damit stieg sie in den folgenden Jahren zur sicher bedeutendsten Tabakgegnerin Deutschlands auf.

Dem Erfolg der Präventionsarbeit kam dann vor etwa zehn Jahren etwas in die Quere. Die E-Zigarette, die sich inzwischen zum beliebtesten und erfolgreichsten Ausstiegsprodukt für Raucher geworden ist.
Die britische Forschungs- und Gesundheitsbehörde Public Health England schätzte bereits 2014 das Gesundheitsrisiko der E-Zigarette auf mindestens 95% geringer, im Vergleich zur Tabakzigarette. Im vergangenen Jahr erhöhten die Forscher ihren Einsatz und schätzten das Krebsrisiko auf 99,5% geringer.

Pötschke-Langer und ihre Mitarbeiter äußerten sich zunächst zurückhaltend deutlich zu der Entwicklung. Zwar warnten sie vor den nicht absehbaren Risiken, denn zum damaligen Zeitpunkt lagen noch wenige wissenschaftliche Ergebnisse vor. Zumindest war das die Begründung.
Doch selbst vor laufenden Kameras betonte Pötschke-Langer, die E-Zigarette sei „im Vergleich zu jeder herkömmlichen Tabakzigarette mit Sicherheit viel viel weniger gefährlich“.

Verschärfung und Eskalation

Der Ton verschärfte sich danach zunehmend. Was Fachleute im Bereich der Öffentlichen Gesundheit sehr verwunderte. Denn es wurden immer mehr Forschungsergebnisse veröffentlicht, die das exponentiell geringere Risiko bestätigten.

Ein Höhepunkt der Eskalation war dann sicherlich die Konferenz für Tabakkontrolle des DKFZ im Jahr 2015. Nach einem Vortrag der Hamburger Forscherin Dr. Silke Kuhn über eine Online Befragung äußerte Pötschke-Langer, die für die E-Zigarette positiven Ergebnisse seien durch „Bezahlkommandos“ manipuliert worden.
Zwar bestritt sie nachher, das gesagt zu haben. Doch entgegen des Verbotes von Aufnahmegeräten hatte jemand diese Aussage mitgeschnitten.

Zu dem Zeitpunkt war Pötschke-Langer bereits Mitglied im Wissenschaftlichen Aktionskreis Tabakentwöhnung.
Im darauffolgenden Jahr deckte die Süddeutsche Zeitung in einem großen Artikel unter dem Titel „Wie die E-Zigarette ausgebremst wird“ auf, dass der Verein von der PR Agentur Klienksiek gegründet wurde. Das geschah im Auftrag des Pharmariesen Novartis in den 1990ern, um für das Produkt Nicotinell „Meinungsbildnerarbeit, Gewinnen von spokespersons, Fach- und Publikumsmedienarbeit” zu betreiben.

Im August 2016 verabschiedete Martina Pötschke-Langer sich als Leiterin der Präventionsstelle. Laut Gerüchten unter Fachleuten war ihr dies nahegelegt worden.
Nicht nur, dass die Stabsstelle Krebsprävention sich unter ihrer Führung nur noch mit der E-Zigarette auseinanderzusetzen schien. Die vorhergegangenen Vorfälle waren auch in Heidelberg nicht unbemerkt geblieben.

Viele E-Zigaretten Konsumenten, Händler und Hersteller atmeten damals auf. Doch das war offenbar zu früh gefreut. Die offensichtliche Nähe zur Pharmaindustrie kam ihr zugute.
In der Folge übernahm sie den Vorsitzt über das Aktionsbündnis Nichtrauchen (ABNR).

Und das ist ein ganz anderes Kaliber.



Marktumsatz: Zweieinhalb Milliarden Dollar

Der Wissenschaftsredakteur Manfred Dworschak wurde auf das ABNR aufmerksam.
In der heute erscheinenden Ausgabe des Spiegels beleuchtet er die Verknüpfungen des scheinbar so selbstlosen Vereins mit der Pharmaindustrie. Mit zum Teil erschreckenden Ergebnissen.

Den meisten wird das ABNR unbekannt sein. Weshalb man leicht dazu geneigt ist, den eingetragenen Verein für eine Art Versammlung von Helikoptereltern zu halten. Doch es ist die Speerspitze der Gegner der E-Zigarette.
In dem Verein sind wiederum andere Vereinigungen aus Bereichen der Medizin und der öffentlichen Gesundheit Mitglied. Darunter die Bundesärztekammer, die Deutsche Herzstiftung und natürlich das DKFZ, der alte Arbeitgeber der Vorsitzenden Pötschke-Langer.

Dadurch erklärt sich auch die Nähe zur Pharmaindustrie. Für sie ist das Aktionsbündnis eine Außenstelle zur Lobbyarbeit, ohne dabei selber als Stakeholder auftreten zu müssen.
Offenbar wurde der Verein zwar nicht von der Industrie gegründet, wie der Wissenschaftliche Aktionskreis Tabakentwöhnung. Doch aus der 1992 gegründeten „Koalition gegen das Rauchen“ ging 2003 das ABNR hervor.
Wie der Spiegel nun anhand von internen Dokumenten aufdeckt, gingen bereits damals 180.000 € an den Verein, um ein Lobby Büro in Berlin zu eröffnen. Diese nie veröffentlichte Zuwendung, die sogar in internen Unterlagen ohne Angabe der Herkunft lediglich in der Jahresbilanz auftaucht, kam von dem Pharmariesen Pfizer.

Und so sind es scheinbar vor allem die Unternehmen Pfizer und GlaxoSmithKline (GSK), welche die Nähe zum Aktionsbündnis suchen. Sie gehören mit Johnson & Johnson und Novartis zu den markbeherrschenden Herstellern von Nikotinersatztherapien wie Pflaster, Sprays und Kaubonbons.
Dworschak gibt in seinem Artikel die Schätzung von knapp zweieinhalb Milliarden Dollar an, die dieser Markt jährlich umsetzt.

Pfizer stellt inzwischen auch die Tabakentwöhnungspille Champix her. Erst vor wenigen Tagen konnte VAPERS.GURU anhand der Quartalszahlen aufzeigen, dass Pfizer im ersten Quartal 2019 mit Champix 273 Millionen Dollar verdient hatte. Fast doppelt so viel wie mit ihrem bekanntesten Produkt Viagra.

Aktionsbündnis Nichtrauchen
Aus: Themenschwerpunkt „Profiteure der Angst“ (Link unten; Großauflösung auf Klick, PDF)

„Im Wesentlichen das Verdienst des Aktionsbündnisses“

Natürlich geht Dworschak in seinem dreiseitigen Artikel auch auf die Grundlagen der E-Zigarette ein. Er beleuchtet jedoch auch den derzeitigen wissenschaftlichen Stand.
So errechnete beispielsweise der Gesundheitsökonom Prof. Dr. David Levy unlängst, dass man alleine in den USA innerhalb von zehn Jahren 6,6 Millionen Menschenleben retten könnte, wenn alle Raucher auf die E-Zigarette umsteigen würden.
Und der bekannte Londoner Prof. Dr. Hajek hatte in einem sehr sorgfältigen Versuch erst kürzlich nachgewiesen, dass die E-Zigarette beim Ausstieg fast doppelt so erfolgreich war wie Nikotinpflaster und -kaugummis.

Doch das Aktionsbündnis ziehe aus diesen erfreulichen Befunden einen eigenartigen Schluss, so Dworschak im Spiegel. Es redet weiterhin die E-Zigarette schlecht.

„55 Prozent der Deutschen halten das Dampfen für mindestens ebenso schädlich wie das Tabakrauchen – in großer Verkennung der Fakten.
Dass es so weit kam, dürfte im Wesentlichen das Verdienst des Aktionsbündnisses und seiner Vorsitzenden Pötschke-Langer sein.“
Manfred Dworschak, Der Spiegel, Nr. 35 / 24.8.20019, S. 100 ff.

Auch die angebliche Gefahr für den Jugendschutz widerlegt Dworschak. Gemäß der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung haben 2016 nur 0,4 Prozent der Jugendlichen täglich gedampft. Viele von ihnen haben zuvor bereits geraucht.

Für seine Recherche sprach der Redakteur auch mit dem Frankfurter Professor und Suchtforscher Heino Stöver, der 2016 das erste wissenschaftsbasierte Buch zur E-Zigarette veröffentlicht hat. In ihm sind auch Beiträge des Berliner Soziologen Dietmar Jazbinsek zu lesen, der nun ebenfalls mit dem Spiegel gesprochen hat.

185.956 Euro für einen Kongress

Der Standpunkt des ABNR ist wohl nur zu erklären, wenn man sich die Verstrickung mit den wirtschaftlichen Interessen der Sponsoren vor Augen führt.
Zwar beteuerte der ABNR gegenüber dem Spiegel seit 2009 keine Spenden von der Pharmaindustrie mehr anzunehmen. Seine kritische Haltung sei „ausschließlich wissenschaftlich begründet“. Doch alle wissenschaftlichen Erkenntnisse laufen dieser Haltung diametral entgegen. Und es werden immer mehr.

Selbst wenn das ABNR selber keine Unterstützung mehr direkt annimmt, so tun es seine Mitgliederverbände nach wie vor.
Dworschak belegt dies mit einigen Zahlen. Unter anderem spendierte der erwähnte Pharmariese GSK der Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin 185.956 Euro alleine für den letztjährigen Kongress. Preiswerter war scheinbar der Jahreskongress der Gesellschaft für Kardiologie, die dafür lediglich 84.200 Euro bekam.
Beide Gesellschaften verkündeten jeweils unmittelbar nach den Kongressen ihre Skepsis gegenüber der E-Zigarette.

Doch im Dunstkreis von Martina Pötschke-Langer gibt es noch weitere Auffälligkeiten, die der Spiegel aufdeckt.
Als Beispiel sei Stefanie Seltmann genannt, die lange die Pressestelle des DKFZ geleitet hatte. Die Vertraute von Pötschke-Langer wechselte im Mai 2017, kein Jahr nach dem Weggang von Pötschke-Langer, auf den Posten eines „Director External Communikation“ in die Zentrale von Pfizer.

Verstrickungen bekannt machen

Das eigentliche Problem der E-Zigarette ist, dass die Pharmaindustrie häufig als wohlwollend wahrgenommen wird. Sowohl in der Öffentlichkeit wie auch in der Politik.
Ihre wirtschaftlichen Interessen werden umso mehr verschleiert, wenn sie durch Menschen vertreten werden, denen man keine Eigeninteressen unterstellt. Sie haben einen direkten Draht zu Gesundheitspolitiken, Medien und Krankenkassen.
So ist bekannt und offensichtlich, das Frau Dr. Pötschke-Langer der ehemaligen Drogenbeauftragten der Bundesregierung Marlene Mortler sehr nahe stand. Diese wechselt nun in das Europaparlament.

Dworschaks dreiseitiger Artikel ist geeignet, diese Verstrickungen auch außerhalb der Informationsblase der Dampfer bekannt zu machen.
Es bleibt zu hoffen, dass damit die Einflüsterungen durch die Pharmalobby bei den Politikern beendet werden. Oder wenigstens ein Bewusstsein geschaffen wird, dass sie eben doch nicht so selbstlos sind, wie sie erscheinen.

Jede neue Studie zeigt, was Boulevard Medien und Pharmaindustrie nicht gerne hören:
Die E-Zigarette ist die annähernd unschädliche Alternative zum Rauchen, die Millionen Menschenleben retten könnte.
Wenn man sie denn nur lässt.

Die Spiegel Ausgabe ist ab heute im Zeitschriftenhandel erhältlich.
Der Spiegel, Nr. 35 / 24.8.20019


Der Artikel online (Paywall): https://www.spiegel.de/plus/warum-die-pharmalobby-die-e-zigarette-bekaempft-a-00000000-0002-0001-0000-000165579742
Dicke Luft unter Wissenschaftlern: https://www.vapers.guru/2019/07/18/wissenschaftler-greift-fake-studie-an/
Der Pfizer Coup: https://www.vapers.guru/2019/07/15/regulierer-der-e-zigarette-wechselt-zu-pharmariesen/

Profiteure der Angst – Teil 1: Die Konspiration gegen die E-Zigarette

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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