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PHE legt sich mit australischen Dampfgegnern an

Public Health England schaltet sich wegen Falschaussagen in Anhörung ein

Drei Gegner der E-Zigarette hatten im November auf eine Anfrage des australischen Parlaments zur E-Zigarette geantwortet. Und dabei so viele Falschaussagen getroffen, dass sogar die britische Gesundheitsfürsorge sich inzwischen eingeschaltet hat.
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Die Gesundheitsfürsorge in UK ist, im Gegensatz zum deutschen System, Sache des Staates. Der Staat unterhält Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen; und was hierzulande Krankenkassenbeiträge sind, wird dort als Teil der Steuer eingezogen.
Dadurch hat Großbritannien ein sehr direktes Interesse daran, seine Bürger gesund zu erhalten.

Dazu unterhält das Gesundheitsministerium auch die „Abteilung“ Public Health England, die 5000 Personen beschäftigt. Das sind zu großen Teilen Wissenschaftler, Forscher und Experten für Öffentliche Gesundheit.
Public Health England (PHE) hat 2015 eine Metastudie durchgeführt und sich weltweit die Ergebnisse von Untersuchungen zur E-Zigarette angesehen. Und die Agentur kam zu dem Schluss, dass Dampfen mindestens 95% weniger schädlich als Rauchen ist.

Die verbleibenden 5% Risiko, die inzwischen von vielen Wissenschaftlern und Ärzten bereits unterboten werden, beziehen sich auf ein mögliches Suchtpotenzial durch das Nikotin. Wobei auch zu diskutieren wäre, ob eine Sucht, die wohlmöglich gar keinen Schaden verursacht, überhaupt diese 5% verdient.
PHE ist in dieser Beziehung recht offen. Noch dazu, wo ein tatsächliches Abhängigkeitspotential von Nikotin in Abwesenheit von Tabak keineswegs so gesichert ist, wie es der Volksmund unterstellt.

Bestes Mittel zum Rauchstopp

Stoptober Kampagne von PHE empfiehlt E-Zigarette als bestes Mittel

Das hat dazu geführt, dass die E-Zigarette inzwischen offiziell als bestes Mittel zum Rauchstopp angesehen wird.
2016 schloss sich die altehrwürdige und renommierte Ärztekammer Royal College of Physicians in London dieser Einschätzung an. Cancer Research UK, Action on Smoking and Health und sogar die British Medical Assosiation unterstützen inzwischen die E-Zigarette. Und in diesem Jahr wurde die E-Zigarette gar als erfolgreichstes Mittel zur Rauchentwöhnung in der jährlich groß angelegten Kampagne des Stoptober empfohlen.

Bis zu zwei Jahren Knast

In anderen Teilen des Commonwealth ticken die Uhren hingegen etwas anders. Beispielsweise auf der gegenüberliegenden Seite des Planeten, in Australien.
Dort sind nikotinhaltige Liquids streng verboten. Der Besitz von Nikotin außerhalb von Zigaretten kann mit bis zu 45.000 $ Strafe oder zwei Jahren Freiheitsstrafe geahndet werden. Selbst das Dampfen im Auto ist verboten, wenn sich Kinder im Fahrzeug befinden. Und der Handel ist erst recht untersagt.

Bewegung in der Diskussion

Doch in die Diskussion ist Bewegung gekommen. Offenbar beginnt das Parlament zu ahnen, dass es falsche Berater hatte und falschen Einflüsterungen geglaubt hat.
Ein Hinweis war wohl die europäische Regulierung, die im Gegensatz zu den australischen Gesetzen geradezu befürwortend erscheint. Und da in den Commonwealth Staaten natürlich immer sehr auf das ehemalige Mutterland geschaut wird, erscheint die völlig konträre Politik der britischen Regierung geradezu irritierend.




Nun führt das australische Parlament derzeit eine Befragung durch. Darauf antworteten dann auch die Gesundheitsexperten Becky Freeman von der Universität von Sidney und Maurice Swanson von der australischen National Heart Foundation.
Beide wurden angeführt von dem emeritierten Professor Simon Chapman, ebenfalls von der Universität Sidney. Dieser ist in Australien weitreichen als vehementer Gegner der E-Zigarette bekannt. Er ist so etwas wie das Gegenstück der deutschen Martina Pötschke-Langer und dem amerikanischen Professor Glantz.

Dieses Gesundheits-Trio machte jedoch offenbar sehr viele Falschaussagen. Sie wurden inzwischen auf sieben beziffert. Was wiederum nun sogar Public Health England auf den Plan gerufen hat.
Dieses hat inzwischen dem australischen Parlament offiziell eine Antwort auf die falschen Aussagen zukommen lassen.

Serie von faktischen Fehlern

PHE erklärte, die drei Verfasser der Aussagen hätten „eine Serie von faktischen Fehlern“ geäußert.
So erklärten diese, Großbritannien würde mit seiner Politik einen „völlig unterschiedlichen“ Rahmen im Gegensatz zu den restlichen EU Staaten verfolgen.
Das ist faktisch jedoch falsch. Denn UK geht zwar etwas lockerer mit den Regulierungen um. Beispielsweise bei der Registrierung neuer Produkte bei der EU. Es hält sich aber grundsätzlich an die Vorgaben der TPD2. Mehr noch, es verlangt eine Einschränkung der Kapazität von Verdampfern auf 2ml, die es nicht in allen EU Staaten gibt. Da sie nicht von der TPD gefordert ist.

Dazu sagte ein Sprecher von PHE „Im Gegenteil, der Effekt der europäischen Regulierung verursachte die Umkehr des Verbotes von E-Zigaretten in vielen Ländern, einschließlich Finnland.“

Studie angeblich von Big T beeinflusst

Der emeritierte Prof. Dr. Simon Chapman, Universität von Sidney

Doch offenbar waren die drei apokalyptischen Reiter der Gesundheit noch weiter gegangen. Sie unterstellten der erwähnten 95% Studie von PHE, sie wäre von Tabak Unternehmen beeinflusst gewesen. Eine Analyse, die vor allem viele andere Untersuchungen von anderen Wissenschaftlern ausgewertet hat.
„Diese Behauptung ist falsch. Und wo diese Behauptung in britischen Medien getroffen wurde, wurde sie korrigiert oder zurückgenommen.“ sagte der Sprecher von PHE dazu.

Das hält Simon Chapman jedoch nicht davon ab, seine inkompetenten und falschen Behauptungen auch weiterhin gegenüber australischen Medien zu verteidigen.
So unterstellte er PHE, sie würden mit ihrer Politik nur Kampagnen gefällig sein. („They have long been playing policy and campaign catchup“)
Chapman nannte die Antwort von PHE sogar „armselig“ und sie würden sich „an Strohhalme klammern“.
Unlängst erklärte der australische Gesundheitsminister zur Legalisierung der E-Zigarette „Das wird nicht unter meiner Aufsicht passieren, so lange es mich etwas angeht.“

Gegenwind kommt auf

In die Öffentlichkeit gezerrt wurden diese Vorgänge durch einen Artikel des mehrfach ausgezeichneten Wirtschaftsjournalisten Adam Creighton am 24. November im The Australian. Trotz der Bremse einer rigorosen Pay Wall schaffte die Story es bis jetzt auch vereinzelt in die britischen und sogar französischen Medien.

Am vergangenen Dienstag ging inzwischen ein Video auf YouTube online, das eine Rede des australischen Senators von New South Wales Leyonhjelm zeigt. Dieser geht anlässlich dieser Vorgänge sehr detailliert auf den Hintergrund von Prof. Chapman ein, verweist auf eben jenen Artikel im Australian und berichtet von seinen eigenen Erfahrungen mit Chapman.

„[…] ein Trio von Anti-Rauch-Gesundheits-Bevormundern [„Anti-Smoking Health Nannys“, anm. d. Red.], angeführt von Simon Chapman, lieferten eine Serie von faktischen Fehlern bei der parlamentarischen Anhörung zum Dampfen und der Nutzung von E-Zigaretten. Simon Chapmans Aussagen waren so fehlerhaft, dass sie eine Antwort von Public Health England veranlassten. Das ist richtig: Eine Abteilung des britischen Gesundheitsministeriums war derart von Chapmans falschen Aussagen aus der Fassung gebracht, dass sie das Bedürfnis hatte sich einzuschalten um das klarzustellen.
David Leyonhjelm, Senator New South Wales, Dezember 2017

Gemäß Leyonhjelm hatte Chapman sich im Vorfeld auch schon in eine Diskussion um Windkraftanlagen eingeschaltet und versucht diese zu verhindern. Obwohl er in dem Bereich keinerlei Kompetenzen besitzt. Auch damals hatte er klare Falschaussagen getroffen.

Dank an den vapers.guru Leser Ernst Renner, der in einem Facebook Kommentar auf diese Rede aufmerksam gemacht hat.


Die 95% Studie: https://www.vapers.guru/die-studie/
Studie des Royal College of Physicians: https://www.vapers.guru/2016/05/01/sensationeller-report-aus-london/
Dampfgegner vor Gericht: https://www.vapers.guru/2017/12/08/bekannter-dampfgegner-wegen-sexueller-belaestigung-vor-gericht/

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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