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Nun doch: E-Zigarette in die Apotheke

Neues Produkt sorgt für neue Regulierungen

Am vergangenen Mittwoch gab es kurz vor Ostern für alle Dampfer eine gehörige Überraschung. Auf der jährlichen Tagung des WCfTC (World Committee for Tobacco Control) in Frankfurt verkündete Prof. Dr. Raivo Höyrylaiva, Leiter der Entwicklungsabteilung des finnischen Pharmakonzerns VITSI Medical, auf einer Pressekonferenz die Zulassung des neuen Aerosolinhalators „Vaporette“ in Deutschland als medizinische Rauchentwöhnung.
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VITSI Medical, ein in der Humanmedizin bis dato relativ unbekanntes Unternehmen, ist der weltweit drittgrößte Hersteller von Medikamenten für Nutztiere sowie ein bedeutender Entwickler und Zulieferer im Bereich klinischer Inhalationstechnologie.

Prof. Dr. Höyrylaiva machte deutlich, dass VITSI Medical der erste Konzern sei, der demnächst auf dem deutschen Markt einen Aerosolinhalator zur medizinischen Rauchentwöhnung in Apotheken anbieten werde.

Er betonte: „Die Vaporette ist keine gewöhnliche E-Zigarette. Sie hat in zahlreichen klinischen Studien bewiesen, dass sie wirkungsvoll bei der Rauchentwöhnung hilft. Zudem hat sie nahezu keine Nebenwirkungen und ist eine bessere und unbedenkliche Alternative zu Nikotinsprays und -kaugummis.“

Ungefährlicheres Nikotin aus Tomaten

Vaporette, E-Zigarette
Die neue Vaporette von Vitsi

Auf die Frage, was denn der wesentliche Unterschied zu einer normalen E-Zigarette sei, entgegnete Höyrylaiva, dass die „Vaporette“ nur Inhaltsstoffe von höchster Pharmaqualität enthielte.
Zum Vernebeln des Nikotinaerosols verwende man unter anderem hochwertige und extrem reine biologische Sojaextrakte.
Zudem werde das verwendete Nikotin in einem sehr aufwendigen und patentierten Verfahren aus Tomaten gewonnen und sei somit vollkommen unbedenklich.

Dr. Hauska Ensimmäinen-Huhtikuussa vom Järjetön Universitätsklinikum in Kokemäki bestätigte diese Aussage. An seinem Klinikum wurden die meisten der Studien durchgeführt. In den Untersuchungen hätte sich gezeigt, dass das Nikotin, welches aus Tomaten gewonnen wurde, weder süchtig macht, noch anderweitig schädigende Wirkung zeigte.
Dieses „BioNic“ getaufte Nikotin sei ein Durchbruch in der Nikotintherapie, so Dr. Ensimmäinen-Huhtikuussa, und könne, dank der „Vaporette“, vielen Rauchern bei der Entwöhnung helfen.

E-Zigarette zukünftig nur mit medizinischer Zulassung

Gesundheitsminister Jens Spahn, Vaporette
Der neue Gesundheitsminister Jens Spahn, CDU.

Aina Valehdella, Sprecherin des Unternehmens, gab bekannt, dass es bereits fortgeschrittene Gespräche mit der neuen Bundesregierung in Berlin gäbe, E-Zigaretten zukünftig nur noch mit einer Zulassung als medizinische Rauchentwöhnung in Deutschland zu genehmigen. Schon 2019 könnte eine entsprechende Gesetzeslage geschaffen werden.

Klaus Zresch, Ministerialdirektor im Bundesgesundheitsministerium, bestätigte auf Anfrage diese Pläne. Unter dem neuen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sollen die kürzlich verabschiedeten Änderungen des Tabakerzeugnisgesetzes im Bereich E-Zigarette wieder rückgängig gemacht werden, einen entsprechenden Antrag hätte man schon bei der EU gestellt.

Deutschland wäre dann von der Regulierung durch die Tabakprodukterichtlinie (TPD2) als einziges Land in der EU ausgenommen, da es nur hier eine Zulassung von Verdampfern als medizinische Rauchentwöhnung gibt.

Bisherige Rechtsprechung hinfällig

Auf den Einwand, dass ein Gerichtsbeschluss des Bundesverwaltungsgerichts aus dem Jahre 2014 (BVerwG 3 C 25.13, Urteil v. 20.11.2014) bereits festgestellt habe, E-Zigaretten seien keine Medikamente, erwiderte Zresch, dass diese Rechtsprechung mit dem neuen Produkt hinfällig geworden sei.




In den von VITSI Medical vorgelegten Studien hätten sogar Aerosolinhalatoren, die mit nikotinfreien Flüssigkeiten betrieben wurden, eine außergewöhnlich hohe Erfolgsquote bei der Rauchentwöhnung gezeigt. Dadurch sei es gerechtfertigt, jeglichen Verdampfer nur nach Zulassung als medizinische Rauchentwöhnung und für den Verkauf in Apotheken zu genehmigen.

Jugendschutz an erster Stelle

Demnächst als Kampagne in Printmedien.

Das stelle auch den besten Schutz für Kinder und Jugendliche dar, damit diese nicht durch solche Produkte zum Rauchen verführt würden, so harmlos diese selber auch seien.

Bereits die Verbannung von Nikotinsprays und -kaugummis in die Apotheken, Mitte der 80er Jahre, hätte seinerzeit einen überwältigenden Erfolg gezeigt, so Zresch.
Nur dadurch hätte dem ungezügelten Nikotinhandel auf Schulhöfen und der Missbrauch solcher Produkte durch Minderjährige Einhalt geboten werden können. Es seien, wie heute, unhaltbare Zustände gewesen, als Nikotinkaugummis noch zwischen Hubba Bubba und Snickers verkauft worden seien.

Produzenten protestieren

Der Sprecher einer der größten deutschen Produzentenvereinigungen des E-Zigarettenhandels VdPEtG (Verband der Produzenten von E-Zigaretten für tabakfreien Genuss), Peter Lirpamann, kritisierte das Vorhaben vehement. Er sehe aber kaum noch eine Chance, die Pläne der Bundesregierung zu verhindern.

Die E-Zigaretten-Nutzer müssten sich darauf einstellen, dass ab 2020 nur noch E-Zigaretten verkauft werden dürften, die bis dahin eine medizinische Zulassung haben. Da sich aber so ein Zulassungsverfahren über mehrere Jahre hinziehen könne und immense Kosten verursache, würde kaum ein Produzent oder Händler von E-Zigaretten in Deutschland diesen Schritt gehen können.

Auf Nachfrage des VdPEtG erklärte die Bundesregierung, man plane für die Besitzer und Beschäftigten der in letzter Zeit wie Pilze aus dem Boden geschossenen E-Zigarettengeschäfte in einer Übergangsphase eine Beschäftigungsgesellschaft zu gründen. Zudem solle die Agentur für Arbeit ehemaligen Mitarbeitern Umschulungen zu Pharmazeutisch-technischer Assistenten finanzieren.

Vaporette schnell am Markt

Die „Vaporette“ wird es voraussichtlich bereits ab Mitte April rezeptfrei bundesweit in Apotheken für den Preis von 49,99€ zu kaufen geben. Im Starterset sind zwei Austauschkapseln mit der „Nicofluid“ genannten Flüssigkeit enthalten. Ein Doppelpack dieser Kapseln wird dann für 17,99€ zu haben sein. Drei Geschmacksrichtungen wird es laut VITSI Medical geben: Minze, Minze-Kirsch und Minze-Menthol.

Wir haben bereits ein Starterkit der „Vaporette“ erhalten und werden demnächst darüber ein ausführliches Review schreiben.

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Ehemaliger Germanist und Vape Blogger. Interessengebiet: Presse und Medien rund um das Dampfen. Redakteur des täglichen Netz Reviews in der Rubrik "Netzblick" auf vapoon.