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Gefakte Anti Vaping Kommentare überfluten FDA

Öffentliche Konsultation massiv unter Beschuss

Eine neue Stufe der Eskalation im Kampf gegen den Dampf ist in den USA erreicht. Wie RegulatorWatch am Samstag berichtet, wurde die öffentliche Befragung der FDA zur Verwendung von Aromen durch 255.000 gefakte Kommentare bombardiert.
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Von dem neugewählten Präsidenten der USA Donald Trump wurde ein neuer Chef der Food an Drug Administration ernannt. Der vergleichsweise junge Scott Gottlieb ist selber Arzt und Krebsüberlebender.
In einer aufsehenerregenden Rede stellte er wenige Tage nach seinem Amtsantritt klar, dass nicht das Nikotin Menschen töte. Sondern der so genannte Teer von verbrennbaren Tabakprodukten.

Das war deshalb so bemerkenswert, weil erst kurze Zeit zuvor eine Regulierung durch die FDA erlassen wurde. Die nach Schätzungen von Experten 99% des Dampfermarktes in den USA ausgelöscht hätten.
Die so genannte Deeming Rule sah beispielsweise Zulassungen vor, die je Produkt sechsstellige Beträge gekostet hätte. Und als wenn das nicht genug wäre, erklärte die FDA nicht einmal, nach welchen Bedingungen eine Zulassung abgelehnt werden könnte. Selbst wenn alle Unterlagen beigebracht würden.

Bereits am Tag nach Gottliebs Rede wurde diese Deeming Rule bis mindestens 2020 auf Eis gelegt, wie angekündigt sollten erst weitere Informationen zur E-Zigarette eingeholt werden.
Seitdem scheint ein Lobby- und Informationskrieg in den USA ausgebrochen zu sein. Sowohl außerhalb, wie auch innerhalb der FDA.

Die Food and Drug Administration

Die Food and Drug Administration verfügt über etwa 13.500 Angestellte. Sie ist in den Vereinigten Staaten zuständig für die Zulassung von Medikamenten, Lebensmitteln und vielem mehr.
Da die USA in vielen Bereichen der größte Markt sind, gilt die FDA als mächtigste Regulierungsbehörde weltweit. Ihre Entscheidungen könnten auch den Markt in Europa nachhaltig beeinflussen.

Nachdem immer mehr Wissenschaftler und Harm Reduction Befürworter sich hinter das nachgewiesene, deutlich geringere Gefahrenpotential der E-Zigarette stellen, sind die finanzstarken und gut vernetzten Dampfgegner offenbar auf eine andere Argumentation umgeschwenkt. Den Jugendschutz.

In der Pause juulen

Scott Gottlieb, derzeitiger Leiter der Food and Drug Administration.

Gerade recht kam ihnen dabei die wachsende Beliebtheit der Juul, einer kleinen E-Zigarette mit Pod System. Die Liquids beinhalten 50mg Nicotin. Zum Vergleich: Die zugelassene Höchstmenge in Europa beträgt 20mg.
Seit dem letzten Quartal 2017 rauscht es gehörig im Blätterwald. Selbst für die USA so auffällig übersteigert, dass es schwer fällt nicht von einer gezielten Kampagne auszugehen. Von einer Nicotin Welle, ja sogar von einer Epedemie wurde da kolportiert. Schnell war in den Medien der Begriff des Juuling gefunden, der neuen Mode unter Jugendlichen.
Einer der vielen, absurd wirkenden Höhepunkte war die Rektorin einer Kleinstadtschule, die die Türen der Toiletten aushängen lies. Damit die Schüler nicht in der Pause juulen könnten.

Was die Erregungswelle mindestens fragwürdig erscheinen lässt ist nicht nur die Tatsache, dass der Verkauf an Jugendliche untersagt ist. Sondern dass es überhaupt keine verlässlichen Zahlen zum Konsum gibt. Nicht bei Erwachsenen, und erst Recht nicht bei Jugendlichen.
Angefeuert wurde das dann auch noch nur die Hersteller der Juul, die in einer Großmannssucht verkündeten über 60% des Marktes erobert zu haben. Was Marktkennern schlicht absurd erscheint.

Doch der Alarmismus wegen dieser angeblichen und unbewiesenen Epidemie reicht den Dampfgegner nicht aus. Auch nicht die vielen Nebenkriegsschauplätze, auf denen beispielsweise große Vape Reviewer auf YouTube plötzlich gezwungen wurden alte Videos vom Netz zu nehmen oder gleich ganz gesperrt wurden.
Als neuer Feind wurden die Aromen ausgemacht.

Aromen der neue Feind

Denn Aromen in Tabakerzeugnissen würden Jugendliche dazu verleiten, mit dem Rauchen oder Dampfen überhaupt erst anzufangen.
Auch dabei kam ihnen die Branche entgegen. Den vor allem in den USA sind sehr süße Liquids beliebt. Die dann auch mit bunten Verpackungen vermarktet werden. Die nun einmal wirklich aussehen, als wenn sie an Kinder adressieren würden.

Der Markt der Menthol Zigaretten ist in den USA auch weit größer als in Europa oder Asien.
Normale Zigaretten sind von dieser Diskussion jedoch bisher ausgenommen, selbst wenn üblicherweise von Tabakprodukten gesprochen wird. Zigarren standen und stehen in einer Neuregulierung gar nicht zur Debatten.

So wurde in San Francisco bereits ein Verbot von jeglichen Aromen in Tabakprodukten erlassen.
Das wurde in einer Bürgerbefragung kürzlich entschieden. (Bericht in den Links unten)
Das öffentliche Votum wurde befeuert von millionenschweren Investitionen eigentlich Unbeteiligter. Und natürlich von Gesundheitsorganisationen.




Dass all diese Maßnahmen gegen die E-Zigarette koordiniert sein müssen drängt sich auch auf, wenn man erfährt, dass Tobacco Free Kids eine neue Kampagne gestartet hat.
Diese Organisation zielt ganz augenscheinlich nicht mehr auf Tabak ab, wie es ihr Name doch eigentlich sagt. Sondern ganz unmissverständlich auf alles, was mit Nikotin zu tun hat. Selbst wenn Nikotin alleine eher mit Coffein vergleichbar ist.

Die neue Kampagne läuft unter dem schicken Namen „The Flavor Trap“ (die Geschmacksfalle). Nicht nur, dass dort Tabakmissbrauch und Dampfen kurzerhand in einen Topf geworfen werden. Sie versammelt alle kruden Theorien und ignoriert dabei die derzeitigen Erkenntnisse der Wissenschaft zur Gateway Theorie. (Link zum Bericht unten)
Unterstützt wird sie dabei von der American Lung Association und der American Heart Association, beides Namen die den Dampfern in den USA schon länger geläufig sein dürften. Ähnlich wie hierzulande das DKFZ.

Öffentliche Konsultation der FDA

Tobacco Free Kids
„Wie Tabakfirmen Kinder mit E-Zigaretten und Zigarren mit Süßigkeiten Geschmack ködern.“ Foto: Tobacco Free Kids

Die FDA hat indes eine öffentliche Konsultation gestartet. Vom 21. März bis zum 19. Juni konnten dort Kommentare zum Gebrauch von Aromen in Tabakerzeugnissen abgegeben werden. Sowohl auf professioneller Ebene, also von Wissenschaftlern oder Organisationen, als auch durch Privatpersonen.

Wie die kanadische Seite RegulatorWatch am Samstag berichtete, wurde diese offene Konsultation offenbar durch Fake Kommentare bombardiert.
Etwa zum Ende der Arbeitszeit am Freitag dem 8. Juni bis zum darauffolgenden Sonntag gingen über 255.000 Kommentare auf dem Server ein.
Das hieß zum damaligen Zeitpunkt, dass über 60% aller Kommentare an diesem Wochenende abgegeben wurde. Und sie alle sind „Anti-Vaping“.
Nach Angaben von Mitarbeitern führte das beinahe zum Kollaps des Systems.

Spannend ist, dass diese Kommentare über das entsprechende Kontaktformular der Internetseite und nicht über ein übliches Mail Programm gesendet wurden.
Die Inhalte der Nachrichten sind grundsätzlich gegen Dampfen oder gegen Aromen in Tabakprodukten. Doch sie sind unterschiedlich. Offenbar gibt es drei oder vier unterschiedliche Inhalte, die in verschiedenen Variationen gesendet wurden.

Am darauffolgenden Montag konnten die Mitarbeiter der Regierungsseite regulations.gov, über die diese Kommentare eingesendet wurden, endlich vier IP Adressen identifizieren und die Leitung blockieren.

Folgen derzeit unabsehbar

Die Sever waren noch länger überlastet. Hatte die FDA zuvor etwa 1500 bis 3500 Kommentare wöchentlich geprüft und veröffentlicht, gingen diese Zahlen danach bis zum Ende des Monats auf null herunter.
Gegenüber RegulaterWatch sagten Mitarbeiter, sie benötigten immer noch bis zu zwanzig Minuten, um überhaupt einen Kommentar öffnen zu können.

Daher erschien es auch dem Interview Partner von RegulatorWatch naheliegend, dass mit dieser Aktion der ganze Prozess der öffentlichen Konsultation gestört werden sollte. Der Experte für digitale Medien und Manager der Firma Media Bridge in Virginia Shane Cory stellte klar, dass seit dem Wochenende ja weitere 200.000 Kommentare eingegangen seien. Diese müssten alle noch geprüft werden.

Das könnte wiederum bedeuten, dass es in der Auswertung zu einem Entweder Oder kommt.
Entweder, alle Kommentare würden ignoriert. Davon wären dann aber auch die betroffen, die zuvor von Dampfern oder befürwortenden Organisationen eingesendet wurden. Oder ausreichend viele Spam Kommentare würden durch die Überprüfung rutschen. Was das Stimmungsbild verzerren würde.
So oder so kann es nur zum Nachteil für das Dampfen ausgehen. Und für eine demokratische Meinungsbildung.

„Wann immer es einen Kommentar Aufruf einer bestimmten Größenordnung gibt und eine Seite kann nicht mit dem Level der Kommentare der anderen Seite mithalten, ist das weit einfacher und weniger teuer. Denn eine Kampagne kann Millionen von Dollar kosten. Es ist einfacher 100.000 oder 200.000 Dollar zu investieren und Fake Kommentare abzugeben.“
Shane Cory, Media Bridge, RegulatorWatch, 07.07.2018

Shane Cory machte klar, dass es bei einer solchen Aktion nicht um die reine Menge der Spam Kommentare ginge. Sondern um die Qualität der Inhalte und der Übermittlung.
Dazu müsste ein Robot extra programmiert werden. Es ist unwahrscheinlich, dass dies das Werk eines Einzelnen war.
Die Ermittlungen der FDA dauern an.


Aromenverbot in San Francisco: https://www.vapers.guru/2018/06/07/aromen-in-san-francisco-verboten/
Sensationelle Rede von Gottlieb: https://www.vapers.guru/2017/07/30/sensationelle-rede-des-chefs-der-fda/
Schottische Studie widerlegt Gateway: https://www.vapers.guru/2017/09/01/studie-widerlegt-gateway/
Quellen bis nach Deutschland verfolgbar: https://www.vapers.guru/2018/02/20/moralischer-gegendampf-in-den-usa/
RegulatorWatch: https://www.regulatorwatch.com/

Aromen verboten in San Francisco

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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