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Die TPD 3 kommt

Verneinen oder Aufklären?

Gestern veröffentlichte Simon Bauer auf seinem Kanal Vape Scene Investigation auf YouTube ein Video mit dem Titel „TPD 3? Am Arsch!“.
Darin fasst er zusammen, dass es keine TPD3 gibt. Was vielleicht gut gemeint war. Aber im Endeffekt genauso missverständlich und falsch ist wie alle Untergangsprophezeiungen.
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Fangen wir mit der eigentlich einfachsten Sache an, der TPD 2.

Die Tabakproduktrichtlinie der Europäischen Union wurde im Mai 2014 beschlossen und im Februar 2016 dann in Deutschland im Tabakproduktgesetz umgesetzt.
Fast drei Jahre später haben das einige immer noch nicht verstanden. Selbst einige Händler nicht.

Die Tabakproduktrichtlinie ist eine Rahmenbedingung der Europäischen Union. Bestimmend für 28 Mitgliedsstaaten. Sie ist kein Gesetz.
Kein Händler, kein Importeur und kein Dampfer kann „gegen die TPD“ verstoßen. Sondern höchstens gegen die entsprechenden deutschen Gesetze.
Wenn ich gegen die TPD „verstoße“ komme ich auch nicht vor ein europäisches Gericht. Sondern ich komme höchstens vor ein deutsches Gericht.

Es ist eine Regulierung für Händler

Zudem ist die TPD eine reine Händler Regulierung. Jeder Dampfer kann machen was er will.
Um es einmal zu überspitzen, damit es auch verstanden wird: Die TPD und das Tabakerzeugnisgesetzt gehen Dampfer einen Scheißdreck an. Weil es sie gar nicht betrifft.
Deshalb kann auch kein Konsument gegen das Tabakerzeugnisgesetz klagen, geschweige denn gegen die TPD.

Natürlich ist es politisch relevant. Deshalb berichtet auch vapers.guru darüber. Weil es Konsumenten mittelbar betrifft.
Aber das absolut einzige, was Konsumenten gegen die TPD oder das Tabakerzeugnisgesetz machen können, ist bei der nächsten Wahl ihre Stimme abzugeben.

Nur leider sagt das niemand aus der Informationsblase der Online-Dampf-Aktivisten so klar.
Was wohl auch ein Grund ist, warum sich Missverständnisse bis heute halten.

Auch deutsche Petitionen sind Unfug. Denn selbst wenn sie einen politischen Effekt hätten – und dazu müssten sie locker eine Millionen Unterzeichner haben – könnten sie höchstens das deutsche Tabakerzeugnisgesetz angreifen. Um das zu ändern müssten die Abgeordneten aber bereit sein, sich mit der EU anzulegen und gegebenenfalls Strafen einzugehen.

TPD 3! Am Arsch?

Gestern veröffentlichte Simon Bauer auf seinem Kanal Vape Scene Investigation auf YouTube ein Video mit dem Titel „TPD 3? Am Arsch!“.

TPD 3
Simon Bauer in seinem Video.

Das Video ist missverständlich, stellt falsche Bezüge her und erinnert mich sehr an die Logik hinter dem Hoax der erfundenen ADHS.
Anstatt die Leute aufzuklären verneint man die Existenz.

Die Begriffe TPD 2 oder TPD 3 gibt es eigentlich nicht. Es ist die Tabakproduktrichtlinie. Und wie jede Richtlinie der EU wird sie mit einer Nummer versehen. Die so genannte TPD 2 hat die Nummer 2014/40/EU.
Die erste Tabakproduktrichtlinie hatte die Nummer 2001/37/EG. Daran sieht man nicht nur, dass sie 2001 verabschiedet wurde. Sondern auch, dass die Europäische Union damals noch Europäische Gemeinschaft hieß.

Da gibt es nichts zu verneinen, die TPD 3 wird kommen.
Dabei ist es unerheblich, ob man sie nun „TPD 3“ nennt, offiziell „Richtlinie des Europäischen Parlamentes und des Rates zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten über die Herstellung, die Aufmachung und den Verkauf von Tabakerzeugnissen und verwandten Erzeugnissen“ oder „Sitz-Liege-Garnitur“.

Die TPD 3 kommt

Die Gespräche zur Überarbeitung sind auf den Anfang des Jahres 2019 angesetzt. Und zwar nicht vom Parlament, sondern von der Kommission.
Das ist beispielsweise der Grund, warum der Händlerverband BfTG stark an der Gründung des europäischen Verbands IEVA gearbeitet hat. Um bei diesen Besprechungen mit starker Stimme auftreten zu können.

Gemäß Einschätzungen einiger EU Parlamentarier, u.a. Dr. Renate Sommer vom Ausschuss für Lebensmittelsicherheit und Gesundheit, kommt eine Überarbeitung der TPD erst etwa 2022 im Parlament auf die Tagesordnung.

Das bedeutet, es würde wiederum mindestens ein Jahr dauern, bis eine Änderung in ein deutsches Gesetz gegossen wird.
Also sprechen wir locker über das Jahr 2023.

Nichts mit aktuellen Diskussionen zu tun

Diese Vorgänge stehen schon lange auf der Agenda.

Unter anderem wurde im Rahmen der Verabschiedung der TPD 2 bekräftigt, dass diese Richtlinien nun öfter und vor allem schneller überprüft werden sollen.
Das alles hat nichts damit zu tun, ob nun angeblich nikotinfreie Liquids reguliert werden sollen oder ungeregelte Akkuträger verboten werden sollen.

TPD 3
„Die E-Zigarette ist im Moment nicht auf der Tagesordnung, wird wieder auf die Tagesordnung kommen – ich schätze mal – 2022.“ Dr. Renate Sommer

Derzeit gibt es immer lauter werdende Stimmen auf Bundes- und EU-Ebene die Grenzen von 10ml und 20mg zu überdenken. Auch durch Organisationen wie dem BfR.
Nikotinfreie Liquids zu regulieren bedeutet nicht, dass zwangsläufig auch diese nur in maximal 10ml abgegeben werden dürfen. Sondern beispielsweise dass „verzehrfertige“ Liquids auch unter die Tabakerzeugnisverordnung fallen. Also bestimmte Stoffe nicht enthalten dürfen.

Ich stimme Simon Bauer zu: Sollte daran gearbeitet werden, wird das sicher auf Bundesebene geschehen.
Denn auch die Tabakerzeugnisverordnung ist eine rein deutsche Angelegenheit.

Eine TPD 3 bedeutet nicht, dass alles viel schlimmer kommt. Sondern das eventuell kleine Änderungen gemacht werden.
Denn was viele ausblenden ist, dass die Tabakproduktrichtlinie vor allem Tabak betrifft. Die E-Zigarette ist nur eine Fußnote. Tatsächlich beschäftigt sich nur ein Artikel von 33 explizit mit der E-Zigarette. Im deutschen Tabakerzeugnisgesetz sind es vier von 47.

Das erfundene ADHS

Das Medikament Ritalin wird zu häufig verschrieben. Vor allem von Ärzten, die dazu nicht ausreichend qualifiziert sind.
Schätzungen gehen davon aus, dass in mindestens 80% der diagnostizierten Fälle von ADHS entweder gar kein ADHS vorliegt, oder dass eine medikamentöse Therapie überflüssig ist.

In der Echokammer des Internet wird in einer Art Gegenbewegung gegen die Gabe von Ritalin vorgegangen.
Das geht soweit, dass sich dazu ein Hoax seit Jahren hartnäckig hält.




Angeblich wurde die „Krankheit“ ADHS nur erfunden, um das Medikament Ritalin zu verkaufen. Der Erfinder von Ritalin habe das auf seinem Sterbebett zugegeben.
Aber nicht nur, dass es bereits zuvor Forschungen und Tests mit anderen Medikamenten dazu gab. Ritalin wurde 1944 „erfunden“, ADHS allerdings 1775 zum ersten mal beschrieben. Also knapp 170 Jahre vor der Erfindung von Ritalin.

Doch man kommt kaum mit Fakten dagegen an. Das Bild der geldsüchtigen Pharmaindustrie ist so einnehmend, das man solche Menschen kaum noch erreicht.
Selbst wenn man eingesteht, dass Ritalin zu oft verschrieben wird.

Zudem ist es auch schwer verständlich, dass es Menschen gibt, die einen solchen Hoax in die Welt setzen. Weil viele es nicht für möglich halten, dass es Leute gibt, die etwas für das Gemeinwohl vermeintlich besseres aus ideologischen Gründen verneinen.
Man denke nur an die Impfgegner, die Mechanismen sind dort die gleichen.

Das sieht man auch daran, dass viele Dampfer immer noch die Tabaklobby und Tabakindustrie für die großen Gegner der E-Zigarette halten.
Den meisten wird es schlicht unverständlich sein, dass viele kleine und große Gesundheitsorganisationen sich emotional an einer moralischen Abstinenz abarbeiten und deshalb das Dampfen verteufeln.
Ein monetärer Vorteil ist leichter zu verstehen.

Verneinen oder Aufklären?

Das einzige Ergebnis der Verneinung von ADHS ist, dass immer mehr schwer betroffene Kinder durch die Gegend laufen, die keine Behandlung bekommen.
Dadurch wird weder weniger Ritalin verschrieben, noch werden Ärzte entsprechend geschult.

Es wird wenig bringen, eine TPD 3 zu verneinen. Ebenso eine Dampfsteuer.
Damit erreicht man höchstens eins: Eine höhere Frustration bei den Betroffenen, wenn sie dann doch kommt.
Das verstärkt wiederum das Gefühl der Ohnmacht.

Sowohl eine Überarbeitung der Tabakproduktrichtlinie wie auch eine Steuer auf das Dampfen wird kommen.
Wann, wo und in welchem Ausmaß kann man derzeit nicht sagen.
Und wer sagt er wüsste es, der lügt.

Doch wenn nun wieder jemand als alarmistischer Untergangsprophet durch die Gegend läuft, dann muss man ihm sagen, dass er Unfug verbreitet. Man muss aufklären.
Dann ist nicht die Begrifflichkeit das Problem. Oder die Planung. Sondern derjenige, der Unfug verbreitet.

Nichts zu sagen oder abstreiten ist wie klein beigeben.


Das Video von Simon Bauer: https://youtu.be/EQVU4VWtLNo
Das Dampfen und die Presse: https://www.vapers.guru/2018/10/22/sprecht-nicht-mit-der-presse/
Das Dampfen und die Inflencer: https://www.vapers.guru/2018/08/11/das-dampfen-und-die-influenza/

Die deutsche Dampfer Lobby trifft sich

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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