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Verbot von E-Zigaretten mit Aroma

Die E-Zigarette ist mit einem Paukenschlag in der hohen Politik angekommen

  • Der Gesundheitsminister und der vorläufige Chef der FDA unterrichten den Präsidenten Trump über die E-Zigarette
  • Die FDA wird bis nächste Woche strenge Regulierungen bekanntgeben um „den Markt aufzuräumen“
  • E-Zigaretten mit anderen Geschmäckern als Tabak sollen verboten werden, weitere Regulierungen folgen

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Gegen 21:30 Uhr europäischer Zeit traten gestern der Gesundheitsminister Alex Azar und der provisorische Chef der Regulierungsbehörde FDA am Weißen Haus vor die Kameras.
Und was sie zu sagen hatten wird die E-Zigarette in den USA nachhaltig schwächen und könnte weite Teile der Branche sehr schnell vom Markt fegen.

Diese letzte Eskalation war lange absehbar.
Bereits 2016 erließ die FDA eine strenge Regulierung für die E-Zigarette, doch zu einer Umsetzung kam es nicht. Die mächtige Food and Drug Administration ist eine Behörde, die für alle Zulassungen von Lebensmitteln und Medikamenten in den USA zuständig ist.

Im Juli 2017 wurde sie von Scott Gottlieb übernommen, der von dem neuen Präsidenten Trump ernannt wurde.
Die erste Amtshandlung des Arztes bestand in einer Rede, in der er die Regulierung der E-Zigarette bis zum Jahr 2020 bzw. bis 2022 verschob.
Er erkannte überraschend deutlich an, dass Nikotin nicht zu den Gesundheitsschäden des Rauchens führt, sondern die Schadstoffe des verbrennbaren Tabaks. Weshalb er der Behörde mehr Zeit einräumen wollte, um angemessene wissenschaftliche Informationen einzuholen.

Der Ton der Dampfgegner verschärfte sich daraufhin merklich.
Als Hauptargument gegen die E-Zigarette trat der Jugendschutz in den Vordergrund.

Offenbar holte die Realpolitik Gottlieb dann ein. Im September 2018 verkündete er eine „Epidemie von nikotinabhängigen Jugendlichen“ in den Hauptnachrichten. Als Grundlage nannte er neue Zahlen.
Ende des ersten Quartals dieses Jahres gab Gottlieb dann bekannt, als Chef der FDA zurückzutreten. Um mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen.
Kurze Zeit später wurde öffentlich, dass er Mitglied des Direktoriums des Pharmariesen Pfizer wird. Das ist der Hersteller des Rauchentwöhnungstablette Champix, mit der Pfizer doppelt so viel wie mit Viagra verdient.

Briefing des Präsidenten

Es ist ein bemerkenswerter Zufall, dass ausgerechnet jetzt der Gesundheitsminister sich des Themas angenommen hat. Das Thema ist damit in der Hierarchie deutlich aufgestiegen.

Gestern fand ein Briefing des Präsidenten Donald Trump und seiner Frau Melania im Weißen Haus statt. Diese hatte sich erst in der vergangenen Woche sehr kritisch zur E-Zigarette geäußert.

Der Präsident sagte inzwischen gegenüber den Medien, es müsse etwas in der Sache getan werden und seine Administration würde sich sehr ernsthaft mit dem Thema beschäftigen.

Unmittelbar nach dem Treffen traten der Gesundheitsminister Alex Azar und der provisorische Chef der FDA Ned Sharpless im Garten des Weißen Hauses vor die Pressevertreter.
Ihre gesamte Argumentation spiegelt fast wortgleich das wieder, was in den vergangenen zwei Jahren von der FDA und den Dampfgegnern zu hören war.

„Es gibt beispielsweise ein Produkt auf dem Markt, dessen Pods – die auch an einem Tag konsumiert werden können – die Nikotinmenge einer ganzen Schachtel liefern können.
Also sehr gefährlich, sehr süchtig machend.
Besonders für junge Kinder kann die Abhängigkeit von Nikotin ein Gateway für Tabak sein.“
Gesundheitsminister Alex Azar, 11.09.2019

Er bestätigte, was die FDA sehr zeitnah inzwischen auch als schriftliche Erklärung herausgegeben hat.
Die FDA wird im Laufe der kommenden Woche eine Regulierung erlassen, welche den Markt von „nicht autorisierten E-Zigaretten mit allen anderen als Tabak Geschmäckern säubern wird“.

Da es derzeit keine autorisierten E-Zigaretten gibt, kommt dies einem Verbot gleich.

Zulassungen bis Mai 2020

In der öffentlichen Debatte in den USA spielen offene Systeme keine Rolle. Daher wird immer von „E-Zigaretten mit Geschmack“ gesprochen.
Es ist abzuwarten, wie die Regulierung genau aussehen wird. Ob davon nur vorbefüllte Pod Systeme betroffen sein werden, oder auch nachfüllbare Liquids.

Doch die geschlossenen Systeme machen am amerikanischen Markt einen großen Anteil aus. Weshalb das viele Vape Shops und Hersteller hart treffen wird.



Hinzu kommt ein anderer Aspekt, der in Europa wenig Beachtung gefunden hat.
Die Campaign for Tobacco-Free Kids, eine gemeinnützige Organisation die von dem Nicorette Hersteller Johnson & Johnson gegründet wurde, die American Lung Association und einige andere Organisationen hatten die FDA verklagt.
Die Begründung war, dass sie Regulierungen erlassen, aber nicht umgesetzt hatte.
Der Richter schloss sich dem an und wies die FDA an, ihre Regulierungen sofort umzusetzen.

E-Zigarette
Gesundheitsminister Alex Azar (links) und der provisorische Chef der FDA Ned Sharpless.

Daher haben die Hersteller nun nur noch bis zum Mai des nächsten Jahres Zeit, eine Zulassung der FDA für ihre Produkte zu beantragen.
Da dafür auch wissenschaftliche Nachweise und Dokumentationen nötig sind, sind diese Zulassungen für die Unternehmen sehr teuer. Darüber hinaus gib es keine klaren Vorgaben durch die FDA, welche Bedingungen die Produkte erfüllen müssen.
Es ist also zu befürchten, dass dies weitere Unternehmen vom Markt fegen wird.

Nutznießer werden große Unternehmen wie Juul sein, die sich eine solche Zulassung leisten können und eher wie Tabakkonzerne mit einer hohen Kundenbindung kalkulieren. Ihre Produkte werden auch in den großen Supermarktketten und an Tankstellen gehandelt.
Durch die Hintertür könne so auch der Markt der offenen Systeme immensen Schaden nehmen.

Fest steht, dass diese Ankündigung den gesamten Markt der E-Zigarette in den USA nachhaltig verändern wird.

Es kann noch schlimmer kommen

Diese akute Gefahr wurde auf Nachfragen der Reporter in den Antworten des Gesundheitsministers deutlich.

„Wir wollen, dass E-Zigaretten mit Tabak Geschmack für erwachsene Raucher erhältlich bleiben, die E-Zigaretten nutzen um vom verbrennbaren Tabak wegzukommen.
Doch wenn wir feststellen, dass die Jugendlichen auf E-Zigaretten mit Tabak Geschmack umschwenken, oder wir Marketing Strategien feststellen, die auf Kinder abzielen, werden wir auch da regulierend einschreiten.“
Gesundheitsminister Alex Azar, 11.09.2019

Azar ging damit auf die Frage einer Reporterin nach der Juul ein, die bereits viele Geschmacksrichtungen aus den Supermärkten genommen hatte und nur noch mit Altersnachweis online vertreibt.
Laut Azar habe man an aktuellen Zahlen gesehen, dass Jugendliche danach auf Mint oder Menthol Geschmäcker ausgewichen seien.
Standen diese vorher nie zur Debatte, sollen diese nun auch verboten werden.

„Wir können nicht eine ganze Generation abhängig werden lassen von diesen Mint und Menthol Produkten. […]
Wir sehen an den Zahlen, dass derzeit acht Millionen die E-Zigarette nutzen. Es gibt also einen öffentlichen Bedarf an alternativen Nikotin Produkten für Erwachsene, um damit vom verbrennbaren Tabak wegzukommen. Aber mit inzwischen fünf Millionen Kindern, die regelmäßig E-Zigaretten nutzen, können wir den Erwachsenen diesen Nutzen nicht auf Kosten unserer Kinder erlauben.“
Gesundheitsminister Alex Azar, 11.09.2019

Aufregung im Netz

Seit der Erklärung schlagen die Wellen auf Social Media hoch.

Prof. Dr. Michael Siegel von der Boston University School of Public Health twitterte gestern Abend das Verbot wäre ein „Desaster für die öffentliche Gesundheit: (1) Viele ehemalige Raucher werden zurück zum Rauchen gehen und (2) wird ein neuer, unregulierter Markt mit Liquids mit Geschmack wird geschaffen. Hoffentlich werden sie diese Entscheidung überdenken.“

Der Argumentation schloss sich auch die American Vaping Association an. In einer eiligen Erklärung sagte deren Präsident Gregory Conley „In der Geschichte der Vereinigten Staaten hat Prohibition nie funktioniert. Es hat nicht beim Alkohol funktioniert. Es hat nicht bei Marihuana funktioniert. Es wird nicht bei E-Zigaretten funktionieren.“

„Tausende kleine Unternehmen zu zerstören und Raucher wieder zum Rauchen zu bringen wird Drogen Dealer nicht davon abhalten kontaminierte THC Pods zu verkaufen. Ein Geschmacksverbot wird nur zur Erschaffung eines Multi Millionen Dollar Schwarzmarktes führen, der mit keinerlei Sicherheitskontrollen funktioniert.“
Gregory Conley, Präsident der American Vaping Association, 11.09.2019

Der britische Blog Planet oft he Vapes titelte gar mit „Das Ende des Dampfens in Amerika.“ Und viele Kommentatoren auch in Europa bezeichneten die Entscheidung als „9/11 des Dampfens“.

Der amerikanische YouTuber Phil Busardo kommentierte auf Facebook lakonisch:
„Verbietet Blödheit. Problem gelöst.“


Gottlieb und Pfizer: https://www.vapers.guru/2019/07/15/regulierer-der-e-zigarette-wechselt-zu-pharmariesen/
Spiegel deckt Machenschaften der Dampfgegner auf: https://www.vapers.guru/2019/08/24/spiegel-deckt-machenschaften-gegen-die-e-zigarette-auf/

Welle in den USA: Gepanschte Drogen sind die Ursache

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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