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Studie zur E-Zigarette: Logbuch einer Desinformation

Lobbyismus auf universitärem Niveau

Gestern erschienen einige Artikel zu einer Studie der Universität Mainz zur E-Zigarette. Ergebnis der Studie soll gewesen sein, dass die E-Zigarette Herz, Lunge und Hirn schädigen kann.
Diese Studie ist ein Paradebeispiel für eine gezielte und von der Lobby initiierte Desinformationskampagne.
Ich möchte den geneigten Leser einmal in einem persönlichen Blogbeitrag mitnehmen. Mitnehmen auf die Reise der Recherche.

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Am frühen Sonntagabend erreichte mich der Anruf eines befreundeten Journalisten. Die Universität Mainz lud zu einem Pressegespräch der Kardiologie. Ob ich da hinfahren würde.
Leider konnte ich die kurze Reise nach Mainz nicht antreten. Was ich sehr bedauert habe. Denn was mit dieser Studie und der Veröffentlichung bezweckt werden sollte, war sehr schnell klar. Auch ohne die Studie gelesen zu haben.

Üblicherweise muss eine Studie sich einem Peer-to-peer Review stellen, um in wissenschaftlichen Kreisen anerkannt zu werden. Dazu wird sie bei einem Fachjournal eingereicht.
Das Fachjournal prüft die Studie vorab auf ihre Konsistenz. Also ob sie zumindest halbwegs Sinn macht, oder ob sie in sich bereits völliger Mumpitz ist.

Im besten Fall wird die Studie veröffentlicht. Und muss sich dann dem Gewitter der anderen Wissenschaftler stellen. Diese können die Studie entsprechend kritisieren. Wovon sie weidlich Gebrauch machen, Wissenschaft ist ein riesiger Stuhlkreis inklusive Familienaufstellung und Soap Opera. Nur mit anderem sprachlichen Duktus und ohne sich mit Nachtisch zu bewerfen.

Im Falle der Mainzer Studie war das aber noch gar nicht geschehen. Die Studie sollte genau an dem Tag veröffentlicht werden, an dem auch das Pressegespräch stattfindet. Nämlich am gestrigen Mittwoch.
Das veröffentlichende Magazin sollte das European Heart Journal von Oxford sein. Eine durchaus gute Adresse.

Das war bereits merkwürdig.
Warum sollte Journalisten eine Studie mundgerecht durch die Universität serviert werden, die noch gar nicht veröffentlicht und damit nicht zu überprüfen war?

Framing in der Pressemitteilung

Merkwürdig auch die Pressemitteilung, die gestern dazu von der Universität Mainz verschickt wurde.
Denn sie enthält Aussagen, die gar nichts mit der Studie zu tun haben.

Beispielsweise steht gleich als Einleitung zu lesen: „E-Zigaretten galten lange als gesündere Alternative zu herkömmlichen, brennbaren Zigaretten und wurden zudem als wirksame Methode zur Raucherentwöhnung vermarktet.“
Doch kein seriöser Wissenschaftler würde die Formulierung der „gesünderen Alternative“ verwenden. Weil man wissenschaftlich nicht nachweisen kann, ob etwas „gesünder“ ist. Wie man auch Unschädlichkeit nicht nachweisen kann. Das ergibt sich aus der Logik, den Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens.
Wenn überhaupt sind E-Zigaretten weniger riskant als Tabakzigaretten. Und das gilt inzwischen durchaus als nachgewiesen.

Hinzu kommt, dass mir auch nach Jahren des Arbeitens in diesem Bereich kein Unternehmen bekannt ist, das E-Zigaretten als Rauchentwöhnung vermarktet hätten.
Das würde auch jegliche kaufmännische Motivation ad absurdum führen. Denn die Hersteller und Händler wollen selbstverständlich, dass man ihre Produkte weiter konsumiert.

Richtig ist allerdings, dass der bekannte und renommierte Prof. Dr. Hajek vom Queens College in London kürzlich nachgewiesen hat, dass E-Zigaretten beim Rauchausstieg fast doppelt so erfolgreich waren wie Nikotinersatztherapien; wie Pflaster oder Kaugummis.

In diesem einen Satz finden sich bereits Behauptungen, die nicht zu widerlegen sind. Unwissenschaftlich.

Weiter heißt es in der Pressemitteilung „zwischenzeitlich mehren sich die Todesfälle nach dem Konsum von E-Zigaretten – nach jüngsten Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC sind in den USA mehr als 30 Menschen im Zusammenhang mit erhöhtem E-Zigaretten-Konsum gestorben. Als möglicher Verursacher für die Todesfälle wurde nach Aussagen des Center of Disease Control (CDC) das Vitamin E-Acetat identifiziert.“

Der zweite Satz belegt sehr deutlich, dass die Vorfälle in den USA absolut nichts mit der Studie zu tun haben. Die Menschen waren an gepanschten Drogen vom Schwarzmarkt gestorben.
Warum muss eine Universität das also gegenüber Journalisten überhaupt erwähnen? Und warum wird nicht deutlich gesagt, dass es sich nicht um handelsübliche Liquids gehandelt hat?

Darüber hinaus ist die Behauptung, es seien „Menschen im Zusammenhang mit erhöhtem E-Zigaretten-Konsum gestorben“ schlicht und ergreifend falsch.
Viele der Geschädigten hatten angegeben, dass sie die E-Zigarette sogar ausschließlich zum Kiffen genutzt hatten. Nicht nach „erhöhtem Konsum“.

Letztendlich wird auch der Studienleiter Prof. Dr. Münzel wörtlich zitiert. „Unsere Daten deuten darauf hin, dass E-Zigaretten keine gesunde Alternative zu herkömmlichen Zigaretten sind.“
Da ist es wieder, das „gesund“. Dabei hat das nie ein seriöser Verteidiger der E-Zigarette behauptet.

Es finden sich noch weitere solcher merkwürdigen Aussagen, mit denen die Journalisten ganz offensichtlich in die richtige Richtung ihrer Berichterstattung geschoben werden sollten. Priming und Framing sind die Stichworte.
Auch Aussagen, die Korrelation und Kausalität vermengen.

„Es hat sich gezeigt, dass Kinder, die E-Zigaretten geraucht haben, auch verstärkt dazu neigen, später Tabakzigaretten zu konsumieren.“
Prof. Dr. Münzel, Pressemitteilung der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 13.11.2019

Münzel, Kardiologen und Big Pharma

Unterm Strich ist bemerkenswert, dass eine Universität und ein Studienleiter sich zu solchen Aussagen hinreißen lassen. Die fast schon in die Gesundheitspolitik hineinspielen.
Deutlich gespielt ist dann die Forderung, ein Werbeverbot für E-Zigaretten auszusprechen.
Doch warum tut ein Professor so etwas?

Bemerkenswert auch der gestrige Kommentar von Prof. Dr. Bernd Mayer auf seinem Facebook Profil dazu:

„Die Anti-E-Zigaretten-Einstellung von Kollegen Münzel wurde bereits im Juni 2014 ersichtlich, als er im SWR (Landesschau Aktuell) erklärte „Die E-Zigaretten enthalten mehr Schadstoffe als gewöhnliche Zigaretten“. Das hat damals […] nach meiner Kritik auch zur Beendigung unserer guten Beziehungen geführt. Erstaunlicherweise war Thomas Münzel kurz zuvor in privatem Kreis voll des Lobes dafür, dass ich es endlich geschafft hatte durch Umstieg auf E-Zigaretten meine Raucherkarriere zu beenden.“
Prof. Dr. Bernd Mayer, Universität Graz, Facebook, 13.11.2019

Es scheint also eher an anderen Motivationen zu liegen, wie Prof. Dr. Mayer andeutet. „Wie alle Kliniker ist auch Herr Prof. Münzel heftig mit der Pharmaindustrie vernetzt – um das vorsichtig zu formulieren.“

Schaut man einmal in die Datenbank der Seite correctiv.org, findet man Einträge zu Prof. Münzel.
Wer hatte in den Jahren 2015 und 2016 insgesamt knapp 20.000 Euro von Pharmafirmen erhalten. Zumindest offiziell.
Den größten Posten machen mehrere Zuwendungen der Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim und Novartis aus.

Prof. Dr. Münzel von der Uni Mainz.

Die Universitätsmedizin Mainz erhielt fünfstellige Summen der Unternehmen. Hinzu kommen sechsstellige Zuwendungen des Pharmariesen GlaxoSmithKline.
Das ist deshalb interessant, weil GlaxoSmithKline Hersteller der Nicotinell Produkte ist. Denen die E-Zigarette natürlich deutliche Konkurrenz macht.
Wer dampft braucht keine Nikotinpflaster mehr. Wer nicht raucht übrigens auch nicht.

Novartis hat sich offenbar aus dem einträglichen Geschäft der Nikotinersatzprodukte zurückgezogen. Genau kann man das nicht sagen, denn seit 2014 besteht ein Joint Venture mit GlaxoSmithKline. Die Nicotinell Produkte kamen bis dahin von Novartis.
Bekannt geworden ist Novartis auch dadurch, dass die Süddeutsche in einem Artikel 2016 aufdecken konnte, dass Novartis über eine Agentur den Wissenschaftliche Aktionskreis Tabakentwöhnung e. V. hatte gründen lassen. Mitglied dort ist unter anderem die bekannte Lobbyistin Dr. Martina Pötschke-Langer.

Es erscheint fast unnötig zu erwähnen, dass der Jahreskongress der europäischen Kardiologen ESC 365 ebenfalls von Boehringer Ingelheim und Novartis gesponsert werden. Hinzu kommt der Konzern Pfizer, der mit seiner Rauchentwöhnungstablette Champix inzwischen mehr verdient als mit Viagra.
Selbstverständlich ist der deutsche Kardiologenverband DGK auch Mitglied in dem von Pötschke-Langer geleiteten Lobbyverband Aktionsbündnis Nichtrauchen.

Die Causa Boehringer

Schaut man sich die Studie nun an, so sieht man, dass sie vor allem durch zwei Interessenvertreter finanziert wurde.
Zum ersten von der Stiftung Mainzer Herz. Zum zweiten von der Stiftung der erwähnten Firma Boehringer Ingelheim. Von der der Studienleiter Münzel seit mindestens 2015 Gelder erhalten hat.

Wer sich fragt, warum ausgerechnet eine lokale Stiftung eine Studie zur E-Zigarette in Auftrag gibt, der sollte nur einmal auf deren Homepage schauen. Denn Mitglied des Vorstandes ist eben jener Prof. Dr. Münzel, der die Studie auch geleitet hat.

Das Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim ist allerdings ein ganz anderes Kaliber.



Bei einem Umsatz von über 17 Milliarden schloss der Pharmakonzern im vergangenen Jahr mit knapp 3,5 Milliarden Gewinn ab.
Eins der Umsatzstärksten Produkte ist Spiriva gegen COPD. Es finden sich aber viele weitere Produkte im Portfolio gegen Atemwegserkrankungen, thrombotische Verschlüsse, Prävention von sekundären Schlaganfällen und gegen die Gefäßneubildung bei Krebstumoren.
Alles Produkte, die sicher auch gerne von Rauchern in Anspruch genommen werden.

Der Pharmakonzern fördert die biologische Forschung der Universität Mainz seit Jahren mit Beträgen über 100 Millionen Euro. Beziehungsweise die Stiftung des Pharmakonzerns.
Die „Zusammenarbeit“ war erst im Vergangenen Jahr verlängert worden. Das Land Rheinland Pfalz will bis zum Jahr 2027 52 Millionen in das Institut für Molekulare Biologie stecken. Im gleichen Zeitraum macht Boehringer Ingelheim nochmals 54 Millionen locker.
Der Pharmakonzern pumpt also mehr Geld in die angeblich unabhängige Forschung der Uni als das Land selber.

Zum Skandälchen geworden ist der Fall erst, als der Journalist Thomas Leif nach den Verträgen zwischen der Uni und der Stiftung gefragt hatte. Der Wirtschaftswissenschaftler Christian Kreiß von der Hochschule Aalen war nach eigenen Recherchen darauf aufmerksam geworden. Die Einsichtnahme wurde unrechtmäßig verweigert. Weshalb beide die Herausgabe einklagten.
Da die Universität eine öffentliche Einrichtung ist, gab das Gericht Leif und Kreiß Recht.

Obwohl der Uni-Rektor Georg Krausch schon vor drei Jahren Einflussnahme in den Verträgen ausmachte, passierte erst einmal nichts. Offenbar waren der Stiftung des Pharmakonzerns deutliche Mitsprachen eingeräumt worden. Bis zu einem Veto Recht bei der Ernennung von Professoren. Was allerdings nach dem Landeshochschulgesetz verboten ist.

Doch auch in der inzwischen überarbeiteten Version hat Boehringer Ingelheim noch weitreichende Einflussmöglichkeiten. So wird weiterhin ein Vetorecht bei der Besetzung der nicht wissenschaftlichen Posten eingeräumt, wie beim kaufmännischen Geschäftsführer und dem geschäftsführenden Direktor.

Die Studie

Bereits in der Schule habe ich in der Textanalyse gelernt erst danach zu schauen, wer da etwas schreibt. Es bereits vorher in einen gewissen Kontext einzuordnen. Das erleichtert den Zugang.
Als auch ich dann gestern die Studie einsehen konnte, wusste ich also, wer da etwas schrieb.

Die Studie selber entspricht dem gleichen Muster, das man bereits aus dem Bereich der E-Zigaretten kennt.
Das, was die Uni, der Studienleiter und die Medien drauf schreiben, ist gar nicht drin.

Eigentlich sind es zwei Studien.
Zum einen wurde die Gefäßfunktion beim Konsum von E-Zigaretten untersucht. Zum anderen wurden Mäuse bedampft.

Wie üblich findet sich keine Nikotinkonzentration der Liquids.
Doch jeder, der sich etwas mit der Materie auskennt, weiß, dass diese Angaben sehr relevant sind.
Genannt ist lediglich eine Zusammensetzung von 50/50, mit dem Hinweis „ohne Aromastoffe“. Eine Nachfrage beim angegebenen Hersteller GermanFlavours ergab, dass es sich dabei höchstens um sog. Nikotinshots gehandelt haben kann. Also das, was Konsumenten eigentlich nur zur Zugabe von Nikotin und damit zur Verdünnung verwenden.
Diese Shots weisen eine Konzentration von 18 bis 20 mg/ml auf. Also das höchste, das in Europa erlaubt ist.

Um eine Vorstellung zu geben sei angemerkt, dass die Mäuse in Abstufungen über mehrere Tage sechs mal täglich täglich für 20 Minuten dauerhaft bedampft wurden. Ebenfalls eine Größenordnung, die kein menschlicher Konsument aufnimmt.

Hinzu kommt das Moment des verwendeten Gerätes. Genutzt wurde die Joyetech Ego C. Ein Gerät, das seit mindestens 2011 am Markt ist. Was bei der rasanten Markt- und Produktentwicklung der Antike entspricht.
Ganz abgesehen davon, dass die Geräte auch damals schon zum Kokeln geneigt haben, habe ich mich erstmal gefragt, woher die Uni die Geräte überhaupt hatte. Denn der Hersteller Joyetech bietet sie nicht mehr an.

E-Zigarette
Die Joeyetech Ego C. Seit 2011 am Markt, inzwischen nicht mehr im Handel, in Mainz getestet.

Man kann also schon einmal festhalten, dass das gesamte Setting in keinster Weise die Konsumentenrealität abbildet.

Hinzu kommt eine weitere Ungenauigkeit. Für die Messung am Menschen wurden keine nikotinnaiven Probanden verwendet. Die Leute waren alle Raucher. Vorerkrankungen wurden nicht erfasst.

Die tatsächlichen Ergebnisse möchte ich gemäß der Veröffentlichung des Pharmakologen Prof. Dr. Mayer auf seiner Facebook Seite zusammenfassen.
Der schrieb gestern dazu:

„Den Mäuseteil kann man getrost ignorieren. In Medline findet man über 10.000 Studien zu NADPH-Oxidase (NOX) in Nagetieren. […]
Die Untersuchungen zur Gefäßfunktion mit Menschen sind interessanter. […]
Es ist gut bekannt, dass die Funktion dieser Zellen bei Rauchern beeinträchtigt ist. […] Alle epidemiologischen Studien zeigen, dass Raucher – trotz endothelialer Dysfunktion – im Mittel einen niedrigeren Blutdruck als Nichtraucher haben. Vermutlich ist das Ausmaß der Dysfunktion zu gering um klinisch relevant zu sein. Außerdem werden in diesen FMD-Messungen akute, kurzfristige Effekte erfasst, die keine Rückschlüsse auf chronische Fehlfunktion erlauben.“
Prof. Dr. Bernd Mayer, Universität Graz, Facebook, 13.11.2019

Auf gut Deutsch: Die Rückschlüsse, die in der Studie und in den Überschriften gemacht werden, gibt die Studie nicht her.
Das bedeutet nicht, dass die Studie „falsch“ oder sinnlos ist. Vielleicht ist sie als Grundlagenforschung wissenschaftlich relevant. Doch eine Aussage über eine tatsächliche Schädlichkeit für den Konsumenten lässt sich daraus nicht ableiten.

Um das dennoch so aussehen zu lassen, wurde mit einem weiteren Framing gearbeitet.
Wer eine Aussage darüber treffen will, wie schädlich die E-Zigarette tatsächlich ist, muss dies in ein Verhältnis setzen. Und da es um Harm Reduction geht, bitte in ein Verhältnis zum Tabakrauch. Das ist hier aber nicht passiert.
Die Ergebnisse der Versuche an Probanden legen zumindest nahe, dass die Ursache für die gefundene Versteifung der Arterien das Nikotin ist. Also ein bekannter und sogar gewünschter Effekt.

Reaktionen

Zurück zum eingangs erwähnten Peer-to-Peer Review.
Bereits gestern stürzten sich andere Wissenschaftler auf die Studie und kommentierten sie, ähnlich wie Prof. Dr. Mayer. (Link unten)

Prof. Dr. Hajek, anerkannter Experte vom Queens College London, spricht der Studie jegliche Beweiskraft ab. (Foto: Joey Hoffmann)

Prof. Ajay Shah, Leiter der Abteilung für Kardiovaskuläre Medizin am Kings College London, schrieb dazu, dass die Forscher zwar einen Nachweis für eine Schädlichkeit bei Mäusen gefunden hätten. Sie aber nicht alle „angemessenen Kontrollgruppen“ eingeschlossen hatten, um die Überzeugungskraft des Ergebnisses zu steigern.
Der Professor für Kardiovaskuläre Medizin an der Uni Sheffield Tim Chica schrieb dazu, die negativen Effekte würden keineswegs beweisen, dass E-Zigaretten zu Herzinfarkten führen.

Das setzt sich so fort. Neben Mayer haben sich inzwischen mindestens sieben weitere hochrangige Professoren und Doktoren, fast alle aus der Kardiologie, ablehnend zur Studie beziehungsweise zu den daraus gezogenen Schlüssen geäußert.

„Die Autoren machten zwei Effekte aus. In menschlichen Rauchern verursacht das Nikotin aus E-Zigaretten einen typischen, akuten, stimulierenden Effekt, wie man ihn auch nach dem Trinken von Kaffee beobachten kann. Das alleine ist kein Zeichen für eine Gefahr.
In Mäusen und Proben hatte das Acrolein, eine Chemikalie die entsteht wenn Liquids kokeln, einen schädlichen Effekt. Doch der ist für menschliche Dampfer nicht relevant. Kokelnde Liquids erzeugen diese Chemikalie, aber auch einen aversiven Reiz, den Dampfer vermeiden. Menschliche Dampfer haben Acrolein Levels die vergleichbar mit der von Nichtrauchern sind und weit geringer als bei Rauchern.“
Prof. Dr. Peter Hajek, Direktor der Tabakabhängigkeitsforschung, Queen Mary University London, Science Media Centre, 13.11.2019

Trotzdem wird innerhalb der Gesundheitsindustrie weiter versucht die negative Darstellung der E-Zigarette zu verkaufen.
So wird Prof. Dr. Helmut Golke, Vorstandsmitglied der deutschen Herzstiftung, auf Medscape zitiert. Er lobt die Studie als die bisher detaillierteste zu dem Thema. „An der E-Zigarette bleibt nichts Gutes.“ So wörtlich.

Golke ist übrigens stellvertretender Vorsitzender des von Pötschke-Langer geleiteten Lobbyverbandes Aktionsbündnis Nichtrauchen.
Überflüssig zu erwähnen, dass auch die deutsche Herzstiftung Mitglied im von Pötschke-Langer geleiteten Aktionsbündnis Nichtrauchen ist. Einen eventuellen Interessenkonflikt sehen Golke und Medscape offenbar nicht.
Und der Schatzmeister des ANBR, Prof. Dr. Loddenkemper, war zu einem Gespräch dazu in der Tagesschau zu Gast.

Lobby-Kampagne zur Desinformation

Dieser Abriss macht vielleicht einmal deutlich, warum mir meine Zeit inzwischen eigentlich zu kostbar ist, mich mit solchen Studien auseinanderzusetzen.
Die Metaanalyse macht meiner Meinung nach ausreichend deutlich, was davon zu halten ist.

Der Schatzmeister des Lobbyverbandes ANBR Loddenkemper bei der Tagesschau. (Foto: Screenshot)

Eine Universität bekommt Millionen von einem Pharmakonzern, der vor allem mit Produkten zur Behandlung von Folgeschäden des Rauchens sein Geld verdient. Und hat weitere Millionen in Aussicht.
Der Einfluss wird jedoch erst öffentlich, nachdem er per Gerichtsbeschluss erzwungen wird.

Ein Professor dieser Universität, der bereits für seine ablehnende Haltung zur E-Zigarette bekannt ist und Gelder von Pharmaunternehmen angenommen hat, leitet eine Studie dieser Universität.
Unterstützer der Studie ist eine Stiftung, in der der Leiter der Studie im Vorstand sitzt.

Die Studie wird durchgeführt mit einem völlig veralteten Produkt, das nicht mehr auf dem Markt ist. Und mit so genannten Nikotinshots; dem stärksten, was erlaubt ist. Beides Faktoren weit entfernt von der Konsumentenrealität.
Ein Kokeln und eine damit verbundene höhere Schadstoffbelastung wird offenbar nicht beachtet.

Die Veröffentlichung der Studie wird entsprechend orchestriert. Journalisten werden eingeladen und von der Uni instruiert, bevor sie die Studie selber prüfen konnten.
Und die Journalisten werden nebenbei mit Framing und unsachlichen Informationen auf die erwünschte Spur gebracht, die mit der Studie überhaupt nichts zu tun haben.

Offenbar die einzigen, die sich positiv öffentlich zur Studie äußern, sind der stellvertretende Vorsitzende Golke und der Schatzmeister Loddenkemper des Lobbyverbandes Aktionsbündnis Nichtrauchen, das von der bekannten E-Zigaretten-Gegnerin und hauptberuflichen Lobbyistin Pötschke-Langer geleitet wird.

Erneut und sicher nicht zum letzten mal bleibt das ernüchternde Resümee, dass einige Journalisten ungeprüft genau den Mist gefressen haben, der ihnen vorgeworfen wurde.
Erfreulich ist allerdings, dass die Veröffentlichung trotz Übernahme durch die dpa keine so große Aufmerksamkeit wie sonst bekommen hat. Vielleicht werden die Medien ja tatsächlich langsam für das Thema sensibilisiert.

Wie anders sollte man das nennen, als eine durch Lobbyismus gezielte Kampagne zur Desinformation?


EDIT 14.11.2019 18:18h: Ich wurde darauf hingewiesen, dass die Studie entgegen meiner Darstellung bereits vor dem Pressetermin in das Peer- Review gegangen sei.
Ich räume ein, dass ich „Veröffentlichung“ und „Peer-Review“ unisono verwendet habe.
Die Studie ist unten verlinkt, es kann jeder offen einsehen. (Article history)
Fernab kleinteiliger Diskussionen ist der Kern, dass die von der Universität kontaktierten Journalisten vor der Pressekonferenz keine Einsicht in die Studie hatten, dennoch richtig.


Reaktionen anderer Wissenschaftler zur Studie: https://www.sciencemediacentre.org/expert-reaction-to-study-looking-at-e-cigarette-vapour-and-vascular-effects-in-mice-and-smokers/
Studie im Original: https://academic.oup.com/eurheartj/advance-article/doi/10.1093/eurheartj/ehz772/5621442
Fachtagung in Frankfurt: https://www.vapers.guru/2019/10/14/fachtagung-zur-e-zigarette-in-frankfurt/
Spiegel deckt Lobbyarbeit gegen die E-Zigarette auf: https://www.vapers.guru/2019/08/24/spiegel-deckt-machenschaften-gegen-die-e-zigarette-auf/

Behörde bestätigt Verursacher für die Toten nach E-Zigarette

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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