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Informationkrieg: Die Gegner der E-Zigarette – Teil 2

Die Pharmaindustrie, die Gesundheitsindustrie und ihre Lobby

  • Die Pharmaindustrie will Geld verdienen
  • Die Pharmaindustrie ist mit der Gesundheitsindustrie eng vernetzt
  • Die Lobby von Pharma- und Gesundheitsindustrie ist der Hauptgegner der E-Zigarette

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Dieser Themenschwerpunkt gibt eine Übersicht über die Gegner der E-Zigarette in dem derzeit stattfindenden Informationskrieg.

Viele Konsumenten, aber auch die Öffentlichkeit und die Politik, schauen zu sehr auf die Tabakindustrie, die im ersten Teil beleuchtet wurde.
In ihm wurde dargelegt, warum die E-Zigarette, die aus einer Grassroot Bewegung entstanden ist, immer mehr als Teil der Tabakindustrie wahrgenommen wird.

In diesem zweiten von drei Teilen wollen wir einmal betrachten, welche Rolle die Pharmaindustrie in diesem Informationskrieg spielt.

Pharmazeutische Industrie

Die pharmazeutische Industrie wird von vielen nicht als Gegner der E-Zigarette wahrgenommen.
Das liegt an verschiedenen Faktoren.

Zunächst weiß man ja irgendwie, dass die Pharma Konzerne auch Geld erwirtschaften wollen. Da man in seinem persönlichen Erlebnishorizont aber eher den Hausarzt oder Apotheker als die Fertigungshallen von Pfizer zu Gesicht bekommt, schwingt bei dem Bild immer etwas Wohlwollendes mit. Man unterstellt eine gute Absicht.
Schließlich ist es die Pharmaindustrie, die Medikamente entdeckt, entwickelt und den Menschen hilft.

Außerdem wäre es überaus beunruhigend sich eingestehen zu müssen, dass man dem ausgeliefert ist. Der Verstand hält sich da lieber an das Bild der helfenden Hand, als an das realistischere Bild einer auf Gewinnmaximierung ausgelegten Industrie.

Selbst die Vorgänge um das von Bayer entwickelte Schlafmittel Heroin oder die 5000 Opfer von Contergan wollen nicht ausreichen, dieses Bild zu erschüttern.
Wer erinnert sich heute noch an den Cholesterinsenker Lipobay, der 2001 genauso viele Todesopfer gefordert hat, wie die aktuelle Liquid Panscherei der E-joints in den USA?
Und wer kennt die Vorgänge 2007 um das Heparin von Baxter, dass Menschen bei Herzoperationen verabreicht wurde? Das wurde aus Kostengründen in China hergestellt, wo ihm giftiges synthetisches Chondroitinsulfat beigemischt wurde, was zum Tod von mindestens 82 Menschen führte.
Die Liste wäre lange fortzusetzen.

Die Pharmaindustrie erscheint als der Gegner der E-Zigarette auch aus zwei anderen Gründen diffus und schwer zu fassen.

Schnell denkt man an die Nikotinersatztherapien, wie Nikotinpflaster und Kaugummis. Es ist naheliegend, dass die laut einer aktuellen Studie von Prof. Hajek beim Rauchstopp doppelt so erfolgreiche E-Zigarette diesem Markt das Wasser abgräbt.
Mit dazu gehört sicherlich das psychopharmakologische Entwöhnungsmittel Champix, mit dem der Pharmariese Pfizer inzwischen doppelt so viel verdient wie mit seinem bekanntesten Produkt Viagra.
Doch das lässt einen anderen Wirtschaftszweig aus dem Auge verlieren. Nämlich diejenigen, die mit dem Kampf gegen die Folgen des Tabakkonsums ihr Geld verdienen.

Man schätzt dass bei Männern 90% aller Lungenkrebserkrankungen auf die Folgen des Rauchens zurückzuführen sind. Bei Frauen sind es „lediglich“ 80%.
Hinzu kommen Asthma und COPD, die Tuberkulose gilt in Mitteleuropa als nahezu ausgestorben. Ansonsten ist die menschliche Lunge ein erstaunlich widerstandsfähiges Organ.

Nach Schätzungen der staatlichen Gesundheitsfürsorge Public Health England ist die E-Zigarette 95% weniger schädlich. Das Krebsrisiko beziffert PHE sogar auf 99,5% geringer als bei der Tabakzigarette.
Auf der anderen Seite haben wir aber eine ganze Industrie von Lungenärzten und Krankenhausabteilungen. Alleine die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie vertritt über 4300 Ärzte.

Würden alle Raucher auf die E-Zigarette umsteigen, wären sehr viele Jobs in akuter Gefahr. Bei dem Rückgang der Erkrankungen müssten sich viele dieser Ärzte demnächst mit der Behandlung von Schnarchen durchschlagen.

Ganz ähnlich sieht es bei anderen medizinischen Fachgebieten aus, denn das Rauchen schädigt ja auch das Kardiovaskuläre System, was zu Herzinfarkten und Schlaganfällen führen kann. Und zu einem bunten Blumenstrauß anderer Erkrankungen, wie anderen Krebsarten oder Fettleibigkeit.

Und das ist der zweite Grund, warum die Pharmaindustrie nicht als Feind erkannt wird. Man hat kein klares Bild davon, was der Wegfall der Tabakzigarette tatsächlich für Ärzte, Krankenhäuser und Krankenkassen bedeuten würde.
Um bei dem Bild des Informationskrieges zu bleiben, sehe ich die Pharmalobby sogar als Hauptgegner. Das ist der eigentliche Frontverlauf.

Eigentlich haben wir auf der einen Ebene also die Pharmaindustrie, auf der nächsten Ebene den Komplex, den ich inzwischen als Gesundheitsindustrie bezeichne. Sie sind eng miteinander verknüpft und verwoben.

Nicht nur, dass der Beschuss auf die E-Zigarette auf zwei Ebenen stattfindet. Dieser Gegner verwendet auch Guerilla Taktiken und asymmetrische Kriegsführung.



Pharma Lobby

Den wenigsten Ärzten kann man Lobbyismus vorwerfen. Ich glaube kaum ein einzelner Arzt würde alleine die E-Zigarette bekämpfen.
Ich unterstelle den allermeisten Ärzten freimütig, dass sie das Prinzip der Harm Reduction (Schadensminimierung) nicht nur verstanden haben, sondern auch unterstützen.

Das berichten auch immer wieder Konsumenten auf Social Media. Dass ihre Ärzte ihnen zum Umstieg auf die E-Zigarette gratuliert, oder ihnen nach Untersuchungen gute Ergebnisse bescheinigt haben.
Auch hier ist der Mechanismus nicht so einfach.

Prof. Münzel aus Mainz

Einerseits haben wir den direkten Lobbyismus und die Einflussnahme der Pharmaindustrie selber.
Aktuell schön zu sehen war das an einer Studie der Universität Mainz, die nachgewiesen haben will, dass die E-Zigarette Herz, Lunge und sogar Hirn schädigen kann.
Nicht nur, dass der Studienleiter Münzel bereits Gelder von Pharmakonzernen angenommen hatte, darunter auch von dem Nicotinell Hersteller GlaxoSmithKline. Die Studie wurde finanziert durch den Pharma Konzern Boehringer Ingelheim, der vor allem Geld mit der Herstellung von Medikamenten für Lungenerkrankungen verdient.
Mehr noch, das ganze Institut wurde von dem Konzern gegründet und die Universität erhielt 100 Millionen Euro, weitere 52 Millionen wurden bereits zugesagt.

Andererseits haben wir den Lobbyismus der Gesundheitsindustrie.
Viele Ärzte sind in Verbänden organisiert. Und diese kann man mit Fug und Recht als Lobbyverbände bezeichnen. Denn sie vertreten die Interessen der Ärzte (und anderer in dem Bereich Tätigen) nach außen.
Wenn also ein einzelner Arzt durchaus die E-Zigarette begrüßt oder gar hinter vorgehaltener Hand empfiehlt, muss der Verband, in dem er Mitglied ist, das noch lange nicht.

Hinzu kommt, dass diese Verbände sehr häufig mit der Pharma Lobby verknüpft sind. Große Pharmakonzerne finanzieren ihre Kongresse, Vorträge werden großzügig dotiert.
Das nachzuvollziehen ist in Deutschland jedoch schwierig. Denn diese Lobbyverbände sind in der Regel eingetragene Vereine. Und die müssen keine Bilanzen veröffentlichen.
Man muss sich also durch die Bilanzen der Konzerne recherchieren und suchen, ob Ausgaben an solche Verbände oder deren Vertreter bezahlt wurden.

Ein Beispiel aus dem vergangenen Jahr: Der Jahreskongress der erwähnten Gesellschaft für Pneumologie wurde 2018 vom bereits erwähnten Konzern GlaxoSmithKline mit 185.956 Euro gesponsert. Nur für einen Kongress, nur von diesem Konzern.

Um also wieder zum Bild des Informationskrieges zurückzukehren ist die Gesundheitslobby eigentlich die, die im Schützengraben liegt. Die eigentliche Pharmalobby der Konzerne agiert meist von der Öffentlichkeit ungesehen und unbeachtet.

Nur in seltenen Fällen blitzt mal eine Verbindung auf. Wie bei dem Lobbyverein Wissenschaftlicher Aktionskreis Tabakentwöhnung WAT. Die Süddeutsche hatte investigativ nachgewiesen, dass dieser von einer Kommunikationsagentur im Auftrag des Novartis Konzerns gegründet wurde.
Dessen Vorsitzender Prof. Dr. Anil Batra von der Universität Thübingen tauchte auch schon in einer Werbebroschüre für Nicotinell auf. Worin er offenbar auch keinen Interessenkonflikt sah, obwohl er auch an den Richtlinien für Ärzte zur Rauchentwöhnung maßgeblich mitgearbeitet hat.
Überflüssig zu erwähnen, dass die Richtlinien die E-Zigarette nicht zur Rauchentwöhnung empfehlen. Pflaster, Sprays und Kaugummis aber sehr wohl.

Das ABNR

Das stärkste Lobbyinstrument ist sicher das Aktionsbündnis Nichtrauchen ABNR unter der Leitung von Martina Pötschke-Langer.
Die bekannte E-Zigaretten Gegnerin war lange Zeit die Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention beim Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Sie unterhielt hervorragende Kontakte zu Bundespolitikern und zur ehemaligen Drogenbeauftragten Marlene Mortler.
Und sie ist übrigens auch Mitglied im erwähnten WAT.

Wer geglaubt hatte, die E-Zigarette hätte nach ihrem Weggang aus Heidelberg nun Ruhe, der hatte sich getäuscht. Es wurde wohl nur ruhig, weil sie nun andere Instrumente des Lobbyismus zur Verfügung hat und nicht mehr persönlich in Erscheinung treten muss.

Pötschke-Langer
Dr. Martina Pötschke-Langer, ehemals DKFZ, heute Chefin des stärksten Lobbyverbandes gegen die E-Zigarette.

Denn das ABNR vereinigt das Who is Who der deutschen Gesundheitslobby unter einem Dach. Von der Bundeärztekammer über die Pneumologen, die deutsche Gesellschaft für Kardiologie, die Herzstiftung bis zu der Zahnärztekammer.

Nur um das deutlich zu machen: Dieser Verein beschäftigt sich ausschließlich damit, andere Lobbyvereine zu vertreten.
Wieviel er dabei Umsetzt, woher die Gelder kommen, all das ist von außen nicht einsehbar.
Firmiert ist das Ganze als Teil der umstrittenen deutschen Krebshilfe, die wie auch das ABNR in Bonn niedergelassen ist. Sie residiert in bester Lage zwischen Ministerien und Kartellamt, ihre Einnahmen gab sie 2018 mit 135 Millionen an.

Schatzmeister des ABNR ist der Prof. Dr. Loddenkämper, der wiederum sehr eng mit der DAK verbunden ist. Er fällt immer wieder mal auf, indem er Studien veröffentlicht, bei denen er Korrelation und Kausalität verwechselt. Offenbar macht er sich auf, ein deutscher Glantz zu werden.

Es geht also beim besten Willen nicht darum, dass einem Politiker von einem Lobbyisten ein Umschlag zugesteckt wird. Dieses Bild ist schlichtweg zu einfach.
Es geht um ein Netz, in dem einzelne mit viel Geld ihre Interessen vertreten. Sie sind die Einflüstere der Politik und der Medien.

Häufig sieht man in Krimis eine Pinnwand, auf der die Ermittler Fotos von Verdächtigen in einem Organigramm miteinander verbinden.
Das Bild ist sehr viel zutreffender, als die Vorstellung einer simplen Bestechung.

Die Übernahme durch die Kassen

Wie bereits gesehen ist die Lobby der Pharmaindustrie eng mit der Gesundheitsindustrie verknüpft.

Doch in diesem Informationskrieg, in diesem Organigramm von verbundenen Bildern auf der Pinnwand der Ermittler, verfolgt sie auch eigene Interessen. Die wiederum höchstens indirekt mit den Interessen der Pharmaindustrie zu tun haben.

Deutlich wird das am Beispiel des Oberarztes Dr. Tobias Rüther am Klinikum der Universität München. Er ist auch Leiter der Tabakambulanz, die Therapieplätze unterhält um Rauchern beim Ausstieg zu helfen.

Gemäß Gerüchten ist er inzwischen der E-Zigarette gegenüber deutlich aufgeschlossener. Trotzdem verbreitete er in einem Vortrag in Berlin anlässlich einer Podiumsdiskussion der eGarage nicht nur falsche Informationen über die im ersten Teil erwähnte Juul. Er räumte auch freimütig ein, dass mehr Menschen die Therapie in Anspruch nehmen würden, wenn diese von den Krankenkassen übernommen werden würde.
Derzeit kostet eine solche Therapie in München 250 Euro pro Person und Versuch.

Es ist sicher kein Zufall, dass Dr. Rüther auch Mitglied im Wissenschaftlichen Aktionskreis Tabakentwöhnung ist. Und der will diese Kostenübernahme zur Not auch auf dem Klageweg erzwingen.

Das bedeutet, alle die eine Therapie zur Tabakentwöhnung anbieten, könnten dies mit den Krankenkassen abrechnen. Und sie wären dadurch nicht mehr an die Regeln der freien Marktwirtschaft gebunden.
Schätzungen gehen von einem Markt im jährlich zweistelligen Millionenbereich aus.

Überflüssig zu erwähnen, dass auch das ABNR unter Martina Pötschke-Lange die gleiche Forderung stellt.

Wie dies nun erreicht werden soll und welche Auswirkungen das in Deutschland hat, möchte ich im letzten Teil des Themenschwerpunktes darlegen.


Informationskrieg Teil 1: Die Tabakindustrie und ihre Lobby
Informationskrieg Teil 2: Die Pharmaindustrie, die Gesundheitsindustrie und ihre Lobby
Informationskrieg Teil 3: Die Medien, die Politik und Social Media


WHO will E-Zigarette verbieten: https://www.vapers.guru/2019/09/26/geleakte-dokumente-angriff-der-who-auf-die-e-zigarette/
Die Studie aus Mainz: https://www.vapers.guru/2019/11/14/studie-zur-e-zigarette-logbuch-einer-desinformationskampagne/

Spiegel deckt Machenschaften gegen die E-Zigarette auf

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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