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Informationkrieg: Die Gegner der E-Zigarette – Teil 3

Die Medien, Politik und Social Media

  • Medien wollen nicht informieren, sondern mit Informationen Geld verdienen
  • Die Politik ist kein Gegner aus sich heraus, sondern wird von anderen beeinflusst
  • Social Media richtet sich nach der Politik in den USA
  • Angst ist kein guter Ratgeber, nüchterne und faktenbasierte Lobby für die E-Zigarette ist nötig

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In diesem Themenschwerpunkt möchte ich eine Übersicht über die Gegner der E-Zigarette geben. Wie Sunzi bereits vor über 2500 Jahren schrieb: Kennst Du Deinen Gegner, brauchst Du 100 Schlachten nicht zu fürchten.

Im ersten Teil habe ich versucht, die Tabakindustrie und ihre Lobby Arbeit zu beleuchten. Im zweiten Teil die Pharmaindustrie und ihre Lobbyisten.

In diesem letzten Teil möchte ich den abschließenden Blick auf die Medien, die Politik und Social Media richten.

Die Medien

Häufig wird den Medien eine böse Absicht unterstellt. Nicht nur bei der E-Zigarette.
Doch auch hier funktioniert das Feindbild nicht so einfach.

Eine Gleichung kann nicht richtig sein, wenn man Teile weglässt.
Die Medien wollen nicht informieren. Sie wollen mit Information Geld verdienen. Das ist ein großer Unterschied.

Durch das Netz 2.0 geraten die Medien unter einen enormen Druck. Denn sie müssen Informationen nicht nur sehr schnell veröffentlichen, sie müssen sie schneller als andere veröffentlichen.
Das war schon vor dem Internet so. Doch damals ging es um Tage, heute geht es um Minuten.

Das hat zu einer Industrialisierung der Information geführt.
Immer weniger Verlagshäuser oder Medien können sich eigene Korrespondenten leisten. Geschweige denn Fachleute oder die Zeit um Themen investigativ zu recherchieren.
Stattdessen werden Meldungen von Presse Agenturen gekauft.

Auch das gab es vor dem Internet schon. Aber der Mechanismus hat sich verändert.
Es gibt das so genannte Agenturprivileg. Meldungen, die von Agenturen herausgegeben werden, müssen von den einzelnen Medien nicht mehr auf ihr Gehalt geprüft werden.

Das führt dazu, dass beispielsweise bei T-Online der Ströer Medien Meldungen veröffentlich werden, die niemals von einem Redakteur angefasst wurden. Vollautomatisiert. Selbst die Auswahl der Bilder erfolgt häufig durch Programme.

Hinzu kommt ein Faktor, der in der Öffentlichkeit wenig bewusst ist.
Es gibt nach wie vor freie Redakteure. Oder zumindest Journalisten, die außerhalb dieser Informationsindustrie arbeiten. Die manchmal eine völlig andere Sichtweise einnehmen oder selber zu einem Thema recherchieren.

Dadurch kann es durchaus passieren, dass ein Manfred Dworschak in einem Artikel die Vernetzung der Gegner der E-Zigarette im Spiegel zerlegt, während Spiegel Online zeitgleich eine Horrormeldung über eine neue wissenschaftliche Studie zur E-Zigarette veröffentlicht.

Mir sind nur wenige Verlagshäuser bekannt, deren Redaktionen der E-Zigarette ablehnend gegenüberstehen. Und selbst die haben bereits gute und vernünftige Berichte zu dem Thema publiziert.

Dieser Mechanismus schafft Freiräume.
Denn wie im ersten und vor allem zweiten Teil dieses Themenschwerpunktes dargelegt, sind die Gegner der E-Zigarette gut vernetzt. Und man unterstellt ihnen ein gewisses Maß an Glaubwürdigkeit.

Das wiederum bedeutet, dass natürlich ein ABNR, eine Bundesärztekammer oder ähnliche Interessenvertreter sehr leicht den Medien soufflieren können.
Kaum ein Journalist würde heutzutage noch eine Pressemitteilung eines solchen Absenders in Zweifel ziehen. Ja kaum einmal genauer prüfen.
Es ist also ein Leichtes für die Lobby der Gegner, eine Information an die geeigneten Stellen durchzustechen. Diese wird dann ohne Prüfung übernommen und veröffentlicht.

Aktuell war das sehr schön zu sehen an der Berichterstattung zur Studie des E-Zigaretten Gegners Glantz. Der erneut die Schädlichkeit der E-Zigarette durch hanebüchene Schlussfolgerungen aus einer Statistik herausgelesen haben will.
Der Korrespondent Marcus Schuler, ein eigentlich studierter Politikwissenschaftler in den USA, hat die Meldungen dort aufgegriffen und ungeprüft einen Bericht daraus gemacht. Der dann von der Tagesschau übernommen wurde. Mit kruden Überspitzungen, die sich nicht einmal in der eh schon fehlerhaften Studie finden ließen. („E-Zigaretten so schädlich wie Tabak“)
Offenbar hatte es dazu dann auch eine Pressemitteilung gegeben. Und nur wenige Stunden nachdem die Studie überhaupt veröffentlicht war, ging das vermeintliche Ergebnis hier durch alle Medien.
Nicht ein Medienschaffender hatte offenbar die Zeit, das Interesse oder die Fachkompetenz, die Behauptungen zu überprüfen. Die Quellenangabe entbindet von jeglicher Verantwortung.

In unserem Bild des Informationskrieges sind die Medien die Multiplikatoren, deren Klaviatur von der Propaganda Abteilung der Gesundheitsindustrie hervorragend bespielt wird.

Ein Lobbyist muss eigentlich nur eine Studie auswerten oder in Auftrag geben.
Die Erkenntnisse bereitet er medienwirksam auf. Ob dieses Ergebnis tatsächlich mit den Erkenntnissen übereinstimmt, ist unerheblich.
Abschließend lässt er eine Pressekonferenz geben und schickt eine Presseerklärung an eine große Agentur, beispielsweise die Deutsche Presseagentur.
Der Rest ergibt sich dann aus den Mechanismen.

Europäische Politik

Die europäische Politik hat zwar in der Wahrnehmung der Konsumenten, der Händler und Hersteller, einen nachhaltigen Stellenwert. Durch die Verabschiedung der Tabakproduktrichtlinie vor fünf Jahren.

Diese fast schon legendäre TPD reguliert den Handel mit der E-Zigarette.
Mit dabei sind so unsinnige Regulierungen wie eine sechs monatige Stillhaltefrist, die vor allem den Händlern zu schaffen macht. Oder die absurde Mengenbegrenzung auf 10ml für nikotinhaltige Liquids. Die im Endeffekt nichts zum Jugendschutz beiträgt, dafür aber Müllberge verursachen.

Doch so eingeschränkt wie zuvor befürchtet wurde die E-Zigarette dadurch nicht.
Im Gegenteil, die Regulierung gibt auch eine Sicherheit für den Handel, der nicht unterschätzt werden sollte.

Daher ist es auch eher emotional als faktisch begründet, wenn Konsumenten und Handel Ängste entwickeln.
Es ist am Straßburger und Brüsseler Horizont nicht absehbar, dass die E-Zigarette weiter eingeschränkt werden soll.

Doch das bedeutet nicht, dass dort keine Lobby Arbeit betrieben wird.
Beispielsweise steht auch weiterhin der Elefant der Besteuerung im Raum.

Im Informationskrieg selber ist die EU jedoch höchstens ein Nebenkriegsschauplatz.



Deutsche Politik

Die bundesdeutsche Politik orientiert sich nicht nur an der Politik der EU, sondern auch am Wählerwillen. Und der wird nun einmal eher von der öffentlichen Wahrnehmung als von Fakten bestimmt.

Zum Schluss war das sehr deutlich an der Diskussion um das Werbeverbot abzulesen.
Es besteht bereits ein Werbeverbot für E-Zigaretten und nikotinhaltige Liquids. Außer in den Bereichen der Außenwerbung und der Kinowerbung. Doch auch damit soll nun nach Berliner Willen Schluss sein.

Eine Auswirkung auf die Konsumenten oder den Handel wird das eher wenig haben.
Getroffen werden dadurch eher Firmen wie Reemtsma. Die massiv über Instagram und Festival Kampagnen ihre blu vor allem gegenüber einem eher jungen Publikum kommunizieren und dafür sicher Millionen investiert haben.
Doch genau diese Kommunikation ist es ja, die die Wahrnehmung in Politik und Öffentlichkeit prägen, die E-Zigarette sei nur ein Marketing Trick der Tabakkonzerne.

Ärgerlich hingegen ist, dass die E-Zigarette wieder mit der Tabakzigarette in einen Topf geworfen wurde.
Zumindest die unterschiedlichen Fristen zur Umsetzung zeigen aber, dass die geringere Schädlichkeit auch in Berlin so langsam verstanden zu werden scheint.

Was kein Einlenken bedeutet. Denn das muss noch lange keine Einsicht bedeuten.
So erklärte die neue Drogenbeauftragte Daniela Ludwig kurz vor Weihnachten in einem Interview mit der Welt, die E-Zigarette sei weniger schädlich. Nur zwei Fragen später sagte sie, die unterschiedliche Behandlung der E-Zigarette und der Tabakzigarette sei „schwer zu erklären“.

Auch Gerüchte zu einer Besteuerung der E-Zigarette werden in Berlin herumgereicht.
Doch auch die ersten Stimmen werden laut, das geringere Schadenspotential müsse sich in der Besteuerung niederschlagen.
Es gibt natürlich jene, die sich immer wieder den Jugendschutz auf die Fahne schreiben. Und kein Politiker würde sich trauen, gegen den Jugendschutz die Stimme zu erheben.

Man muss davon ausgehen, dass die Besteuerung in Berlin in diesem Jahr die Lobby Arbeit für die E-Zigarette in Berlin bestimmen wird.
Harte Einschnitte, die die E-Zigarette einschränken, sind jedoch eher nicht zu erwarten.

Social Media

Die E-Zigarette ist eine Grassroot Bewegung. Sie ist groß geworden in einem peer to peer Netzwerk. Konsumenten haben sich untereinander geholfen, haben experimentiert und informiert.
Deshalb ist die Kommunikation über die sozialen Medien für die E-Zigarette eminent wichtig.

Hinzu kommt, dass die E-Zigarette viele Aspekte vereint, für die Menschen sich interessieren könnten. Es geht weit über den Faktor Gesundheit und Substitution hinaus.
Die Elektronik der Akkuträger kann genauso begeistern wie das eigene Wickeln der Heizdrähte. Das Mischen der Liquids ebenso wie das kreieren neuer Aromen. Dampfen kann ein Hobby sein.

Doch die meisten, die sich für diese Faktoren interessieren, dürften bereits umgestiegen sein. Und nach fünf oder zehn Jahren gibt es da sicherlich auch weniger zu diskutieren.
Deshalb findet auch bei den Konsumenten eine Wandel statt. Immer mehr Menschen ersetzen mit der E-Zigarette lediglich ihre Tabakzigarette. Häufig durch einfache Systeme der ersten und zweiten Generation.
Daher nimmt auch das Interesse an Foren oder Reviews stetig ab.

Reemtsma wirbt auf Instagram mit Influenzern, Zielgruppe deutlich unter 25.

Natürlich muss es auch weiterhin die Möglichkeit für Konsumenten geben, sich zeitgemäß über neue Produkte oder Grundlagen zu informieren. Immerhin geht es ja auch um den Umstieg von einer Konsumdroge mit hohem Suchtpotential. Und die E-Zigarette ist nun einmal vielfältig, anders als die genormte Massenware Tabakzigarette.

Dem läuft die aktuelle Politik in den USA entgegen.
Denn die großen Plattformen wie YouTube und Facebook sind US amerikanische Unternehmen. Und die richten sich natürlich erst einmal nach den Vorgängen in den USA. Dort gibt es eine sehr starke Front der Jugendschützer und Moralapostel, die die Macht hat, die Politik vor sich herzutreiben.

So hat Facebook mit seinem Ableger Instagram im vergangenen Jahr nicht nur die Werbung für E-Zigaretten verboten. Sondern auch den privaten Handel. Viele Gruppen wurden geschlossen, die sich in dieser Nische eingerichtet hatten.

Und inzwischen ist Googel mit seinem Ableger einen Schritt weiter gegangen. YouTube unterbindet die „Anpreisung“ von Inhalten mit E-Zigaretten. Also nicht nur die Promotion von Produkten, sondern der E-Zigarette allgemein.
Die genauen Regelungen sind jedoch, typisch amerikanisch, sehr schwammig formuliert. Hinzu kommt, dass die Videos natürlich von Robotern geprüft werden. Und die sperren Videos, selbst wenn sie nach Ansicht der Macher und Zuschauer nicht gegen die Gemeinschaftsregeln verstoßen.
Das erscheint vielen willkürlich. Der Protest dürfte jedoch lediglich zu einer noch strikteren Umsetzung führen.

Erschwerend wird spätestens September der neue Medienstaatsvertrag kommen.
Bisher nutzten die Reviewer eine Grauzone. Man hätte ihnen nachweisen müssen, dass sie für das Einstellen eines Affiliate Links Geld erhalten. Das wird mit dem Medienstaatsvertrag dann ausgeschlossen werden, wie vieles andere auch.
Ein Reviewer wird dann juristisch auf einen ähnlichen Boden gestellt werden wie auch Fernsehsender.

Das wird im kommenden Jahr zumindest für die meisten Konsumenten der neue Frontverlauf sein.
Viele YouTuber, Reviewer uns Streamer versuchen sich derzeit neu zu orientieren.

Die Social Media Plattformen müssen im Informationskrieg klar den Gegnern zugeordnet werden. Selbst wenn sie in diesem Mehrfrontenkrieg aus ganz anderen Motivationen heraus handeln.

Die Strategie des Krieges

Durch den Wandel zur Informationsgesellschaft sind die Menschen einer immer größeren Flut von Informationen ausgesetzt.
Das führt aber dazu, dass die Informationen immer oberflächlicher werden. Der Mensch hat nur begrenzte Aufnahmekapazitäten.

Wir verstehen nicht, warum Menschen über das Mittelmeer flüchten, wenn wir nicht verstehen, was in Afrika und Libyen vor sich geht. Wir verstehen nicht, was es mit dem Klimawandel auf sich hat, wenn wir uns nicht aus objektiven Quellen darüber informieren. Wir verstehen nicht, was den Brexit verursacht hat und welche Folgen er haben wird, wenn wir uns nicht mit der britischen Realität auseinandersetzen.

Das erzeugt bei vielen Menschen das Gefühl ausgeliefert zu sein. Es fördert die Sehnsucht nach einfachen Lösungen für komplexe Probleme. Es macht Angst. Und Angst macht aggressiv.
Es führt zu einer Emotionalisierung in der Gesellschaft. Selbst wenn die gleichen Themen uns vor zwanzig Jahren vergleichsweise kalt gelassen hätten.

Man kann nur effektiv und sinnvoll etwas gegen vermeintliche Missstände unternehmen, wenn man nüchtern und faktisch damit umgeht.
Im Informationskrieg um die E-Zigarette ist es nicht hilfreich, wenn Politikern Realitätsferne vorgeworfen wird, man auf „die da oben“ schimpft oder verschwörungstheoretisch alles auf einen vermeintlichen Feind konzentriert.

Die E-Zigarette hat die besten Argumente im Gepäck. Sie muss es nur schaffen, diese auch anzubringen. Denn das ist bei weitem nicht so einfach, wie viele es sich offenbar vorstellen.
Es ist ein Informationskrieg an vielen Fronten. Und alle Kriegsparteien haben sehr eigene Motivationen und Interessen.
Auch, wenn das dann den Schaden und das Leben von Millionen Menschen kosten könnte.

Die Mehrheit verfolgt aber ganz eigene Ziele und ist durch ganz andere Argumente zugänglich.
Das ist wichtig zu verstehen.

Deshalb muss die Hauptaufgabe der E-Zigarette und ihrer Fürsprecher darin bestehen, die Öffentlichkeit zu informieren und aufzuklären.
Erst wenn die Erkenntnis tiefer in das öffentliche Bewusstsein gelangt ist, dass die E-Zigarette Leben retten kann, werden andere folgen.
Die Medien werden hinterfragen, was sie veröffentlichen. Und die Politik wird sich opportunistisch ausrichten, wenn der Wind sich dreht. Dann haben auch die Lobbyisten es nicht mehr so leicht.

Das muss die Strategie in diesem Krieg der Information und der Deutungshoheit sein.
Und dieser Krieg wird im Nachhinein betrachtet überhaupt erst in diesem Jahrzehnt stattgefunden haben. Dieses Jahrzehnt, das heute angefangen hat.
Das Jahrzehnt, in dem wir die Weichen stellen können. Wir können darüber entscheiden, ob weiterhin Millionen Menschen an den Folgen des Tabaks sterben.

Der Krieg ist nicht verloren. Er hat gerade erst angefangen.


Informationskrieg Teil 1: Die Tabakindustrie und ihre Lobby
Informationskrieg Teil 2: Die Pharmaindustrie, die Gesundheitsindustrie und ihre Lobby
Informationskrieg Teil 3: Die Medien, die Politik und Social Media


Fake News in der Tagesschau: https://www.vapers.guru/2019/12/17/e-zigarette-schaedlich-wie-tabak-offener-brief-an-die-tagesschau/
Falsche Darstellung durch die Ärztezeitung: https://www.vapers.guru/2019/12/09/dkfz-fordert-hohe-steuer-auf-e-zigaretten-wirklich/

Profiteure der Angst – Teil 1: Die Konspiration gegen die E-Zigarette

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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