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Gekaufte Wissenschaft: E-Zigaretten verursachen Herzrhythmusstörungen

Eine Studie für Dummies erklärt

Ein Team der Universität Louisville in Kentucky, USA, will nachgewiesen haben, dass E-Zigaretten zu Herzrhythmusstörungen führen.

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Ja ja, ich weiß schon. Wieder so ein strunzlangweiliger Bericht über irgendeine Studie (PDF, Guru-Server, 1,72MB).
Es ist nach Jahren der so genannten Kokelstudien ermüdend. Denn es kommt eh immer das Gleiche dabei heraus. Mir macht das ja auch keinen Spaß. Da müssen wir alle jetzt irgendwie durch.

Normalerweise müsste ich sachlich berichten, wer was wann wo wie erforscht hat. Und wer das ganze bezahlt hat. Und was dabei herausgekommen ist.
Dann müsste ich gucken, wo die Schlussfolgerung falsch ist. Und im letzten Absatz könnte ich dann kommentieren, was ich von dem Unfug halte.

Das ist nicht nur langweilig. Keine Sau mag wissenschaftliche Fachbegriffe. Außer Wissenschaftler.
Es verschleiert auch den eigentlichen Skandal solcher Studien: dass häufig fundamentale wissenschaftliche Grundlagen ignoriert werden. Denn solche Studien sind im Grunde nicht ergebnisoffen. Es wird nicht geguckt, ob etwas schädlich ist. Sondern es wird von vorn herein ein Nachweis für eine Schädlichkeit – und sei sie noch so gering – gesucht.

Also drehen wir das ganze um.
Ich berichte nicht, ich kommentiere. (Sachliche Berichte findet Ihr in den Nachrichten.)

Ich erkläre chronologisch, wie man zu den Studienergebnissen gekommen ist.
Nur etwas machen wir anders: Gehen wir in einem Gedankenexperiment davon aus, dass von vorn herein auf Biegen und Brechen eine Schädlichkeit gefunden werden sollte. Nehmen wir es einfach mal an. Nur für den Moment.

Man kennt sich, man grüßt sich

Dr. Alex P. Carll, Assistenzprofessor an der Universität von Louisville, hat ein Labor. Und da beschäftigt er sich unter anderem damit, welche Auswirkungen Luftverschmutzungen auf den Kreislauf haben.

Vielleicht hatte er selber die tolle Idee: Warum nicht einmal messen, wie der Dampf von E-Zigaretten sich auf das Herz-Kreislauf-System auswirkt?
Vielleicht ist er auch gar nicht selber auf die Idee gekommen. Sondern die Medikamenten-Behörde FDA oder das National Institutes of Health haben einen Wissenschaftler gesucht, um eine Schädlichkeit wissenschaftlich nachzuweisen.

Die getestete blu.

Auf jeden Fall kamen die irgendwie zusammen. Die FDA und das NIH – beide hart durch die Pharma-Lobby beeinflusst und generell gegen die E-Zigarette – haben Dr. Carll eine Studie bezahlt. Das ist für Wissenschaftler immer wichtig: umso mehr Studien man veröffentlicht, umso größer das Ansehen. Das macht sich gut im Lebenslauf, selbst wenn die Studien der letzte Mist waren. Wer es nicht glaubt, kann sich die Liste der Ig-Nobelpreisträger durchlesen. Da sieht man, welcher Unfug teilweise erforscht wird.
Die American Heart Association – der vielleicht größte Gegner der E-Zigarette in den USA – hat auch noch etwas in den Topf geworfen. Die haben genug von der Pharmaindustrie.

Die Finanzierung war also safe. Das Team um Dr. Carll konnte loslegen.
Ich würde nicht soweit gehen zu sagen, dass das Ergebnis der Studie gekauft war. Aber vermutlich war das Ergebnis der Studie gekauft.

Alte Geräte für neuen Dampf

Die „Mistic“ aus der Studie.

Als erstes braucht man also Dampf.
Da Dr. Carll sich nicht mit E-Zigaretten auskennt, hat er aus den tausenden E-Zigaretten einfach zwei herausgepickt.

Einmal die „blu PLUS+“, die seit etwa 2016 am Markt ist. Und einmal die „Mistic“ eines kanadischen Herstellers. (Steht in der Studie aber erst weiter unten.)
Beide Modelle sind mir auch nach Jahren in diesem Fachbereich vollkommen unbekannt. Was wohl daran liegt, dass sie zumindest am europäischen Markt keine Rolle spielen. Falls sie hier überhaupt verkauft werden.
Das dürfte auch daran liegen, dass diese Arten von völlig überholten E-Zigaretten dazu neigen zu „kokeln“, weil zu wenig Liquid nachfließt.

Ein klein wenig technischer Hintergrund ist nötig, sorry.



Das Kokeln in der Kokelstudie

Diese Arten von E-Zigaretten haben keine große Leistung. Es kommt nichts heraus. Also entweder der Konsument bleibt unbefriedigt, greift wieder zum Tabak oder er zieht daran, als wenn er ein Golfball durch einen Gartenschlauch saugt.
Letzteres führt aber dazu, dass der Nachfluss des Liquids zum Heizwendel abreißt. Was zum Verglimmen der Watte und des Drahtes führt und somit Schadstoffe produziert. Das inhaliert aber niemand, weil es zu einem Hustenanfall führt. Als stünde man in einer brennenden Textilfabrik. Man nennt das einen „Dry Hit“.

Es gibt aber keine normierten Vorgehensweisen für die Gewinnung von Dampf aus E-Zigaretten für solche Studien. Eben weil es tausende verschiedene E-Zigaretten und Liquids gibt. Für Studien mit Tabakzigaretten gibt es extra genormte Zigaretten, die sehr viel Geld kosten. („1R6F Kentucky reference cigarette”)

Für Wissenschaftler haben solche Produkte einen großen Vorteil: Sie können in die so genannten Smoking Machines gespannt werden. In diesem Fall wurde eine flexiWare6, inExpose, SCIREQ aus Montreal in Kanada verwendet. (Steht in der Studie aber auch erst weiter unten.)

Die für die Studie verwendete Smoking Machine.

Durch das Format und die Funktionsweise dieser so genannten „cig-a-likes“ („Zigarettenartigen“, Format ähnlich einer Tabakzigarette, mit Zugautomatik) passen diese Dinger in die Maschinen, die eigentlich für Tabakzigaretten vorgesehen sind.
So können sie in die Studie schreiben, sie hätten die Standards erfüllt. („International Standard of Organization; protocols for cigarettes“)

Dem aufmerksamen Leser wird bereits das nächste Problem auffallen:
Tabakzigaretten verbrennen Tabak. Es ist ihnen ziemlich egal, wie fest oder schnell man an ihnen zieht.
An E-Zigaretten zieht man jedoch viel leichter und länger. Denn zieht man zu fest, kann es zu dem erklärten Dry Hit kommen.
Einer Maschine merkt das nicht.

Doch genau das haben die Wissenschaftler getan.

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Joey Hoffmann

Begründer und inhaltlich Verantwortlicher bei vapers.guru
Freier Redakteur, zuvor angestellter und selbstständiger Marketingberater und Mediengestalter, Fachbereich Facebook und Wordpress. Mitglied des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes.

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