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Liquids von Tom Klark

Kaum ein anderer Markenname wird bei Dampfern mit so viel Ehrfurcht ausgesprochen wie dieser und löst trotzdem kontroverse Diskussionen aus.
Die Marke Tom Klark wurde 2014 von Bidzina Kanchaveli in Berlin ins Leben gerufen.
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Kanchaveli, selbst damals starker Raucher, war beim Umstieg auf das Dampfen nie so wirklich mit den damals auf dem Markt erhältlichen Liquids zufrieden und hat begonnen selbst zu experimentieren.

Mittlerweile ist die Tom Klark‘s Liquidserie in acht unterschiedlichen Geschmäckern in vielen Dampfshops aber auch in mehr und mehr Tankstellen erhältlich.
Eigentlich sind es sieben Liquids. Das achte („Christmas“) ist nur in einem schmalen Zeitfenster in der Weihnachtszeit erhältlich und stand daher zum Test nicht zur Verfügung.

„Tom Klark’s Premium Liquids unterscheiden sich von anderen Liquids durch die komplexe Kombination aus bis zu 12 unterschiedlichen Aromen und seiner präzisen Zusammensetzung, die weniger als nur 2% im Liquid ausmachen. Durch den geringen Aromenanteil sind die schädlichen Stoffe im Liquid auf ein Minimum reduziert. Für manche wirkt das Liquid am Anfang recht mild, jedoch nach ein paar Tagen beginnen die Geschmacksnerven sich zu verfeinern und man beginnt mit der Zeit mehr und mehr die unterschiedlichen Nuancen des Liquids herauszuschmecken und zu entdecken. Der Geschmack ist nahezu undefinierbar und lässt immer etwas Neues entdecken. Am wichtigsten ist, dass man dem Liquid Zeit gibt und den Zugang dazu findet.“

Marketing oder mehr?

Ist diese Formulierung ein Marketing-Geniestreich, oder steckt mehr dahinter?

Zuerst einmal ist es mutig mit eigentlich negativ behafteten Formulierungen die Liquids zu bewerben. Geringer Aromenanteil, zu mild, undefinierbarer Geschmack, das Liquid benötigt Zeit… all dies sind Eigenschaften, die normalerweise kein Dampfer haben möchte.

Man sucht sich seine bevorzugte Geschmacksrichtung und erwartet, dass diese möglichst authentisch getroffen wird – mit dieser Erwartung wird wohl fast jeder seine Liquids auswählen. Warum soll man sich also ein Liquid kaufen, von dem man gar nicht so richtig weiß wie es schmeckt und welches erst nach etlichen Tankfüllungen oder sogar Tagen seinen Charakter offenbart?
Zudem sollen die Tom Klark’s bei unterschiedlicher Wattzahl, in unterschiedlichen Verdampfern und unterschiedlichen Temperaturen einen jeweils anderen Geschmack haben.

Unterschiedliche Abfüllungen zu haben

Soviel vorweg: Der Tom Klark-Test war mit Abstand das zeitintensivste Review.

Probier Set Tom Klark's
Auch als Probier Set zu haben: Alle Geschmacksrichtungen auf einmal. (Foto: Tom Klark)

Die Liquids sind wahlweise von 10ml bis hin zu Litergebinden in verschiedenen Größen und Nikotinstärken erhältlich.
Die größeren Glasflaschen sind schön und repräsentativ, aber etwas unpraktisch beim Befüllen. Wirklich durchdacht ist das übliche PET Shotsystem, wobei man die Dosierspitze abschrauben kann und die Shots tropffrei einfüllen kann. Auch Probiersets mit 4 oder allen sieben Liquids in jeweils 10ml sind erhältlich.

Die Liquid bestehen aus 70% DAB VG und 30% PG mit USP (Pharma) Qualität. Die Aromen kommen ohne Farbstoffe und ohne Konservierungsstoffe aus.

Sawyer Klassik

„Das Sawyer Klassik ist das erste und somit originale Liquid, das von Tom Klark entwickelt wurde. Es ist ein Dauerdampf-Liquid und besteht aus zwölf verschiedenen Aromen, so wie aus unterschiedlichen Basen, die für das Tom Sawyer Klassik optimiert und hergestellt wurden. Das macht den Geschmack vom Sawyer Klassik aus.“

Beim Öffnen der Flasche und beim Einfüllen ist das Liquid relativ geruchsneutral. Es riecht nur leicht nach Leder und Frucht. Hier ist keine direkte Assoziation zu dem eigentlichen Aroma gegeben.

Auf der Zunge dominiert Waldmeister, aber in einer dunklen, schweren Note.
Hinzu kommt in Rachen und Nase etwas, das mit feuchtem Rindenmulch am ehesten zu beschreiben ist. Bei M2L sowie generell bei niedriger Leistung tritt der Waldmeister mehr in den Vordergrund, bei höherer Leistung schmeckt es schwerer und die Holznote wird dominanter.

Das Geschmackserlebnis bleibt auch nach etlichen Tankfüllungen stabil – ich würde es eher als durchschnittliches Waldmeister-Liquid mit Nebengeschmack klassifizieren.
Ich kann beim besten Willen keine zwölf Aromen herausschmecken oder erahnen und werde dieses Geschmacks relativ schnell überdrüssig.

Sawyer Frucht

„Das Sawyer Frucht Liquid ist das Zweite Liquid, das Tom Klark für die Sawyer-Serie entwickelt hat. Es basiert auf dem original Sawyer Klassik Rezept, enthält jedoch einige andere Aromen, die ihm eine eigene, ganz neue Geschmacksrichtung und Vielfalt geben. Es ist vom Charakter heller und hat eine süßere, bunte und fruchtige Note.“

Hier ist der Geruch bereits intensiver.
Es riecht ein bisschen wie Ahoi-Brause Cola. Geschmacklich ist eine Ähnlichkeit zum „Klassik“ bemerkbar, das schwere, holzige wurde aber durch ein frisch-fruchtiges Aroma ersetzt. Trotzdem ist es nicht süß oder kühl, sondern eher nussig. Waldmeister-Fruchtnuss trifft es schon recht gut.

Angenehm weich und rund, ohne eine klare Geschmacksrichtung abzugeben. Beim Ausatmen ein fein herber Beigeschmack. Es ist keine klare Dominanz erkennbar – und das stört mich bei den Sawyer-Liquids einfach.
Als Selbstmischer würde ich einfach den gewünschten Dominanzgeschmack 2% höher dosieren.

Sawyer Rauchig

„Das Rauchig ist das dritte Liquid, das Tom Klark entwickelt hat. Das besondere an „Rauchig“ ist die neue Basenmischung, die nur für dieses Liquid hergestellt wird: Speziell für die Herstellung von diesem Liquid wird die Base vorher gereift, wodurch der einzigartige, dunkle Charakter und die holzig, rauchige Note entsteht.“

Ich weiß zwar nicht, wie karamellisierter Ahornsirup schmeckt – aber ich vermute, es ist recht nah an diesem Liquidgeschmack.

Tom Klark Sawyer Reihe
Die Sawyer Reihe (Foto: Tom Klark)

Rauchig ist das erste der Tom Klark’s Kreationen, wo ich zwei definierte Geschmäcker habe:
Zum einen eine schwere Süße nach Ahorn- oder Zuckerrübensirup, dazu eine leicht kratzige Rauchnote. Der Geschmack ist auch etwas voller und voluminöser, unabhängig vom verwendeten Verdampfer oder Leistung. Nach mehrmaligem Ziehen bleibt eine fast salzige Note auf der Zunge zurück.
Ich würde sogar eher eine Backendampf-Empfehlung abgeben.

Sawyer Dessert

„Mit Tom Klark’s Dessert ist die Sawyer-Serie vollständig. Es ist das letzte Liquid, das Tom Klark für seine Sawyer-Serie entwickelt hat. Wie bei all seinen Liquids ist es auch hier fast unmöglich den Geschmack des Liquids in eine Schublade einzuordnen, doch das Wort „Dessert“ beschreibt es am besten.“

Hier schmeckt man kuchige Schokolade mit einer Fruchtnote wobei sich keine der Richtungen in den Vordergrund drängt.

Wie bei allen Sawyer-Liquids ist es ein voller, weicher Dampf. Eine gewisse Nähe zu „Klassik“ und „Frucht“ ist unverkennbar.




Auch hier wäre mir ein Bekenntnis zu einer Geschmacksrichtung lieber gewesen – so kommt mir die Gesamtkomposition zu lasch rüber. Das ändert sich auch nicht, wenn ich (nach Herstellerempfehlung) dem Liquid Zeit gebe und wieder und wieder versuche dem Liquid sein Geheimnis zu entlocken.
Egal ob niedrige oder hohe Leistung, M2T oder D2L… es ändert sich zwar das Geschmackserlebnis, der Gesamteindruck bleibt trotz Allem.
Kuchige, schwere Süße mit Frucht, aber ohne Kick.

Tom Klark´s Love

„Love ist frisch, leicht, ausgewogen und hat einen ganz eigenen neuen Charakter. Es ist fruchtig mit einem Hauch reifer Beeren, es erinnert an selbst gemachte Limonade, frisch gepflückte Erdbeeren und dunkle Weinreben. Gleichzeitig ist es fein cremig, mit einer leichten Note Schokolade, die das Liquid abrundet.“

Der erste Eindruck ist positiv, frisch-fruchtig mit Kräutern. Ein leichtes Kitzeln auf der Zungenspitze, kräftig in der Nase, trotzdem sehr weich.

Nach Beere – ja, aber wieder nicht erkennbar ob Erdbeere oder Heidelbeere oder Brombeere. Love schmeckt nach Beerenmix in Almdudler. Das Geschmackserlebnis flacht nach ein paar Zügen leider ab.

Der erste Zug ist wie ein kühles Getränk an einem Sommertag – lecker, mit Lust auf mehr. Danach wird die Gier mit jedem Zug weniger. Sehr schade.
Für mich ein Liquid was ich mit Genuss eine halbe Tankfüllung genieße, auch immer wieder mal zwischendurch, dann brauche ich aber etwas anderes.

Tom Klark´s Opium

„Tom Klark´s Opium ist anders als alles, was man bisher kennt. Sein Geschmacksspektrum ist in sich so stimmig und ausgewogen, dass es genau das bewirkt, was man mit dem Namen Opium assoziiert: schon beim ersten Zug überkommt einen ein ruhiges und entspannendes Gefühl. Sein Charakter ist dunkel, erdig und natürlich. Es erinnert an edlen Whiskey und an das Lodern des Feuers vom Kamin.“

ZACK… es geht doch. Sofort der erste Zug ist präsent und ausgeprägt.
Wacholderschnaps – ohne die typische Strenge und Härte.

Man riecht und schmeckt die Wacholderbeeren gepaart mit warmen Nadelwald.
Dieser Eindruck entsteht im gesamten Mund-und Rachenbereich, beim Ausatmen durch die Nase mit leichtem, rauchigen Zusatz.
Opium hat mir wirklich Freude gemacht, egal mit welchem Setup und Leistung.

Bei niedriger Leistung ist die Beere etwas mehr im Vordergrund, bei hoher Leistung das tannige und rauchige Aroma, aber nie überdosiert. Nach einiger Zeit kommt eine Nuance Limette mit hinzu. Der Grundgeschmack ist dabei immer kräftig und würzig ohne unangenehmen Nachgeschmack.

Interessanterweise erinnert mich der rauchige Geschmack an die Schlosserei aus meiner Ausbildungszeit, nach Elektroschweißen gepaart mit Schmiermittel.

Tom Klark´s Dark Menthol

„Mit Dark Menthol hat Tom Klark ein Liquid entwickelt, das unbekannte Dimensionen eröffnet und weit mehr ist als nur lecker und abgerundet. Damit stellt Tom Klark eine neue Funktion des Liquids vor, denn hier präsentiert sich eine besondere Richtung von Menthol Liquid, sowohl für „Mentholiker“ als auch für „Nicht-Mentholiker“. Bei höheren Temperaturen verringert sich das Menthol langsam und es kommen mehr und mehr andere Geschmäcker und Nuancen zum Vorschein. Sie sind geheimnisvoll, kräftig und dennoch vertraut, weich und feinfühlig. Niedrige Temperaturen hingegen intensivieren das Menthol und geben ihm die Kühle, die es braucht um sich zu entfalten.“

Interessant. Der Geruch des Liquids erinnert an After Eight, beträufelt mit ätherischem Öl.
Den Geschmack kann man beim ersten Zug überhaupt nicht zuordnen – Kräuter auf der Zunge, Menthol-Minze im Rachen, Tannennadeln in der Nase.

Nach einigen Zügen kommen zusätzliche Eindrücke hinzu – mal schokoladig, mal zitronig. Dark Menthol schmeckt immer – und ich meine immer – angenehm. Egal welches Setup, egal welche Leistung oder Einstellung.
Kein Eindruck ist ZU dominant oder störend. Leider ist es nicht wirklich reproduzierbar. Ich habe mehrere Seiten mit Blindtesttabellen erstellt, die Eindrücke sind bei absolut identischen Ausgangswerten am nächsten Tag unterschiedlich.

Ein Bekannter (danke an Hans Jörg) beschreibt es so:

„Bei 12 Watt entwickelt sich im Dampf ein Fichtennadelduft, es schmeckt „waldig“, eine leicht herbe Note, frisch, aber nicht „mentholig“, sommerlicher Tannenwald im Sonnenschein, nachdem es kurz zuvor geregnet hat, keine Süße. Der Duft eines frischen Saunaaufgusses zieht beim Ausatmen durch die Nase, alpenfrische Gebirgs- und Waldluft, ähnlich dem Duft der Latschenkiefern.

Wenn ich am Mundstück nach dem Dampfe schnuppere, dann atme ich automatisch noch einmal tief ein.
Bei 13 Watt verspüre ich eine intensive Frische und diverse Kräuterpflanzen werden assoziiert mit der Minze. Als ob ich mit der Hand durch eine Rosmarinpflanze streife und dann an der Hand schnuppere. Eine Winzigkeit Lavendel, eine Spur von Thymian und eine Andeutung von Basilikum.

Ich komme mir gerade vor wie der Zwerg Nase im Märchen auf der Suche nach dem Kraut „Niesmitlust“.
Bei Erwärmung des Verdampfers nach längerem Dampfen kommt eine natürliche Milde zum Vorschein, jedoch keine aufdringliche Süße.

Mit 14 Watt ist die Frische beständig, alles wirkt ein wenig intensiver und bleibt dennoch leicht bekömmlich. Ein Duft von Morgentau im Wald mit einem weichen Kräutergeschmack betört Zunge und Nasenflügel. Bei 14,5 Watt verspüre ich einen Anflug von Anis. Ein zarter Duft von den Blüten einer Zitruspflanze gesellt sich dazu. Nach einem Kaffee mit einem Schuss Milch taucht plötzlich eine leichte Süße auf.

Bei 15 Watt kommt – vielleicht wegen des Kaffees? – eine verführerische Erinnerung an After Eight hoch, eine fruchtige Minze mit der Spur einer leicht herben Schokolade.
Bei 15,5 Watt schmecke ich eine kräuterartige und zugleich fruchtige Frische mit einem Duft von Blüten, wobei die Kräuter weiter im Hintergrund nachklingen.
16 Watt: Da ist etwas unbeschreiblich Schönes, das mich an das Ende des Films 2001: Odyssee im Weltraum erinnert.“

Diesen Eindruck kann ich bestätigen. Ändert man eine Kleinigkeit an Randbedingungen, ändert sich der Sinneseindruck.
Isst man vorher einen Apfel, hat man einen anderen Liquidgeschmack als wenn man ein Glas Milch trinkt.
Daher ist die Geschmacksbeschreibung im wahrsten Sinne Sisyphos-Arbeit. Glaubt man eine Tendenz oder Regelmäßigkeit festzustellen, wird sie am nächsten Tag wieder zunichte gemacht. Lediglich die Grundrichtung des ausgewogenen Kräuter-Menthol ist ständig präsent.

Ich will dampfen und nicht auf die Meta Ebene

Tom Klark Liquids sind schon etwas Außergewöhnliches.
Durch die gesamte Produktpalette ist eine Weiterentwicklung nachzuvollziehen. Das Klassik ist die Ausgangsbasis für die Sawyer-Serie, welche dann um die Stilrichtungen Frucht, Rauch und Dessert erweitert wurden.

Ich finde die Serie recht nichtssagend im Geschmack, eher so wie ein Politiker: „bloss nicht irgendwo anecken oder klare Kante beziehen“.
Dieser Effekt ist bei „Love“ schon etwas besser geworden.

Das Opium ist komplett anders ausgerichtet. Das Liquid hat eine klare Ansage. Entweder es gefällt, oder eben nicht. Kompromisslos und ehrlich.
Dark Menthol ist entweder ein Geniestreich oder ein Psychoprojekt.

Man wird kaum daran vorbei kommen Tom Klark‘s einmal zu probieren und selbst zu entscheiden. Entweder ist man begeistert, oder eben nicht.
Wirklich amüsant finde ich die Vielzahl an Bemerkungen von Dampfern „du musst dich auf das Liquid einlassen – das kann Wochen dauern bis du Zugang dazu findest“. Das dürfte die bisherige Krönung eines gut gemachten Marketings im Dampfersektor sein.

Sorry, ich will dampfen. Und nicht mit zwei Litern Liquid im Keller einsperren um mich auf eine Meta-Ebene damit zu begeben.


Barttrimmer oder Dampfe: https://www.vapers.guru/2018/07/26/exceed-edge-von-joyetech/
Die Liquids von Vaporist: https://www.vapers.guru/2018/05/29/liquids-von-vaporist/

Die VOX von Lynden

Liquids von Tom Klark

0.00
8.5

Geschmack

7.5/10

Preis/Leistung

8.0/10

Individualität

10.0/10

Pros

  • Einzigartige Geschmäcker - Unikate
  • Sehr gut ausgewogen
  • M2L tauglich
  • Individuelle Gebindegrößen

Cons

  • Polarisierndes Geschmackskonzept
  • Teilweise lasch
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Timo Manges

Freier Redakteur bei vapers.guru
Betriebsleiter im Sicherheits-Großhandel. Freizeit-Schreiberling in einigen Blogs und Foren verschiedenster Fachrichtungen. Dampfer seit 2015.

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