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Brunhilde von Vapefly

Deutsche Dampfer entwerfen chinesischen Verdampfer

Der Release der Brunhilde im Februar 2019 wird etwas Besonderes. Entstanden ist der Top Coil Verdampfer in Zusammenarbeit mit den German 103 und Dampfwolke7. Die Erwartungen sind hoch und die Brunhilde ist bereits vor Erscheinen bei vielen Händlern ausverkauft.
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Die Firma Vapefly wurde 2017 gegründet und machte sich recht schnell einen Namen in der Branche.

Erste Gehversuche wurden mit dem Fantasy Tank unternommen. Ein Fertigcoiler, welcher in die gleiche Kerbe schlug wie seinerzeit der TFV12 von Smok. Interessant an diesem Tank war, dass sowohl die Coils des Smok TFV12 als auch, mit einem Adapter, die des Aspire Cleito 120 passten. Der Tank war also für die übergreifende Nutzung anderer Coils entwickelt worden. Ein großer Erfolg war er nicht.

Mittlerweile hat Vapefly jedoch mehrere sehr erfolgreiche Verdampfer am Markt. Darunter der Galaxies MTL RTA und der Pixie RDA.

Womit der Firma jedoch ein echter Coup gelingen könnte, ist die Brunhilde.

Die German 103

Vor etwa acht Monaten hatte der bekannte Youtuber Martin Hartkopf aka. Dampfwolke7 die Idee, einen Verdampfer in Zusammenarbeit mit seiner Community zu entwickeln.
Glücklicherweise fielen dabei Idee und Zufall zusammen und ergänzen sich hervorragend: In der Zeit, als die Idee Gestalt annahm, schrieb die Firma Vapefly Dampfwolke7 an und fragte nach, ob er sich eine Zusammenarbeit zur Entwicklung eines Verdampfers vorstellen könnte. Die Weichen waren gestellt und die Idee konnte Wirklichkeit werden.

Martin Hartkopf Dampfwolke7
Martin Hartkopf aka. Dampfwolke7

Zur Realisierung wurde die Facebook Gruppe „German 100“ gegründet und Hartkopf bewarb seine Idee drei Wochen lang mit Videos und präsentierte sie einer breiten Masse.
Wer Interesse hatte konnte der Gruppe beitreten und sich einbringen. Geplant waren ursprünglich 100 Mitglieder, worauf der Name hindeutet, jedoch gab es kurzfristige Kommunikationsschwierigkeiten mit einem Administrator. So waren es letzten Endes 103 Personen und der Thinktank namens „German 103“ konnte seine Arbeit beginnen.

Innerhalb der Gruppe wurden sehr viele Ideen präsentiert und wieder verworfen. Entscheidungen wurden in einer Art direkten Demokratie getroffen. Es wurde gezeichnet, diskutiert und gefachsimpelt.
Oft gab es auch sehr emotionale Diskussionen, denn einen Verdampfer zu konzeptionieren ist nicht so einfach, wie sich das manche der Mitglieder dachten. Jede noch so kleine Änderung musste gezeichnet, abgesprochen und dann an Vapefly weitergereicht werden. Dort wurden die Ideen dann über eine Software digitalisiert und die so entstandenen Entwürfe gingen zurück an die German 103. War die Gruppe zufrieden, wurde es so umgesetzt.

Auf diesem Weg entstanden insgesamt zwei Prototypen, welche immer wieder verändert wurden. Da insgesamt 104 Personen an der Konzeptionierung beteiligt waren, kam hierbei sehr viel Input, welcher sinnvoll umgesetzt werden musste.
Auch gestaltete sich die Kommunikation mit einer chinesischen Firma oft als, sagen wir, holprig. Die finale Version des Verdampfers ist das Ergebnis unzähliger Stunden Arbeit und war für alle Beteiligten sowohl Erfahrungsprozess als auch Hürdenlauf. Schlussendlich konnte jedoch jedes der Mitglieder an der Aufgabe wachsen und bekam die ersten marktreifen, personalisierten Versionen der Brunhilde zugeschickt.

Die Brunhilde

Der Name Brynhildr oder Brunhilde stammt aus dem Nibelungenlied, einer germanischen Sage.

Bei der Namenswahl für ihr Konzept stimmten die German 103, wie bei allen anderen Entscheidungen, ebenfalls ab.
Martin Hartkopf schrieb, eher aus Spaß, den Namen Brunhilde in die Abstimmung. Er dachte zu diesem Zeitpunkt es sei ein passender Name für einen Verdampfer aus Deutschland und eine witzige Idee.
Sein Scherz wurde sehr beliebt und konnte letzten Endes die meisten Stimmen für sich gewinnen.

Brynnhilde ist der Name einer Figur aus dem nordischen Sagenkreis.
Wie eine Märchenfigur (Hexe, Prinzessin) taucht sie in Abwandlungen in mehreren Sagen auf. (Lieder Edda, Völsungsaga, Thidrekssaga, etc.)

Im Deutschen wird sie meist Brünnhild bezeichnet, in anderen Sprachen als Brynnhild. Historisch belegt ist die merowingische Brunichildis. (althochd. brunni: Brünne/Brustpanzer & hiltja: Kampf). Der Namen Brunhilde ist nicht geläufig.

In einigen Erzählungen wird sie als Walküre dargestellt, als Schildmaid mit göttlicher Abstammung.
In Deutschland ist sie bekannt durch ihre Rolle im Nibelungenlied. Dort ist sie eine Königin mit übermenschlichen Kräften, die durch Betrug zur Heirat mit Gunther gezwungen wird, durch Hinterlist vergewaltigt und durch den Verlust der Jungfräulichkeit ihre Kräfte verliert.
In dieser Rolle ist sie Sinnbild für die Zähmung der Frau. Sie verschwindet nach etwa der Hälfte der Erzählung.

In der Zeit der Suche nach einer gesamtdeutschen Identität machte Richard Wagner daraus bis 1874 den Opernzyklus Ring der Nibelungen. Seine romantisch-heroische Deutschtümelei hatte aber mit Historizität nichts zu tun, da weite Teile Deutschland zur Entstehungszeit slawisch waren bzw. nicht zum westgermanischen Machtbereich gehörten. (Vergl.: Franken, Merowinger, Karolinger)

Beliebt war ab den späten 1920ern der Bauhaus Stil mit seiner technischen Sachlichkeit, auf den Design und Piktogramm des Verdampfers Bezug nimmt.

– Joey Hoffmann –

In Zeiten wie diesen vielleicht nicht das beste Image, wie ich finde.
Das Nibelungenlied wurde zu NS Zeiten sehr für Propaganda genutzt. Hitler selbst war ein großer Fan von Richard Wagner, welcher die Sage vertonte und als Oper auf die Bühne brachte. Auch erklärte er die Sagengestalt Siegfried irrationalerweise zum Nationalhelden.

Der Name Brunhilde, gepaart mit der Schrift und der Herkunft der Idee könnte für Kontroversen sorgen. Auch Martin Hartkopf äußerte ähnliche Gedanken. Niemand kann jedoch vorhersagen, was in den Köpfen mancher Leute vorgeht und es soll diesem tollen Produkt keinen Abbruch tun.

Topcoiler mit viel Platz

Bei der Brunhilde handelt es sich in ihrer Bauart um einen sogenannten Topcoiler.
Hierbei sitzt das Wickeldeck, ähnlich wie beim Corona V8 und dem Vapor Giant Extreme, direkt unter dem Drip Tip. Das Liquid wird über Edelstahldochte aus dem unteren Tank direkt zur Watte transportiert.
Der Kapillareffekt der Stahldochte sorgt für eine kontinuierliche Versorgung der Watte mit Liquid. Durch das sehr nah am Mundstück liegende Deck ist der Geschmack dieser Verdampfer meist sehr gut. So auch im Fall der Brunhilde.

Vapefly Brunhilde
Das Deck mit integrierter Luftzufuhr

Mit 25mm Durchmesser und 55,5mm Höhe ist die Brunhilde nicht gerade eine Walküre, wie sie oft auf Illustrationen zu sehen ist. Eher könnte man sie mit der Walküre aus den Richard Wagner Aufführungen vergleichen. Rundlich, schwer und gewaltig. Mit Flügeln am Helm.

Als Deck wurde eine Art modifiziertes Velocity Deck genutzt. Zwischen die beiden Posts wurde eine zusätzliche Airflow gesetzt, welche über die untere Seite des Tanks gespeist wird und den Luftstrom aufteilt. Dieser trifft dann von innen auf die Rückseite der Coils. Zusätzlich dazu befindet sich eine stufenlos regulierbare Airflow an der Topcap, welche die Coils wie üblich an der Vorderseite treffen.
Eine Single Coil Wicklung ist nicht möglich.

Ein ähnliches Deck wurde bereits beim Core RTA, ebenfalls von Vapefly, genutzt. Dieser war ein Alleingang von Vapefly und hauptsächlich für den US Markt. Dort bekam er überwiegend positive Kritiken.
Alles in allem finde ich das Deck sehr gut durchdacht und es bietet sehr viel Platz für große Wicklungen. Bei meinem Test habe ich einen Durchmesser von 4mm genutzt und hatte keinerlei Probleme.

Wie bei Top Coil Verdampfern üblich befinden sich unter dem Deck die Öffnungen für die Stahldochte. Diese gedrehten und aus „…deutschem Edelstahl“ bestehenden Stahlseile transportieren das Liquid aus dem Tank hoch zur Wicklung.
Mit 8ml Fassungsvolumen ist der Tank sehr großzügig dimensioniert, jedoch wirkt diese Zahl nur auf dem Papier gut. Bei komplexeren Wicklungen, wie ich sie genutzt habe, ist die Brunhilde ein Liquidvernichter.



Die Basis ist mit dem Tankshield verbunden und lässt sich nicht einzeln abschrauben. Dieses unübliche Design wurde jedoch absichtlich gewählt. Für den Fall, dass es andere Tankshields geben wird, schraubt man einfach den oberen Teil aus dem Tank und setzt eine neue Basis darunter. So erspart man sich das teilweise lästige Gefummel an viel zu schmalen Basen, welche man oft kaum zu fassen bekommt.

Ich persönlich finde die Idee sehr gut, wird damit doch auch eine weitere Stelle für potentielles Auslaufen entfernt. Auch gefallen mir die sehr schönen und gut sichtbaren Gravuren, welche den Schriftzug Brunhilde und einen stilisierten Helm einer Walküre darstellt. Ebenfalls mit Flügeln.

Liquidvernichter brauchen Tankvolumen

Neben all den technischen Feinheiten und der sehr guten Verarbeitung geht es bei einem neuen Tank jedoch vorrangig um Geschmack und Dampfentwicklung.

Durch das Dual Coil Design richtet sich die Brunhilde eindeutig an Personen, die große, dichte Dampfwolken lieben. Hierbei brilliert die „Wilde Hilde“, wie sie bei den German 103 liebevoll genannt wird.
Bei meinem Test habe ich sehr große und komplexe Coils genutzt und kam bei 0,08 Ohm Widerstand heraus.
Für alle die nicht so gern herumexperimentieren befinden sich im Lieferumfang sehr gute Fused Clapton Coils, welche bei 0,35 Ohm single laufen.
Ebenfalls dabei ist die noch recht neue shoe-lace Cotton, Ersatzdochte, ein Ersatzglas, O-Ringe, ein 510er Drip Tip Adapter sowie passendes Werkzeug und Ersatzschrauben.

Vapefly Brunhilde
Ab Februar wird die Wilde Hilde in Deutschland verfügbar sein. Allerdings ist sie bereits vor Erscheinen bei vielen Händlern ausverkauft.

Mit meinen Wicklungen wollte ich mit über sieben Jahren Dampferfahrung sowohl Tank als auch Akkuträger einmal an die Grenzen treiben. Und was für Grenzen das waren.
Bei 170 Watt schlug mir eine dermaßen große Dampfmenge entgegen, dass ich erst einmal husten musste.
Scheinbar habe ich nicht nur die Grenzen der Hardware sondern auch meine Grenzen ausgereizt. Zumal ich seit vielen Jahren 6mg Nikotin im Subohmbereich dampfe. Mit der Brunhilde unmöglich.

Ich habe also ein 3mg Liquid eingefüllt, neu wattiert und war begeistert. Ein sehr dichter, aromatischer Dampf entstand. Hier zahlt sich das zusätzlich durch den Zigarettenverzicht erworbene Lungenvolumen richtig aus.
Nach zwei tiefen Zügen waren sowohl mein Zimmer als auch mein Kopf dicht.
Der Geschmack ist, wie unsere Freunde aus Übersee so schön sagen, „spot on“. Auch hier glänzt das Communityprojekt und weist die etablierten Größen wie Vapor Giant, German Stil Vapor oder Steampipes in die Schranken.
Ich selbst besitze oder besaß fast alle Topcoiler der vergangenen Jahre und bin schockiert, wie gut die Brunhilde schmeckt. Für das angepeilte Preissegment absolut überragend.

Irgendwas ist ja immer

Wie überall gibt es jedoch auch bei der Brunhilde Kritikpunkte.
So ist es beispielsweise nicht möglich die interne Airflow zu schließen ohne gleichzeitig die Airflow der Topcap zu verdrehen. Hierdurch trifft der Luftstrom nicht mehr direkt die Coil, was bei sehr breiten und großen Coils für Probleme sorgen kann. Die beiden Luftzufuhren voneinander zu entkoppeln hätte hier einen deutlichen Mehrwert gebracht.

Auch sitzt die Topcap recht locker, was scheinbar an zu dünnen Dichtungsringen liegt. Wer also (wie ich) den Akkuträger in der oberen Hemdtasche hat und ihn dann am Tank herausziehen will könnte eine böse Überraschung erleben.
Auch sind mir beim Finish des Tanks Unregelmäßigkeiten aufgefallen. So ist beispielsweise der mit Punkten versehene Ring unter dem Drip Tip poliert, die Top Cap gebürstet und das Tankshield wieder poliert. Für Perfektionisten eventuell ein Stein des Anstoßes.
Ob dieser Kontrast gewollt ist und sich auf dem noch in Planung befindlichen mechanischen Akkuträger widerspiegelt, wird sich zeigen.

Bedenkenlos zu empfehlen

Mit der Brunhilde haben Vapefly, Martin Hartkopf und die German 103 etwas sehr gutes erschaffen.

Der Tank, welcher sich offenkundig bei den etablierten Platzhirschen sowohl in Design als auch Aufbau bedient, macht sehr viele Dinge richtig.
Geschmack, Fertigungsqualität sowie Dampfentwicklung und Benutzerfreundlichkeit sind überraschend gut und lassen kaum Wünsche offen. Das Konzept geht auf und funktioniert tadellos.
Lediglich kleinere Designschnitzer trüben den sonst fast perfekten Eindruck und zeigen, dass auch hier noch Luft nach oben ist.

Für einen kalkulierten Endpreis von knapp 50,- Euro ist die Brunhilde jedoch bedenkenlos zu empfehlen und wird ihr Marktsegment ordentlich aufwirbeln.
Wer selbst wickeln und über die angesprochenen Designschnitzer hinweg sehen kann wird mit der „Wilden Hilde“ sehr viel Freude haben.


Der Revvo von Aspire: https://www.vapers.guru/2018/08/24/revvo-von-aspire/
Der Asmodeus von Kollosal: https://www.vapers.guru/2018/05/16/colossal-von-asmodus/

Extreme von Vapor Giant

Brunhilde von Vapefly

9.5

Geschmack

10.0/10

Verarbeitung

9.0/10

Design

9.0/10

Preis/Leistung

10.0/10

Pros

  • Viel Platz für die Coils
  • Hervorragender Geschmack
  • Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Cons

  • Gekoppelte Luftzufuhr
  • Finish nicht stimmig
  • Kontroverses Design
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Sebastian Hackauf

Freier Redakteur bei vapers.guru
Arbeitet als Fachberater, Entertainer, Kumpel, Dolmetscher und Seelsorger in einem Berliner Dampferladen. Hobbymäßiger Schreiberling, Steampunker und Bastler, der schon in vielen Gesellschaftsbereichen gearbeitet hat.

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